Fakultät Informatik

    Die Informatik ist Treiber der digitalen Transformation in der Gesellschaft. Wir bieten Ihnen praxisnahe Ausbildungen für eine zukunftssichere und vielfältige Berufstätigkeit.

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    Informatik im Einsatz für Nachhaltigkeit

    Person vor grünem Hintergrund, auf dem verschiedene Worte und Logos in weißer Farbe angeschnitten zu sehen sind

    Foto: Jonas Elsper, Masterstudent der Informatik an der HTWG Konstanz

    IT-Systeme benötigen Mikroelektronik. Gleichzeit kann Informatik den Nachhaltigkeitsaspekt dieser Elektronik verbessern. Dazu gibt es verschiedene Ansatzpunkt.

    Informatik ist unter anderem Werkzeug für die Steuerung eingebetteter und verteilter Systeme. Intelligente Algorithmen können helfen, durch kurze und schnelle Wege, Energie und Kosten bei der Nutzung einzusparen. Solche Ansätze und mehr fördert das Green ICT Camp zum Beispiel durch einwöchige Workshops für Studierende. Denn: Für die Produktion der Hardware werden Rohstoffe, Energie und Chemikalien benötigt. Insbesondere die Halbleiterbauelemente tragen dazu bei und daher gilt es, das alles im Sinne der Nachhaltigkeit bestmöglich zu gestalten. 

    Das Camp
    Das Green ICT Camp wird vom Kompetenzzentrum „Green ICT @ FMD“, gegründet von der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD), ausgerichtet. Veranstalter war das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS). Ziel des Camps ist es, ressourcenbewusste Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zu fördern. 

    Der Themenbereich IKT
    Im Fokus von IKT stehen das Erheben, Speichern, Übertragen und Weiterverarbeiten von Daten. Es beinhaltet eine Bandbreite an Themen, zu denen z.B. Künstliche Intelligenz (KI), Big Data und das Internet der Dinge (IoT) zählen und sich in Alltagsgegenständen wie Smartphones, Tablets oder Netzwerken und konkret in Anwendungen wie Navigation, Online-Shopping oder Videoanrufen wiederfindet. 

    Interdisziplinäre Gruppen
    Studierende von unterschiedlichen Hochschulen und aus verschiedenen Disziplinen nahmen an dem diesjährigen Camp in Nürnberg teil. Seitens der Fakultät Informatik der HTWG Konstanz war Jonas Elsper, Masterstudent der Informatik der Studienrichtung Software Engineering, teil des Teams. Es folgt sein Erfahrungsbericht.

    Einführung in Green Technologies und Unternehmensbesuch
    Auch wenn sich die Teilnehmenden bereits am Anreisetag abends in der Unterkunft kennengelernt hatten, startete das Camp im Fraunhofer-Institut IIS nach der Begrüßung mit einem Teambuilding-Workshop. Anschließend wurde mit dem Vortrag „Introduction to Green Technologies“ in die Grundlagen des Green-ICT-Projekts eingeführt. Danach führte eine Exkursion nach Amberg zur Siemens AG, wo die Teilnehmenden eine Werksführung erhielten. Am Standort Amberg werden voll automatisiert industrielle Schalttechnik-Komponenten produziert. „Besonders beeindruckend war hier die perfekte Abstimmung der Maschinen mit Software, denn nur so ist eine derart hohe Automatisierung möglich“, so Jonas Elsper. Der Tag endete mit einem Teambuilding-Event und einem bayerischen Abend, der Raum für Gespräche in angenehmer Atmosphäre bot.

    Workshops und Ökodesign
    Am Dienstag lag der Fokus auf „Life Cycle Assessment (LCA)“ und Ökodesign. Die Teilnehmenden konnten aus den folgenden drei Workshop-Themen auswählen: a) Energieeffiziente KI: Ressourcenbedarf von KI (Cloud vs. Edge), b) Energie einsparen mit verteilten embedded Systemen oder c) Condition Monitoring mit energieautarken Sensorsystemen. Jonas Elsper nahm am Workshop „Energieeffiziente KI: Ressourcenbedarf von KI (Cloud vs. Edge)“ teil. Ziel des Workshops war es, durch KI-gestützte Lösungen im Embedded-Bereich, Probleme wie Pflanzenerkrankungen oder die Bestimmung von Vogelgesang mit möglichst hoher Genauigkeit und gleichzeitig möglichst geringem CO₂-Ausstoß zu lösen. Jonas Elsper erläutert die Herausforderung: „Das Problem ist, dass Edge-Systeme –  im Gegensatz zur Cloud – beschränkt in Sachen Speicherplatz und Performance sind. KI-Lösungen müssen also bestmöglich optimiert sein, um in Edge-Systemen gut performen zu können.“

    Keynotes und Praxisübungen
    Der Mittwoch begann mit einem Vortrag und Übungen zum Thema „Life Cycle Assessment“. Hierbei wurde aufgezeigt, wie die Umweltbilanz eines Produkts erstellt wird und in einer praktischen Übung erarbeitet, wie die Emissionen in allen Lebenszyklusphasen optimiert werden können – am Beispiel des nachhaltigen Smartphones Fairphone. Anschließend arbeiteten die Gruppen weiter an ihren Workshop-Projekten. Eine Keynote von der isento GmbH, einer Nürnberger Softwarefirma, beleuchtete die Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz aus wirtschaftlicher Sicht. Der Abend endete mit einem Kamingespräch zwischen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Nachhaltigkeitsnetzwerken. Laut Jonas Elsper bot das Gespräch wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen der Branche und mögliche Zukunftsperspektiven.

    Soft-Skills und Präsentation der Ergebnisse
    Am Donnerstag stand am Morgen ein Soft-Skills-Training mit Prof. Henning Patzner im Fokus, das sich mit Design Thinking und kreativen Teamstrukturen beschäftigte. Zudem gab es eine Keynote von der Diehl Metering GmbH. Am Nachmittag wurden die Workshop-Projekte finalisiert. Am Abend präsentierten die Workshop-Gruppen ihre Ergebnisse bei einer feierlichen Gala, an der auch Vertreter des Ministeriums für Forschung und der Fraunhofer-Institutsleitung teilnahmen.

    Exkursion nach Erlangen und Abschluss
    Der letzte Tag führte die Teilnehmenden zum Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (IISB) in Erlangen. Hier erhielten sie Einblicke in die eigene Chipproduktion, Teststationen und weitere Abteilungen. Nach einer abschließenden Feedbackrunde verabschiedeten sich die Teilnehmenden, die viel Input, viele Anregungen sowie Praxiserfahrung mitnehmen konnten.

    Persönliches Fazit
    Das Green ICT Camp hat verdeutlicht, wie entscheidend nachhaltige Innovationen in der Mikroelektronik sind und welchen enormen Beitrag die Informatik dazu leisten kann. Der interdisziplinäre Austausch und die praxisnahen Workshops lieferten wertvolle Erkenntnisse und Impulse für zukünftige Entwicklungen in der Branche. Jonas‘ Resümee: „Das Camp hat mir bewusst gemacht, aktuelle Trends im Bereich Informatik kritisch zu hinterfragen und mehr auf Nachhaltigkeit im Bereich Software Engineering und künstliche Intelligenz zu achten. Das Event hat mich motiviert, mich noch genauer in das Themenfeld Green Software Engineering einzuarbeiten, welches sich damit beschäftigt, wie der gesamte Software Engineering Prozess nachhaltiger gestaltet werden kann.“

    Foto: Jonas Elsper