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Eine Frage der Zeit

Junge Menschen beim Schauspielern kostümiert auf einer Bühne.

Ein glänzend aufgelegtes Ensemble, ein Thema, dem niemand entkommt, eine souveräne Inszenierung und ein begeistertes Publikum bei der Premiere – das sind die Hauptmerkmale von „Zeit, Alter“, der neuesten Produktion des HTWG-Theaters.

Manchmal hat man keine, obwohl sie dennoch da ist. Manchmal verschenkt man oder vertrödelt sie, obwohl man sie nicht besitzt. Und manchmal rennt man ihr hinterher, obwohl sie nicht vor einem wegrennt. Zeit. Was fangen wir damit an und was macht sie mit und aus uns? Zum Beispiel in 15.897.600 Sekunden, also in einem Sommersemester. Die Studierenden haben sich zusammengesetzt und sich gefragt, was sie mit diesen fast 16 Millionen Sekunden alles anfangen.

Daraus entwickelten sie Typologien, Trödler, Hektiker, Überdrehte oder Pingelige. Aber auch vom Internet gesteuerte, die ihre Selbstoptimierung bis an die Grenze des Wahnsinns vorantreiben. Sie spielen sich zum Teil selbst, was dem Ganzen, auch im Schauspiel, extrem viel Glaubwürdigkeit verleiht. Als Dreingabe gibt es die Grauen Herren aus Michael Endes „Momo“, die immer wieder auf den Plan treten, als Zeitdiebe aus einem zwielichtigen Bankgewerbe. Sie versuchen, die Gutgläubigen übers Ohr zu hauen und verwalten die digitalen Zeitguthaben, wie moderne Raubritter.

Das alles spielen die Studierenden mit viel Witz, die Lacher aus dem Publikum waren immer wieder deutliche vernehmbar. Doch der Witz gerät an keiner Stelle zum Flachwitz, die nachdenklichen Zwischentöne verhindern, dass die Inszenierung in den Klamauk abgleitet. Gebrochen wird das Ganze durch Einlagen einer Band, die sich zwischen rockig und schnulzig durchspielt und es zwischendurch auch mal richtig krachen lässt. Regisseurin Annika Stross hat es geschafft, aus den vielen Einzelteilen ein Ganzes zu inszenieren, stimmig, überzeugend und gleichzeitig lässig.

Wie immer haben knapp 40 Studentinnen und Studenten das gesamte Projekt gestemmt, vom Konzept über die Projektphase bis hin zur Aufführung, inklusive Technik, Vorlagen für Plakate, Karten und Programmhefte. Das im Studium generale angesiedelte HTWG-Theater zeigt einmal mehr, dass sie viel mehr können als nur studieren.

Haben Sie noch Zeit? Die nächsten Vorstellungen finden heute, am 21. Und 22. Juni statt, jeweils ab 21 Uhr im Gebäude G statt. Restkarten gibt es an der Abendkasse.