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Türöffner Professorinnenprogramm

Die Designerin Dagmar Korintenberg lehrt als Gastprofessorin in den Studiengängen Kommunikationsdesign. Die Professur aus Mitteln des Professorinnenprogramms ermöglicht Frauen einen (Wieder)-Einstieg in den akademischen Bereich und trägt dazu bei, die Berufungschancen für eine Professur zu erhöhen.

Dagmar Korintenberg hat eine Schwäche für Metalle, die Gestaltung von Räumen und dafür, Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Und aus allem zusammen hat sie ihre Stärke als Gestalterin und Geschäftsfrau entwickelt. Die 47-Jährige hat sich direkt nach dem Studium selbstständig gemacht, ist aber bis heute leidenschaftliche Vertreterin kollaborativer Arbeitsstrukturen. In diesem Wintersemester und im kommenden Wintersemester lehrt sie als Gastprofessorin in den Studiengängen Kommunikationsdesign. Dabei will sie die Themen Gender und Diversity aufgreifen. „Aspekte von Vielfalt und Teilhabe werden im Kommunikationsdesign zunehmend integriert und relevant. Gerade in den letzten Jahren sind in diesem Bereich spannende Projekte und Arbeiten entstanden, die die Beziehung von visueller Gestaltung und multiperspektivischen Anforderungen erforschen und ausloten. Dass im Rahmen der Gastprofessur Gender und Diversity als Teil meines Arbeitsfeldes gesehen werden, ist eine wertvolle Gelegenheit für mich, diese Themen noch mehr in meiner Lehre zu verankern und mich aktiv mit unterschiedlichen Akteur*innen an der HTWG zu vernetzen“, sagt die Professorin.

Gelernte Goldschmiedin und Designerin
Nach zwei Semestern Kunstgeschichte hat die gebürtige Bonnerin eine Ausbildung zur Goldschmiedin in Pforzheim absolviert. Doch die „staatlich geprüfte Designerin für Schmuck und Gerät“ wollte Praxis und Theorie verbinden. Im Kommunikationsdesign-Studium wurde sie fündig, und nicht nur aufgrund ihrer Liebe zum Material hat sie sich dort auf die Gestaltung im Raum spezialisiert. Es geht ihr um Räume als Ort der Kommunikation. Besonders am Herzen liegt ihr diesbezüglich ein Projekt in Mecklenburg-Vorpommern, wo sie in Kooperation mit Wolf Kipper mit der Installation „Perspektiven zur Freiheit“ ein Erinnerungszeichen an die friedliche Wende von 1989 gesetzt hat (Bild oben). 2021 haben die beiden mit dieser Arbeit unter Anderem den renommierten „IF Award“ und den „European Design Award in Gold“ gewonnen.

Im Austausch gestalten
Das Projekt steht beispielhaft für einen „multiperspektivischen“ Ansatz, der auch im Zentrum von Korintenbergs Lehrtätigkeit steht. Und sie meint das sowohl in Hinsicht auf die Macherinnen und Macher als auch mit Blick auf die Zielgruppen. Denn die Zeit der einsamen Gestalter-Genies, so Korintenberg, sei vorbei. Sie selbst bevorzugt kollaborative Arbeitsstrukturen, in die unterschiedliche Sichtweisen einfließen. Und es ist ihr wichtig, als Gestalterin auch an ganz unterschiedliche Zielgruppen zu denken. Sie macht es wiederum fest an den Erinnerungszeichen im mecklenburgischen Waren: Dort sei es ihr darum gegangen, sowohl jüngere Menschen anzusprechen, die 1989 noch gar nicht geboren waren, als auch Zeitzeug*innen einzubeziehen, für die die Wende eine echte Lebenswende war.

Neue Bilder von Kompetenz schaffen
Vorbildfunktion für viele Studentinnen wird Korintenberg auch deswegen haben, weil sie sich als Frau in einer, was die Führungspositionen angeht, doch sehr von Männern geprägten Szene behauptet. Ihre Selbstständigkeit habe sich eher spontan aus Projekten entwickelt, berichtet sie. Anfangs mit einer Partnerin im Business-Duo steht sie unterdessen alleine hinter ihrer Marke »raumservice« (www.raumservice.de). Weil es ihr wichtig ist als Frau sichtbar zu sein und Frauen sichtbar zu machen, hält sie Workshops zu diesem Thema und hat gemeinsam mit Kolleginnen 2021 die Eventreihe »Learn & Burn«, ein Lab des Deutschen Designer Clubs (DDC) für Female Leadership und Nachwuchsförderung in der Branche entwickelt. Denn das „Bild von Kompetenz“ in den Köpfen der Menschen müsse sich verändern, weiblicher, vielfältiger – ja auch hier: multiperspektivischer werden. Es bleibt viel zu tun. Denn gerade die Veränderung solcher unbewussten Strukturen „dauert lange“.

Weitere Informationen zum Professorinnenprogramm auf den Seiten Gleichstellung und Diversity

Prof. Dagmar Korintenberg im Portrait

 

Ein Lieblingsprojekt der Designerin Dagmar Korintenberg: Die mehrfach ausgezeichneten Erinnerungszeichen »Perspektiven zur Freiheit« in Mecklenburg-Vorpommern.