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Aufstehen gegen Rassismus

14.08.2020

Der HTWG-Alumnus Aaron Ture sorgt mit seinem Protest gegen Diskriminierung für Schlagzeilen – und bewirkt Veränderungen in einem Weltkonzern.

Wenn Aaron Ture auf die Entwicklungen der letzten Wochen blickt, ist der HTWG-Absolvent selbst verblüfft. Schmunzelnd erzählt er, dass er im Studium mit Bewunderung auf die Alumnae und Alumni geblickt hat, die in der halbjährlichen Veranstaltung AS-Dialogues von ihren interessanten Berufswegen berichteten. „Dazu würde ich später auch gerne einmal eingeladen werden“, habe er sich als Student gewünscht. Die Chancen stehen nicht so schlecht.

Schlagzeilen in US-amerikanischen und deutschen Medien

Als er im Wintersemester 2011/12 mit dem Bachelorstudium Wirtschaftssprachen Asien und Management China begann, ahnte er nicht, dass er neun Jahre später in US-amerikanischen und deutschen Medien mit seinem Einsatz gegen Diskriminierung für Schlagzeilen sorgen wird. Dass es immer noch nötig sein wird, gegen Rassismus zu protestieren und dass sein Protest in einem Weltkonzern Erschütterungen auslösen, als Mitauslöser des Rücktritts der Personal-Vorständin gelten und zu einem millionenschweren Förderprogramm für Minderheiten führen wird.
„Die vergangenen Wochen waren kräftezehrend und aufreibend“, erzählt Aaron Ture, der als Produktmanager bei der Adidas-Tochterfirma Reebok in Boston arbeitet. Die Anstrengung hört man ihm allerdings nicht an, wenn der 31-Jährige die zurückliegenden Monate Revue passieren lässt. Schon vor einem Jahr begann, was durch den Tod von George Floyd und den darauffolgenden Demonstrationen der Black-Lives-Matter-Bewegung nicht mehr überhört werden konnte.

Rassismus-Vorwürfe gegen Adidas

Im Juni 2019 erschien ein Artikel in der New York Times über Diskriminierung von Schwarzen und People of Color (POC) bei Adidas und dem Auseinanderklaffen von Außen- und Innenwahrnehmung des Unternehmens. In einer Betriebsversammlung in Boston zwei Monate später, bei der das Personal anonym Beiträge einreichen konnte, griff Aaron Ture das Thema auf und fragte, wie Adidas auf die wiederholten Rassismus-Vorwürfe im Unternehmen reagieren wolle. Nach seiner und der Erinnerung von Kolleginnen und Kollegen tat die Personalchefin Karen Parkins seine Frage als „noise“ ab, der nur in Nordamerika Thema und damit nicht weiter relevant sei. Nicht nur für Ture war die Antwort unbefriedigend.

Aaron Ture

Portraitaufnahme des HTWG-Alumnus Aaron Tureist in Fulda geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur absolvierte er ein Freiwilliges Soziales Jahr in Laos. Er lebte zwei Jahre in China, bevor er für den Bachelorstudiengang Wirtschaftssprachen Asien und Management China an die HTWG kam. Darauf folgte ein Master im Bereich Brand & Fashion Management in Taiwan. Schon während des Studiums arbeitete er studienbegleitend als Freelancer für Fashion-Events und machte Praktika im Marketing, unter anderem bei Porsche. 2017 wurde Aaron Ture im Nachwuchsförderprogramm „Future Talent“ bei Adidas in Herzogenaurach aufgenommen, als Trainee Global Brand stellt er sich in einem Video auf Youtube vor. Im März 2019 wechselte er als Produktmanager zu Reebok nach Boston. Bild: Adidas

Freude über Job in internationalem Unternehmen gedämpft

Es war nicht die erste Enttäuschung für ihn, seit er 2017 in Herzogenaurach bei Adidas eingestiegen war. Bewusst hatte sich Aaron Ture für ein international aufgestelltes Unternehmen entschieden. Wie er sich auch schon 2010 bewusst für den Studiengang Wirtschaftssprachen Asien und Management China an der HTWG entschieden hatte. Aufgewachsen in Fulda, hat er vor dem Studium ein Auslandsjahr in Laos verbracht und in China gelebt. „Die Welt ist so groß, es gibt viel zu entdecken, was unser besseres Verständnis füreinander fördert“, sagt Ture, der sich als Weltbürger beschreibt.

Doch in Herzogenaurach wurde die Welt gefühlt wieder ein Stück kleiner. Weiße Männer in Führungspositionen prägten seinen ersten Eindruck vom Unternehmen, das doch in seiner Werbung so stark auf People of Color setzt – mit Schwarzen Athlet*innen, Schwarzen Künstler*innen als Werbeträger*innen und POC als Kundenzielgruppe. Umso unverständlicher für Ture, dass nun gerade die einzige Frau im Vorstand und damit eine Vertreterin einer Minderheitengruppe wenig Gespür zeigte und nicht die Notwendigkeit erkannte, das Thema Diversität unter den 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fördern.

Auch unter Kolleginnen und Kollegen gärte es. Es gab interne Bewegungen und anonyme Hinweise an die Presse. Das Thema wurde von Adidas jedoch nicht in der Form aufgegriffen, wie es sich die Kolleg*innen gewünscht hätten. „Wir wünschen uns ein erneutes Vertrauen in unser Senior Leadership Team. Ohne ein Eingeständnis eines Fehlverhaltens in der Vergangenheit fällt es schwer, gemeinsam in die Zukunft zu schreiten. Der erste Schritt muss eine Entschuldigung sein“, fasst Ture die Forderungen zusammen.

Corona-Virus und Tod von George Floyd

Dann kam der Frühling 2020 mit dem Corona-Virus und den durch Polizeigewalt herbeigeführten Tod des Schwarzen George Floyd. Unter den Folgen des Corona-Virus leiden finanziell benachteiligte Gruppen mit schlechter sozialer Absicherung ganz besonders – in den USA vor allem die „Black“, „BIPOC“ (Schwarze, indigene Menschen, People of Color) und „Latinx“-communities. Zusätzlich machte der Tod von George Floyd den institutionellen Rassismus einmal mehr deutlich.

Berichte über Demonstrationen und Aufstände dominierten die Medien. „Dies ist der Moment in der Weltgeschichte, in der wir nicht weiter schweigen dürfen“, sagt Aaron Ture. Als die Designerin Julia Bond sich an die Presse wandte, versuchte Ture nochmals über eine Mail an den Vorstand eine Wende hin zu einer offenen Diskussion und zu einer Entschuldigung für Karen Parkins Aussage zu erreichen. „Mir ging und geht es nicht darum, die Firma niederzubrennen, ganz im Gegenteil“, betont Aaron Ture. Er will dabei mitarbeiten, sie voranzubringen, sagt jedoch überzeugt: „Aber der Weg nach vorne beginnt mit dem Eingeständnis, dass bisher etwas falsch gelaufen ist.“ Das Eingeständnis kam nicht.

Großes Medieninteresse

In den Antworten, die ihn aus verschiedenen Hierarchiestufen von Adidas gegeben wurden, sah er unzureichende und widersprüchliche Äußerungen. Der interne Umgang mit Rassismus und Diskriminierung und die öffentliche Darstellung klafften weiterhin auseinander. Einerseits wurde kommuniziert, Rechenschaft ablegen zu wollen, andererseits geschah dies jedoch nicht mit Blick auf das Verhalten der vorangegangen Jahre und Monate. Gemeinsam mit Julia Bond sprach er schließlich mit Pressevertreterinnen und –vertretern. Wallstreet Journal, BBC, Washington Post, New York Times  – sie alle und noch viel mehr Medien berichteten über den Unmut der Adidas-Mitarbeiter*innen. Die gewünschte Entschuldigung von Adidas blieb weiterhin aus.

„Ich habe mit der Kündigung gerechnet“

Am 13. Juni postete Aaron Ture einen offenen Brief auf seinem Instagram Account. „Ich habe fest damit gerechnet, dass ich entlassen werde. Und mir war bewusst, dass dies auch meine ‚Karriere‘ in der gesamten Branche besiegeln könnte. Wer stellt schon einen Brandstifter ein?“, erinnert er sich. Doch sei für ihn klar gewesen, dass er letztlich nicht für eine Firma arbeiten wollen würde, die einen Mitarbeiter bestrafen würde, der aus gut- und offenherzigen Motiven heraus auf Probleme aufmerksam zu machen versucht.

Wie rassistisch bin ich?

Die Harvard-Universität hat auf ihrer Website verschiedene „Implicit Association Tests (IAT) veröffentlicht, die einen Selbsttest ermöglichen. Laut einem Artikel in "Die Zeit" haben mehr als drei Millionen Amerikaner*innen den Test bereits gemacht. 73 Prozent der weißen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten unbewusste negative Vorurteile gegen Schwarze. Die meisten darunter hatten jedoch angegeben, der Hautfarbe von Menschen keine Bedeutung beizumessen. Für "Die Zeit" haben Mitarbeiter*innen von Prof. Mahzarin Banaji die Daten von mehr als 50.000 deutschen IAT-Teilnehmenden ausgewertet: Wie in den USA sagten die meisten, sie hätten keine Vorurteile gegen Schwarze. 80 Prozent haben sie laut Test aber doch. Hier der Link zum IAT auf den Seiten der Harvard-University

Außerdem geht es ihm um den gewichtigen gesellschaftlichen Stellenwert, den er vom Jahr 2020 erwartet. Er will das Richtige tun, auch wenn es schwerfällt, um sich im Spiegel anschauen zu können, wenn er sich in zehn Jahren fragt: Wo warst Du 2020? „Ich will Teil der Lösung, nicht Teil des Problems sein“, sagt Ture. Das Unternehmen Adidas sei nur eines von vielen, die sich dem Thema Rassismus stellen müssten, räumt Ture ein. „Adidas ist nicht die Welt, aber einer der größten Sportartikelhersteller weltweit mit unglaublicher Reichweite. Fast jeder kennt die Marke oder hat sogar selbst ein Adidas-Produkt im Schrank. Wenn wir hier im Unternehmen etwas verändern, wird dies etwas bewegen“, so seine Überzeugung. Auch „Die Zeit“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Der Spiegel“ berichteten über die Proteste der Adidas Mitarbeiter und sprachen mit Aaron Ture.

Überwältigende Reaktionen auf offenen Brief

Sein offener Brief provozierte keine Kündigung, sondern ihn überwältigende Reaktionen von Kolleginnen und Kollegen sowie Außenstehenden. Hunderte E-Mails landeten in seinem Postfach, die meisten mit Worten des Dankes, des Respekts vor seinem Mut und Rückgrat und der Aussage, er sei Inspiration und Vorbild. Das freute ihn, doch reagierte er auf die Formulierung „Wir stehen hinter Dir“ auch nachdenklich. „Wieso steht ihr hinter mir, wenn wir doch auch Seite an Seite stehen könnten? Das ist nicht nur meine Geschichte, sondern unsere gemeinsame“, betont er.

Und schließlich hat sich bei Adidas doch etwas bewegt: Karen Parkin ist am 30. Juni von ihrem Vorstandsposten zurückgetreten. Adidas setzte zur Förderung von POC ein Programm auf: 120 Millionen Euro will der Konzern laut Spiegel in die Stärkung von schwarzen Gemeinschaften investieren, 30 Prozent der Neueinstellungen sollen an BIPOC und Latinos gehen, außerdem finanziere Adidas künftig jährlich 50 Universitätsstipendien für afroamerikanische Studierende. Das soll nicht alles gewesen sein: Aaron Ture wurde Teil verschiedener Task Forces, wo er mit Kolleginnen und Kollegen in den USA, aber auch am deutschen Standort in Herzogenaurach zusammenarbeiten wird.

Führungsebene soll verlässlich sein und Halt geben

Immer wieder hatte er sich in den zurückliegenden Monaten direkt an Vorgesetzte bis hin zu Vorstandsmitgliedern gewandt. Während seines Studiums an der HTWG, speziell in den Vorlesungen von Prof. Dr. Konstantin Hassemer, wurde das Hierarchie-Konstrukt internationaler Unternehmen immer wieder aufgegriffen und erläutert. Demnach sitzen Vorstand und Präsident am oberen Ende einer Pyramide – ein Management-Stil Top-Down versus Bottom-Up. Für Aaron Ture war dies immer auf gewisse Weise auch eine moderne Manifestierung der aus der Vergangenheit übertragenen Erzählungen, wie etwa dem Bestreben vom biblischen Turmbau zu Babel, in der es um das Streben nach Oben geht, wo man Gott am nächsten sein kann.

Seit seinem Beginn bei adidas stellt er dieses für ihn veraltete Hierarchiemodell aber lieber auf den Kopf: In einer Analogie, in der ein Unternehmen wie ein Baum aufgestellt ist, wachse und gedeihe alles von den Wurzeln heraus. Die Wurzeln eines Organismus bestimmen, wie gefestigt das Fundament sein wird und zu welcher Größe es heranwachsen kann. Die Mitarbeiter*innen seien letztlich die Äste und Blätter am Ende dieses Baums, die dazu beitragen, dass er Früchte tragen wird. Diese Früchte und Samen sind die Produkte und Kommunikation, die vom Unternehmen ausgehen, vom Baum fallen werden und die Umwelt im näheren und weiteren Umfeld beeinflussen werden. Sie könnten dies jedoch nur, wenn die Wurzeln verlässlich und stark sind. „Ein erfolgreiches Unternehmen braucht eine Führungsebene, der wir vertrauen können, sie muss festen Halt geben“, fasst Ture zusammen.

„Europäer sind sich ihrer angeborenen Privilegien nicht bewusst“

Aaron Tures Wunsch ist, bei der Herstellung dieses Vertrauens zu helfen. Und dazu gehört für ihn eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit – bei Adidas, aber auch weit darüber hinaus. „Der Reichtum Europas ist zum großen Teil auf dem Kolonialismus aufgebaut, die geraubten Rohstoffe und daraus gewonnene Gewinne wurden immer weitervererbt. Aber die meisten Europäer sind sich ihrer angeborenen Privilegien nicht bewusst“, schildert er seinen Eindruck. Den wenigsten Menschen unterstellt er bewussten Rassismus, vielen aber einen unbewussten. Doch sei jeder für sein Handeln verantwortlich, weshalb Ture sich einen selbstkritischen Blick wünscht, die Reflektion und die Frage: „Verletze ich mit meiner Aussage oder meinem Handeln Minderheiten? Und wie kann ich das vermeiden?“

Anti-Rassismus-Training

Das Team Gleich der HTWG hat in den zurückliegenden Semestern Veranstaltungen zum Anti-Rassismus-Training angeboten. Auch im Wintersemester sollen Veranstaltungen zum Thema angeboten werden. Ein Blick auf die Website für weitere Informationen zu Gleichstellung und Diversity lohnt sich.

Rassismus tief verankert

Verletzend war zum Beispiel die Reaktion, als er ein Stipendium erhielt: „Du weißt aber schon, dass Du das sicher auch wegen Deiner Hautfarbe bekommen hast.“ Ture ist überzeugt, dass er nie so deutsch wie andere sein wird, solange die Gesellschaft sich nicht kritischer mit Rassismus im Alltag auseinandersetzen wird. „Hat man in Deutschland als Deutscher mit anderen Erscheinungsmerkmalen Erfolg, ist man ein Vorzeigebeispiel für die Integrationserfolge der „deutschen“ Gesellschaft“, schildert Ture seine Erfahrungen. Begehe selbe Person aber einen Fehltritt, sei sie nur ein weiteres singuläres Negativ-Beispiel für eine „Person mit Migrationshintergrund“. „So ist und bleibt man stets ein wenig weniger Deutsch als der Rest, da man ein Leben lang an sehr viel höheren Maßstäben gemessen wird. Jedoch wird nie anerkannt, wie viel härter 'wir' also solche 'Personen mit Migrationshintergrund' ein Leben lang kämpfen müssen, um ein und denselben Stellenwert in der Gesellschaft erreichen zu können, der uns bereits durch den stillschweigend geduldeten Rassismus ewig verwehrt wird.“

Unter Generalverdacht

Ein Beispiel gefällig? „Ausweis bitte!“ Das war das erste, was Aaron Ture bei seiner Ankunft 2011 als Erstsemester in Konstanz hörte. Während alle anderen Zugreisenden bei der Fahrt über die Rheinbrücke den Blick auf den See genießen konnten, wurde er von Zollbeamten kontrolliert. Sie zweifelten an, dass er wirklich Deutscher ist und checkten seinen Pass auch noch telefonisch gegen, auf Basis seiner Hautfarbe, entgegen der gesetzlichen Vorschrift. „Sie müssen das verstehen, es geht um unser aller Sicherheit“, sagte ihm eine ältere Dame anschließend. Wie schon so oft stand er unter Generalverdacht. Wie schon so oft musste er beweisen, dass seine dunkle Hautfarbe kein Zeichen für Kriminalität ist. Ob es ihm wohl anders ergeht, wenn er das nächste Mal mit dem Zug nach Konstanz reist - vielleicht zu AS-Dialogues?

Foto: Shutterstock / Mtsaride

Nach wie vor Verbindung zur HTWG

Auch wenn der Bachelor-Abschluss inzwischen einige Jahre zurückliegt, steht Aaron Ture immer noch in Kontakt mit früheren Lehrenden. Zum Beispiel Prof. Dr. Konstantin Hassemer, der in den Asienstudiengängen Internationales Marketing lehrt. Schon während seines Studiums habe er sich gerne mit Prof. Hassemer konstruktiv gestritten. „Er hat uns herausgefordert, das war immer eine Challenge“, sagt er voll Anerkennung. „Ja, Studium ist auch eine Challenge“, so Prof. Hassemer. In den Asienstudiengängen der HTWG gehören grenzüberschreitende Phänomene, Strukturen und Prozesse natürlicherweise zum Studieninhalt. Das schließt mit ein, dass Studierende an ihre Grenzen kommen, gefordert und gefördert werden, wachsen und sich ausprobieren. Genau das habe Aaron Ture im geschützten Raum Hochschule gemacht: Erfahrungen geben Sicherheit und einen Kompass für das, was geht und das, was nicht sein darf. „Aaron hat diesen Kompass als Weltbürger justiert – genau das sehe ich als die Kernkompetenz, die unsere Studierenden mit in die Welt nehmen“, betont Prof. Hassemer.

In den zurückliegenden Monaten hatte Aaron Ture immer wieder Zitate seiner früheren Professorinnen und Professoren wie z.B. Prof. Dr. Jinyang Zhu im Ohr. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, was Herr Prof. Franklin über Stereotype sagte“, erzählt Ture. Nämlich: Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, können Bilder von anderen Kulturen wichtig und nützlich sein, um für den Einzelnen Ordnung in die Komplexität der Welt zu bringen. Sie müssen z. B. eine korrekte Beschreibung der Kultur als Gruppe darstellen und dürfen auf gar keinen Fall geringschätzend sein.  Aber, so habe Professor Peter Franklin betont, es sei wesentlich, sich dessen bewusst und dazu bereit zu sein, Stereotype zu hinterfragen. Und auf Basis von neu gemachten Erfahrungen sowie von neuem Wissen und neuen Erkenntnissen die Stereotype anzupassen und abzuändern. Die Aufforderung bestärkte Aaron Ture in seinen Aktivitäten gegen Diskriminierung. Er bedauert: „In der Welt, in der wir leben, tun die meisten Menschen diesen zweiten, sehr essentiellen Schritt leider meist nicht, was stillschweigend die Diskriminierung fördert und festigt.“ Er ist überzeugt: „Rassismus ist entgegen der Wahrnehmung in Deutschland nicht gezwungenermaßen etwas proaktives oder etwas böswilliges. Er ist leider noch immer Teil der Gesellschaft, in die wir alle hineingeboren wurden. Aber wir müssen ihn uns bewusstmachen und etwas ändern. Wir sind alle gleich und haben die gleichen Vorfahren – egal, ob wir in Amerika, Europa, Afrika oder Asien leben“, hebt er hervor.