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Mit Stipendium durchs Studium im Maschinenbau

Das Deutschlandstipendium fördert begabte und leistungsstarke Studierende. Vier Studentinnen der Fakultät Maschinenbau gehören zu den Stipendiatinnen und wir haben uns mit ihnen über ihr Studium in einem MINT-Studiengang unterhalten.

In MINT-Studiengängen (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und in den daran anschließenden Berufsfeldern sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Im Wintersemester 20/21 waren in Baden-Württemberg 19.674 Männer und 5.969 Frauen in den Studienbereichen Maschinenbau bzw. Verfahrenstechnik eingeschrieben.

Sophia Brütsch und Lisa Dinkelmann studieren Maschinenbau - Konstruktion und Entwicklung (MKE), Charlotte Strohm und Lea Wattenberg Verfahrens- und Umwelttechnik (VUB) an der Fakultät Maschinenbau der HTWG Konstanz. Alle sind Stipendiatinnen des Deutschlandstipendiums und uns hat interessiert, wie es ist, als Frau an der Fakultät Maschinenbau zu studieren.

Spaß an Naturwissenschaften

Zum Studium gebracht hat die vier jungen Frauen vor allem ihr Spaß an Naturwissenschaften, logischer Denkweise, Mathe und Physik aber auch das Vorbild männlicher Familienmitglieder:  Bastler, Ingenieure, Landwirte.

„Was mich bei der Studienwahl auch angetrieben hat“, sagt Charlotte Strohm, „ist der Wunsch, dass die Gesellschaft es als normal ansehen sollte, wenn Mädchen Technik machen oder Jungs etwas Soziales. Und indem ich genau das mache, kann ich meinen Teil dazu beitragen.“

Junge Frau vor grünem Baum
Charlotte Strohm, VUB

Sophia Brütsch empfindet das Studieren in der Unterzahl als nicht immer einfach: „Sowohl die Mitstudierenden als auch die Lehrenden sind stark männlich dominiert. Das führt nicht zwangsläufig zu einem Problem, doch ich nehme es als solches wahr. Es spiegelt sich in der Lehre wider, es durchzieht den Studienalltag. Ich stelle mir häufig die Frage, ob ich in diesem Studium auch so gut wäre, wenn ich als Frau genauso in der Masse untergehen könnte wie die Kommilitonen und nicht immer das Gefühl hätte, mich beweisen zu müssen.“

Projekt MINT-Mentoring

Den Grund dafür, dass so viel mehr Männer technische Studiengänge besuchen, sehen die vier Studentinnen vor allem gesellschaftlich verankert.

„Ich denke das hängt immer noch stark damit zusammen, dass es in der Gesellschaft bis vor kurzem noch als sehr besonders angesehen wurde, wenn Frauen technische Berufe ergreifen wollten. Mittlerweile hat sich das Bild größtenteils gewandelt und technische Studiengänge bemühen sich sehr stark darum, Mädchen und Frauen für MINT-Fächer zu begeistern,“ sagt Lea Wattenberg. Genau darum geht es in dem Projekt „MINT-Mentoring“ der HTWG, in dem sie im Sommer 2022 als Mentorin tätig war und eine Schülerin bei der Wahl des passenden MINT-Studiengangs unterstützte.

Einen Grund für wenig Frauen in technischen Berufen sieht Lisa Dinkelmann in der Arbeitsstruktur männerdominierter Berufsfelder: „Ich finde es nicht problematisch als Frau nur mit Männern zu arbeiten. Was ich eher als problematisch sehe ist, dass Teilzeitarbeit in Ingenieurbüros noch eher unüblich ist. Oft wird einem das Bild vermittelt, dass alle Ingenieure nur für die Arbeit leben. Mit dem Gedanken erscheint es als Frau gar nicht so einfach, eine Familie zu gründen.“

Junge Frau lacht in die Kamera
Lisa Dinkelmann, MKE

Um das Bild technischer Berufe als reine Männerberufe zu verändern und mehr Mädchen und Frauen dafür zu begeistern, braucht es ein ganzheitliches Umdenken des Rollenbilds der Frau in Elternhaus, Schule und Gesellschaft, da sind sich die vier Stipendiatinnen einig.

Umdenken auch im Alltag

„Ich denke, das fängt im Alltag an, wenn es darum geht kleine Probleme und Aufgaben zu lösen“, sagt Charlotte Strohm. „Dabei werden oft eher die Jungs für handwerkliche und technische Fragestellungen zu Rate gezogen. Zum Beispiel wenn im Haushalt etwas repariert oder gebaut wird. Hier einfach auch mal die Mädchen fragen, ob sie zuschauen und helfen möchten.“

„Vermeintliche körperliche Unterlegenheit wird Mädchen schon früh unterstellt. Ich habe schon einige körperlich anstrengende Jobs gemacht, darunter auch einen, der bis dato nur von männlichen Studierenden ausgeübt wurde“, berichtet Sophia Brütsch. „Sowohl im Vorstellungsgespräch als auch in den ersten Monaten wurde ich immer wieder gefragt, ob ich mir das überhaupt zutraue.“

Wie geht es weiter?

Nach dem Bachelor möchten die vier Stipendiatinnen verschiedene Wege einschlagen, vom Berufseinstieg direkt im Anschluss an den Bachelorabschluss über den Master an der HTWG oder einer Universität bis hin zur Promotion. Alle Wege stehen den jungen Frauen offen.

Junge Frau in Wanderkleidung in einer engen Gasse
Lea Wattenberg, VUB

Sophia Brütsch sieht sich „am liebsten in der Forschung zur Energietechnik, die nachhaltig betrieben wird.“ Charlotte Strohm wünscht sich in die „Entwicklungs- und Versuchsabteilung einer Firma, die sich vorzugsweise mit der Wasseraufbereitung beschäftigt.“ Und Lisa Dinkelmann bezieht in ihre Überlegungen auch die persönliche Entwicklung mit ein: „In fünf Jahren werde ich hoffentlich bei einer Firma im Bereich Erneuerbare Energien arbeiten. Falls ich eine Familie habe, hoffe ich, Teilzeit arbeiten zu können.“

Lea Wattenberg sieht der Zukunft ganz entspannt entgegen: „Da ich als Verfahrensingenieurin in so ziemlich jeder Branche arbeiten kann und ich mich für so viele Sachen interessiere, kann ich nicht einmal sagen, in was für einer Art von Unternehmen ich später arbeiten werde. Und falls es mir angeboten wird für eine Zeitlang im Ausland zu arbeiten, würde ich das auch nicht ausschlagen. Von dem her schaue ich, welche Türen sich für mich öffnen.“

Deutschlandstipendium

Deutschlandstipendien werden einmal im Jahr auf der Homepage der HTWG ausgeschrieben. Hierbei gibt es je nach Anzahl der Förderer unterschiedlich viele freie Plätze auf die man sich dann im Sommer bewerben kann. Neben einigen Formularen ist besonders das Motivationsschreiben von Bedeutung, in dem die persönlichen Leistungen und der eigene Lebensweg dargestellt werden. Nach Einreichung der Bewerbung im Onlineportal werden dann die zukünftigen Stipendiat*innen ausgewählt.
„Einfach mal bewerben!“ empfiehlt Charlotte Strohm. „Oft stuft man sich selbst geringer ein, als man eigentlich ist. Wenn man akzeptable Leistungen und bestenfalls Engagement vorweist stehen die Chancen schon recht gut.“

Wetere infos zum Deutschlandstipenium:https://www.deutschlandstipendium.de

Mint-Mentoring an der HTWG: https://www.htwg-konstanz.de/studium/studienorientierung/mint/mint-mentoring/

Fotos: Privat