Zurück zur Übersicht

Das Career- & Project-Center der HTWG

19.06.2019

Von Beginn des Studiums an unternehmerisch denken und handeln lernen. Das CPC bietet nicht nur für BWL-Studierende vielseitige Möglichkeiten, sich im Projektmanagement auszuprobieren.

„Das CPC ist ganz klar ein Alleinstellungsmerkmal der HTWG. Ich habe bisher keine Uni oder Hochschule kennengelernt, die in studentischer Selbstorganisation ein Career- & Project-Center betreibt, ganz ohne hauptamtliche Mitarbeitende und das schon so lange.“ Deutlich schwingen Stolz und Freude mit in der Stimme von Prof. Dr. Jan-Dirk Rosche beim Gespräch über das von ihm mitinitiierte Career- & Project-Center (CPC). Gegründet wurde das CPC 2002. Die Kernidee: in semesterübergreifender wie interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrenden Sinn und Nutzen stiftende Projekte für und mit Unternehmen zu realisieren. Jan-Dirk Rosche nennt dies „Brückenbauen zwischen Hochschule und Wirtschaft“. Das theoretische Handwerkszeug vermitteln die Dozentinnen und Dozenten der Fakultät Wirtschafts-, Kultur und Rechtswissenschaften. Neben Jan-Dirk Rosche, der an der HTWG Leadership und Organisation lehrt, sind das vor allem Dr. Stefan Schweiger, Professor für Industrielle Projektplanung und Prozessmanagement und Dr. Andreas Bertsch, Professor für Rechnungswesen und Controlling. Immer wieder unterstützt werden sie dabei auch vom Alumni Verein der Konstanzer BWL, hier allem voran Prof. Dr. Werner Volz.

Wichtig ist den Dozenten, dass die Studierenden im CPC viele unterschiedliche Erfahrungen im Projektmanagement sammeln. „Freude im Tun“ lautet richtungweisend der Leitspruch des CPC, frei nach Goethe. Möglichkeiten zum Tun werden möglichst früh im Studium angeboten, eigenverantwortlich und orientiert an der unternehmerischen Praxis. Das CPC bietet den Studierenden der HTWG somit die Chance, sich von Beginn des Studiums an auf die Arbeitsanforderungen eines professionellen Arbeitsumfelds vorzubereiten, erlangte Fachkenntnisse anzuwenden und im Umgang mit Teammitgliedern und Kunden ihre Soft Skills weiter auszubauen. Lerninhalte wie unternehmerisches Handeln, Projektmanagement, Leadership und Teamentwicklung können in den Projekten des CPC direkt angewendet und umgesetzt werden.   

Praxisnah, interdisziplinär, international

Rosche betont nachdrücklich die Relevanz praxisorientierten unternehmerischen Lernens im Studium: „Als ich aus der Industrie an die Hochschule wechselte, war mir klar: Wenn ich mich auf eine Hochschultätigkeit einlasse, dann wird dies sehr praxisnah sein. Wenn es gelingt, Studierenden die Freude am Tun und an der Zusammenarbeit näher zu bringen, dann werden sie  mit einer anderen Energie lernen als bei einem Studium an einer Massenuniversität. Vieles haben wir mittlerweile gemeinsam erreicht: Überzeugende Gründe, warum die Studierenden sich für die BWL an der HTWG entscheiden, sind heute unter anderem die gute familiäre Atmosphäre bei uns und die starke Projekt- und Praxisorientierung.“

Für die angehenden Betriebswirtschaftler/-innen steht die erste Projektarbeit bereits im ersten Semester im Fach „Projektmanagement“ bei Prof. Dr. Stefan Schweiger auf dem Programm. Im vierten und sechsten Semester haben sie dann weitere Möglichkeiten, sich für eines der im CPC angebotenen Projekte zu entscheiden und sich die Leistung für ihr Studium anrechnen zu lassen. Grundsätzlich stehen die Angebote des CPCs allen Studierenden offen und der interdisziplinäre wie internationale Austausch ist ausdrücklich erwünscht. Momentan arbeiten im Rahmen des CPC rund 100 Studierende in über 25 Projekten.

Förderung der Connect-Messe

Hochschulweit bekannt ist die Firmenkontaktmesse Connect. Ihre Vorläufer wurden vom CPC und der Fakultät Informatik gemeinsam initiiert und organisiert. Seit 2008 bietet die Connect exklusiv für Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen der Fakultäten Wirtschafts-, Kultur- und Rechtswissenschaften und Informatik die Chance, potentielle Arbeitgeber aus der Region gezielt näher kennenzulernen. An den Messeständen der Firmen können sich die Studierenden über den Karriere-Einstieg nach dem Studium informieren, aber auch Möglichkeiten für Praktika, Abschlussarbeiten oder Praxissemester ausloten. Die Firmenkontaktmesse findet einmal im Jahr - zumeist im Mai - statt. Die Hauptverantwortung für ihre Planung und Durchführung liegt heute in den Händen eines Kernteams von Studierenden in Zusammenarbeit mit Silke Bürkle (Fakultät WS) und den Professoren Dr. Jürgen Neuschwander (IN), Prof. Dr. Stefan Schweiger und Dr. Andreas Bertsch (BWL). Die CPC-KL arbeitet beim Recruitment und der Zusammenstellung des Connect-Kern- sowie des Support-Teams aktiv mit.

Aufbau des CPCs

Das koordinierende Herz und Hirn des CPCs ist die CPC-Koordination & Leitung (kurz: CPC-KL). Sie besteht – stets semesterübergreifend - aus einer Gruppe von sechs bis neun Studierenden und Jan-Dirk Rosche. Alle Studierenden in der CPC-KL verantworten mindestens einen Funktions- und einen Projektbereich. Die Funktionsbereiche sind z.B. Personal, Finanzen oder Marketing und IT. Allein oder gemeinschaftlich übernehmen die Studierenden die Verantwortung für die Funktionsbereiche wie auch die Initiierung und Begleitung aller neu akquirierten bzw. geplanten und in der Umsetzung befindlichen Projekte. Alle Studierenden verantworten und begleiten auf diese Weise mindestens zwei bis drei Projekte parallel. Auch führen sie für alle Projekte die Bewerbungsgespräche durch, denn ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen müssen sich für die Projekte jeweils vorher bewerben. Der Aufbau des Career- und Project-Centers ähnelt so in gewisser Weise dem Führungs- und Managementbereich eines sich selbst immer wieder neu organisierenden agilen Unternehmens.

Die Koordinations- und Leitungsfunktionen werden besetzt mit Studierenden aus dem 6. Semester BWL und Studierenden, die im dritten Semester Wirtschaftssprechen Asien und Management studieren. Über ein Bewerbungsverfahren erfolgt eine Eignungsprüfung für die Leitungsfunktionen. Von Vorteil ist für die Bewerberinnen und Bewerber eine entsprechende Erfahrung und Ambition in den Bereichen Leadership, Teamentwicklung und Projektmanagement. Oft interessieren sich die Bewerbenden auch gerade für die Bereiche Personal und Marketing. Nach einem Semester wechselt das jeweils aktuelle Leitungsteam in eine Senior-Funktion, das heißt, die in der Leitung des CPC erfahreneren Studierenden beraten und begleiten die neue Junior-CPC-KL. Jedes Semester erhält so eine neue Generation Studierender die Möglichkeit, sich in der Leitungsfunktion auszuprobieren.

Ein großes Plus beim Berufseinstieg

Florian Schaal, der in der CPC-KL mitwirkt und derzeit im 7.Semester BWL studiert, erkennt für sich die Vorteile praxisorientierter Projektarbeit gegenüber klassischen Lern- und Lehrformaten: „Die CPC-KL ist zwar schon mit viel Arbeit verbunden, denn es ist ja keine klassische Vorlesung, in der man zuhört und am Ende eine Klausur schreibt. Aber man lernt auch viel mehr, vor allem über sich selber, Stichwort Persönlichkeitsentwicklung. Und man lernt, wie man mit Menschen umgeht, nicht nur mit Mitstudierenden und Profs, sondern gerade auch mit Firmenvertretern.“

Dass die Studierenden bereits während des Studiums so viele Projekte realisieren können, sei ein großes Plus beim Berufseinstieg, sagen auch viele Ehemalige. Die Erfahrung zeige, dass die Personaler sehr positiv auf die Projekterfahrungen der Absolventinnen und Absolventen reagieren. „Wenn Studierende, die in der CPC-KL mitgemacht haben, sich bewerben, können sie im Vorstellungsgespräch sagen: Ich habe in Konstanz ein selbstorganisiertes Career-Center mit geführt. Ich habe schon ein Jahr Erfahrungen machen können, war für 10, 12 Projekte verantwortlich. Es dürfte schwer sein, in Deutschland andere Studierende zu finden, die das von sich sagen können.“

„Praxisgespräch: Personalmanagement“ auf dem Lilienberg

Seit 1998 wird zweimal jährlich im Unternehmerforum Lilienberg (Ermatingen/CH) das „Praxisgespräch: Personalmanagement“ durchgeführt. Die Idee: Ein Semester lang können Studierende der BWL bzw. der Wirtschaftssprachen Asien und Management Zeit, ein Thema aus den Bereichen Personal, Leadership und Organisationsentwicklung bearbeiten, das von einem Unternehmen gestellt wird. Die Akquise der Themen übernehmen zwei BWL-Studierende aus dem 1./2. Semester. Sie stellen die Themen auch zu Semesterbeginn den interessierten Studierenden vor. Am Ende des Semesters organisieren und moderieren sie dann das Praxisgespräch, bei dem die Studierenden ihre Ergebnisse vor den Auftraggebern präsentieren und mit Führungskräften bzw. Mitarbeitenden aus den Unternehmen bzw. Personalabteilungen diskutieren. Die Beteiligung an den Praxisgesprächen bietet allen Studierenden v. a. die Möglichkeit zum praxisnahen Arbeiten und intensiven Networking mit Praktikern. Das ist gerade auch im Hinblick auf Abschlussarbeiten, Werkstudenten-Jobs etc. von großem Interesse.

Ungewöhnliche Entscheidungsfindung und Selbstorganisation

Alle wichtigen Themen, wie z.B. die Personalentscheidungen, werden im Konsens oder im Konsent entschieden (= verkürzt erklärt: Wer nicht vollkommen dagegen ist, sondern mit der Entscheidung leben kann, trägt sie dann auch mit). Das sei sehr effizient, so ist man sich in diesem Ansatz sehr einig, so Rosche. Das Konzept der Selbstorganisation sei insgesamt bewusst gewählt. „Darauf legen wir sehr großen Wert, denn das fördert die Motivation, die Einbindung und die Identifikation. Je freiheitlicher ich mich für etwas entscheiden kann, umso eher bin ich dabei, setze mich aktiv zielorientiert ein und identifiziere mich damit. “, erläutert Rosche. „Dass wir hier das Prinzip von Konsens und Konsent verlebendigen, ist ein Grund, warum das Ganze so gut und erfolgreich läuft.“

Das International Leadership Development Program (ILDP)

Weil es unmöglich wäre an dieser Stelle alle 25 Projekte des CPC en detail vorzustellen, soll hier ausführlich nur auf das International Leadership Development Program (ILDP) eingegangen werden.

Das ILDP hält außergewöhnliche Erfahrungen für die Studierenden bereit: Das zweisemestrige, internationale und interdisziplinäre Projekt befähigt die Teilnehmer/-innen, ihre Führungsfähigkeiten zu reflektieren, zu entwickeln und weiter auszubauen. Gleichzeitig stärkt es die interkulturelle Kompetenz der Studierenden. Es findet seit Jahren zweimal jährlich in Kooperation mit dem Elizabethtown College in Pennsylvania/US und neuerdings auch mit der INSA Business School in Barcelona/Spanien statt. Im Zentrum des Programms steht jeweils eine Projekt-Studien-Reise, die in der Regel im Mai auf dem europäischen Kontinent nach Genf oder Brüssel und in der zweiten Septemberhälfte auf dem amerikanischen Kontinent nach New York und Elizabethtown führt.

Im ersten Semester werden die Projekt-Studien-Reisen vorbereitet, im Fokus steht dabei die Programmgestaltung, das Onboarding und Team-Building und das Planen und Durchführen von Pre-Workshops, die auf die Reisen vorbereiten. Das Thema eines solchen Pre-Workshops lautet dann z.B. „Die Teamkultur fördern“, ggf. ist es auch angedockt an die Veranstaltung „Humankapitalmanagement“ oder „Co-Leadership & Verantwortung“. Welche Institutionen, Firmen etc. auf der jeweiligen Reise besucht werden, entscheiden die Studierenden gemeinschaftlich. Entscheidend ist dabei der Fokus auf das „Leadership“. Die Studierenden planen die Termine und vereinbaren die „Briefings“ bzw. Dialogveranstaltungen vor Ort eigenständig. Und das sind nicht wenige: Zwei bis drei Gastbesuche oft verbunden mit Führungen und Besichtigungen absolvieren die Studierenden am Tag. „Das ist kein Zuckerschlecken. Als Gast-Team spielen wir Champions League, denn wir werden in den USA auch mit Besucher-Gruppen aus den amerikanischen Top-Unis verglichen“, sagt Rosche.

Bei den United Nations in Genf, bei SAP in New York

Sophia Sammet studiert im siebten Semester BWL. Sie war selbst im ILDP-Genf dabei und besuchte dort z. B. die United Nations, die International Organisation for Migration und andere international tätige Organisationen. In den USA war sie bisher nicht dabei, doch hat sie die Planung des ILDP-NY mit begleitet: „Unsere Teams in den USA waren stets bei mehreren großen Firmen: SAP, Credit Suisse, Verizon. Dann auch bei einem Weinzüchter, der seine Reben auf den Dächern von New York anbaut. Außerdem bei den US Open, beim Studentenpfarrer von Barack Obama, ebenso wie in einer deutschen Kirche und bei den Armish People. Sie haben die großen Museen besucht: das MOMA, das Whitney Museum of American Art, das Guggenheim. Und sie waren zu den Themen Leadership, Teamentwicklung und Projektmanagement in der Militärakademie Westpoint und auf dem Gettysburg Battlefield.“ Die Studierenden erhielten an den besuchten Orten zuerst eine reguläre Führung und danach die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit dem Führer/der Führerin. So konnten sie aus erster Hand erfahren, was gute Führung ausmacht, wie es gelingt, auch noch nach Stunden die Aufmerksamkeit einer Gruppe richtungs- bzw. zielorientiert hochzuhalten.

Im zweiten Semester findet in der Regel die Reise statt: In Genf verbringen die Studierenden drei bis vier Tage, an die sich zwei weitere Tage in Konstanz anschließen – gemeinsam mit den amerikanischen und spanischen Studierenden. In den USA verbringen die Studierenden eine längere Zeit gemeinsam. Zunächst sind sie einige Tage in Pennsylvania bei der Partnerhochschule, dem Elizabethtown College, und den amerikanischen Studierenden zu Gast. Dann geht es für eine gute Woche nach New York. Während der Projekt-Studien-Reisen wird das Erlebte in sogenannten „Review-Preview-Meetings oder -Runden“ reflektiert. Alle wichtigen „Take-Aways“ werden in Bezug auf einen möglichen persönlichen Praxis-Transfer hin besprochen und weiterentwickelt. Gerade durch den Austausch mit den Studierenden anderer Nationalität erschließen sich neue Sichtweisen. Nadine Holzinger, BWL-Studentin im siebten Semester, erinnert sich an ihre Reise nach Genf: „Die Gespräche zu den Take-Aways sind äußerst wichtig, inhaltlich wie auch aufgrund der Sprache, denn jeder Vortrag war auf Englisch. Am Ende hat man einen ganz anderen Blick auf das Thema gewonnen, auch durch die Diskussion mit den Amerikanern.“ Nach der Reise ist das Projekt aber noch nicht zu Ende: Es wird jeweils eine ausführliche Abschluss-Präsentation und -Dokumentation erstellt. Zum Besuch der Abschluss-Präsentation sind stets alle HTWG-Studierenden eingeladen. Zudem gilt es, ein Nachfolge-Team zu rekrutieren und einzuarbeiten.

Leadership braucht Leidenschaft

Neben der Verbesserung ihrer Leadership- und Team-Qualitäten, ihrer Sprach- und interkulturellen Kompetenzen, gewinnen die Studierenden durch die ILDP-Projekte Vertrauen in ihre eigene Meinung und Leistungsfähigkeit. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen. Vor allem aber gewinnen sie eine Vorstellung davon, was eine gute Führungskraft auszeichnet. So werden sie in die Lage versetzt, ihr eigenes Führungsverhalten weiterzuentwickeln. „Leidenschaft hat eine wesentliche Bedeutung für gute Leistungen“, sagt Rosche. Das bestätigt sich im Gespräch mit den Studentinnen, die insbesondere über die Führung des leitenden Dramaturgen am Grand Théâtre in Genf ins Schwärmen geraten. „Ein beeindruckender Mann: Man hat es ihm wirklich angesehen, wie sehr er für seine Aufgabe brennt“, erinnert sich Sophia Sammet. Und ihre Kommilitonin Nadine Holzinger ergänzt: „Die Leidenschaft, mit der er seinen Beruf ausübt, das ist wohl bei uns allen hängengeblieben.“

Das Gespräch mit den Studentinnen macht deutlich: Fachliches lässt sich bestens über solche Projekte, wie sie das CPC anbietet, vermitteln. „Es war eine Entwicklung nicht nur auf persönlicher Ebene, sondern auch auf der Führungsebene, weil wir erfahren haben, was eine gute Führungskraft ausmacht“, resümiert Sophia. „Jeder hat jetzt ein genaueres Bild guten Führungsverhaltens vor Augen.“

Lust mitzumachen?

Die meisten CPC-Projekte werden in den ersten zwei Wochen eines neuen Semesters aufgelegt und angeboten. Um nicht viel Zeit zu verlieren, finden die Bewerbungsgespräche regelmäßig bereits in der dritten Semesterwoche statt. Wer Lust hat mitzumachen, kann sich hier informieren:
https://www.htwg-konstanz.de/hochschule/projekte/cpc