Innovation, Nachhaltigkeit und Kooperation im Fokus

HTWG-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Rein begrüßt das Publikum
Holzbautagung Konstanz 2025 bringt Wissenschaft, Handwerk und Praxis zusammen.
Bereits zum 9. Mal fand an der HTWG - Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Zusammenarbeit mit proHolz Schwarzwald die diesjährige Holzbautagung Konstanz statt. Rund 160 Fachleute aus Architektur, Ingenieurwesen, Handwerk, Verwaltung und Hochschule nutzten den Tag, um aktuelle Entwicklungen, Forschungsprojekte und Baupraxis im modernen Holzbau zu diskutieren.
Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Sabine Rein, Präsidentin der HTWG, und Prof. Dr.-Ing. Jian-hua Meng, Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen, eröffnete Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Francke als Moderator den intensiven Vortragstag.
Zum Auftakt präsentierte Lukas Esper zusammen mit Luis Lang von der Stadt Konstanz das städtebauliche Großprojekt „Entwicklung Hafner“, ein geplantes Wohnquartier für rund 6.500 Einwohnerinnen und Einwohner auf 60 Hektar Fläche. Seit über zehn Jahren wird das Vorhaben vorbereitet – der Start der Erschließungsarbeiten ist für das kommende Jahr vorgesehen.
Das Ziel: nachhaltiges Bauen auf allen Ebenen. Vergleichende Ökobilanzierungen zeigen, dass Holzbauweisen in nahezu allen Kategorien am besten abschneiden. Esper betonte: „Mit Hafner setzen wir ein Zeichen für klimagerechtes Bauen in der Stadtentwicklung.“ Holzbau wird dabei eine Schlüsselrolle einnehmen.
Wie erfolgreiche Kooperation zwischen Bauunternehmen und Architekten aussehen kann, zeigten Prof. Stefan Krötsch (Klingelhöfer Krötsch Architekten, München) und Sebastian Schmäh (Holzbau Schmäh, Meersburg) am Beispiel ihres Projekts „Campus Holzbau Schmäh“.
Das auf nur 3.000 m² und in Hanglage realisierte Gebäude vereint Werkhalle, Verwaltung und Wohnraum – und spiegelt das Selbstverständnis des Unternehmens wider: „Wir wollen Gebäude für 150 Jahre errichten“, so Schmäh. Mit vielen natürlichen Baustoffen wie Eichenbalken in hochbelasteten Bereichen, Lehmputz in den Wohnungen oder Waldkantenabschnitten an der Fassade gingen die Objektbeteiligten eigene Wege. Dabei standen die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als „wichtigstes Kapital“ des Unternehmens stets im Mittelpunkt.
Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Christian Schlosser (Landkreis Lörrach) gemeinsam mit Marc Lösch und Klemenz Harzer (K9 Architekten, Freiburg) und Benedikt Wirbser (Holzbau Südwest GmbH, Freiburg). Unter dem Titel „Einfach unterkommen“ zeigten sie, wie serielle Holzbauweise kosteneffizientes und nachhaltiges Bauen ermöglichen kann – etwa bei der Schaffung von sozialem Wohnraum.

Christian Schlosser, Marc Lösch, Klemenz Harzer u. Benedikt Wirbser stellen ihr Projekt vor
Die Projektbeteiligten betonten die Vorteile gemeinsamer Ausschreibung und standardisierter Grundrisse: „Nur durch frühe Kooperation und serielle Fertigung lassen sich Qualität, Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit vereinen.“ Die Effizienz des seriellen Bauens zeigte sich sehr deutlich: Die Planungszeit konnte um 8,5 Monate und die Ausführung um weitere 5 Monate gegenüber der ursprünglichen Planung verkürzt werden. Damit stehen dem Landkreis Lörrach die Gemeinschaftsunterkünfte über ein Jahr früher zur Verfügung!
Thomas Steimle (Steimle Architekten, Stuttgart) widmete sich in seinem Vortrag dem Thema „Wandel im Raster“. Er zeigte am Beispiel des geplanten Neubaus für die HTWG, wie Holz als Material die Architektur transformiert – ästhetisch und klimatisch. Innovative Fassadenkonzepte ermöglichen Energiegewinnung und Verschattung zugleich. Auch die Gebäudetechnik wurde neu gedacht: Aufgrund schwieriger Bodenverhältnisse wird sie ins Obergeschoss verlegt – ein Beispiel für kreative Lösungen im Holzbau.
Der Nachmittag stand im Zeichen der Ingenieurwissenschaft. Gordian Kley (merz kley partner GmbH, Dornbirn) sprach über Tragwerksplanung im Holzbau und die Suche nach dem „Einfachen“. Anhand eigener Projekte zeigte er, wie durch konsequente Planung Baukosten gesenkt und Ressourcen geschont werden können. Sein Appell: „Wir sollten BIM als Werkzeug nutzen – und nicht zum Selbstzweck werden lassen.“
Zum Abschluss präsentierte Martin Schenk (TU München) die zweite Generation des Eurocode 5. Er betonte, dass Normen nicht als Hürde, sondern als Chance verstanden werden sollten: „Normen machen das Bauen nicht teuer – sie machen es vergleichbar und effizient.“ Neuigkeiten betreffen unter anderem den Holz-Beton-Verbund, Komfortklassen bei Schwingungen und eine überarbeitete Gliederung der Verbindungsmittel.
Fazit: Holz als Zukunftsmaterial
Die Holzbautagung 2025 zeigte eindrucksvoll, dass der Holzbau längst in der Mitte der Baukultur angekommen ist – technisch ausgereift, ökologisch sinnvoll und gestalterisch vielfältig.
Das Zusammenspiel von Forschung, Planung und Handwerk, wie es an der HTWG Konstanz gepflegt wird, bildet die Grundlage für die Zukunft des Bauens im Zeichen des Klimawandels.
Text: proHolz, Elias Wahl
Fotos: HTWG