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Campushopping ermöglicht Perspektivenwechsel

08.05.2023

Die HTWG kooperiert mit mehr als 80 Hochschulen im Ausland. Die, die am nähesten liegt, ist die Pädagogische Hochschule Thurgau. Lehramtsstudierende absolvieren an der HTWG ihr Volkswirtschafts-Modul – und bringen ihre Perspektive ein.
 

Zwischen dem Campus der HTWG und der Schweiz liegen nur wenige Meter. Trotz der kurzen Distanz ist die Perspektive diesseits und jenseits der Grenze oft eine andere. HTWG-Studierende können von dem Kulturwechsel immer wieder profitieren, in Projekten in der Schweiz, als Werkstudierende, im Praxissemester in Schweizer Unternehmen zum Beispiel. Spannend ist auch der Austausch in der Veranstaltung „Volkswirtschaftslehre“ von Prof. Dr. Beate Bergé, die sie für die Studiengänge Asian Studies and Management anbietet. Daran nehmen nicht nur deutsche Studierende mit einem besonderen Interesse an asiatischen Märkten teil, sondern auch Lehramtsstudierende der Pädagogischen Hochschule Thurgau. Seit 2020 besteht zwischen der Schweizer Hochschule und der HTWG ein Kooperationsvertrag. Die Studierenden der PHTG, die später in der Schule das Fach „Wirtschaft, Arbeit, Haushalt“ (WAH) unterrichten möchten, erwerben die nötigen 5 ECTS für die „Fachwissenschaft Wirtschaft“ an der HTWG.

Carina Smit und Tim Stäheli sind zwei der derzeit zehn Studierenden der PHTG, die regelmäßig die Grenze überschreiten. Im aktuellen Sommersemester besuchen sie die Vorlesung „Grundlagen Volkswirtschaft“ an der HTWG und zudem fachwissenschaftliche Vorlesungen für ihre weiteren künftigen Schulfächer an der Universität Konstanz. Die fachdidaktische Umsetzung findet dann immer wieder an der PHTG statt.

Pendeln zwischen (Hochschul-)Kulturen

Das Pendeln zwischen In- und Ausland, zwischen den Konstanzer Hochschulen und ihrer Heimathochschule, kostet Zeit und – nicht nur beim Fahrradfahren an die Uni auf den Gießberg - auch Kraft. Aber beide schätzen die Möglichkeit, während des Lehramtsstudiums andere Kulturen kennenzulernen. Sowohl ganz konkret mit Austauschstudierenden anderer Länder zusammenarbeiten zu können, als auch, andere Hochschulkulturen kennenzulernen, denn jede der drei Hochschulen hat ihr eigenes Profil. Während die Universität sehr offen ist und schnell mal die Zahl der Kommiliton*innen die 100 überschreitet, lehrt die HTWG sehr anwendungsorientiert in Projekten und Gruppenarbeit. An der PHTG sind die Gruppen nochmals kleiner, die Lehre ganz konkret – und mit einer strengen Präsenzregelung.

Perspektive aus dem EU-Ausland

Die Wechsel der Lehrarten und –orte wie auch der Kommilton*innen empfinden Carina Smit und Tim Stäheli als sehr bereichernd. „Die PHTG wirbt nicht umsonst mit dem grenzüberschreitenden Studium“, sagt Tim Stäheli und seine Kommilitonin bestätigt: „Das bringt mich in der persönlichen Entwicklung weiter.“ Nicht nur für die persönliche Entwicklung, sondern auch für die Fachkompetenz ist der Wechsel ein Gewinn. Denn die Sichtweise auf manche Themen des jeweiligen Fachs ist jenseits der Grenze eine andere. Deutlich wurde das zum Beispiel jüngst, als Prof. Dr. Beate Bergé tagesaktuell die Übernahme der Schweizer Bank Credit Suisse durch die UBS in die Vorlesung integrierte. „Superinteressant ist auch der Blick aus dem EU-Binnenmarkt heraus“, sagt der „EU-Ausländer“ Tim Stäheli.

Die Kooperation im Fach Wirtschaft, Arbeit, Haushalt

Das Fach «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt» (WAH) kann seit Herbst 2020 an der Pädagogischen Hochschule Thurgau studiert werden. Im wissenschaftsorientieren Begriffsverständnis des Fachbereichs «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt» (WAH) steht der «Mensch» in Performanz-Situationen hinsichtlich seiner verantwortungsvollen Lebensführung in konsumgesellschaftlichen Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und Haushalt, zwischen arbeitendem und arbeitsgenerierendem Wesen und zwischen Individuum und Gesellschaftswesen. Im Bildungsverständnis des Fachbereichs WAH ist die Gewichtung der drei Teilbegriffe «Wirtschaft», «Arbeit» und «Haushalt» gleich groß und die Teilbereiche stehen in äußeren und inneren Wechselbeziehungen zueinander.
Die Fachwissenschaft Wirtschaft, im Umfang von 5 ECTS, studieren die WAH-Lehrpersonen als Novum an der HTWG in Konstanz. 25 ECTS holen sich die Studierenden in fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Modulen in den neu erstellten WAH-Fachräumen des Erweiterungsbaus an der PHTG.
Die Inhalte des Moduls «Grundlagen Volkswirtschaft» entsprechen dem nötigen Fachwissen hinsichtlich des Unterrichtes WAH nach dem Lehrplan Volksschule Thurgau. Die fachdidaktische Umsetzung findet dann an der PHTG im Modul «Fachdidaktik Wirtschaft» und immer wieder vernetzt in den anderen WAH-Modulen statt.
Weitere Informationen und die Modulbeschreibungen auf der Seite der PHTG.

HTWG-Modul erfüllt Anforderungen der PHTG

Für die PHTG ist die Koordination der Studienmodule nicht einfach. Alle drei Hochschulen haben unterschiedliche Vorlesungszeiten im Jahreslauf. Dennoch schätzt die Hochschule die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Mitglieder der Projektgruppe WAH und Vertreterinnen des Studierendenrats hatten vorweg Vorlesungen an der HTWG besucht und evaluiert. Und sie bestätigten: „Die Inhalte des Moduls ‚Grundlagen Volkswirtschaft‘ entsprechen dem nötigen Fachwissen hinsichtlich des Unterrichtes WAH nach dem Lehrplan Volksschule Thurgau.“ Und: Die wirtschaftlichen Inhalte sind auch ohne vertieftes Mathematikstudium gut verständlich. Wichtig war ihnen, dass die Studierenden wirtschaftspolitische Zusammenhänge und Lösungen anhand des volkswirtschaftlichen Analyseinstrumentariums diskutieren können und gesamtwirtschaftliche Problemlagen und die Wirkung von staatlichen Eingriffen in Wirtschaftsprozesse verstehen.

Prof. Dr. Beate Bergé hatte die Anbahnung der Kooperation in ihrer damaligen Funktion als Vizepräsidentin Lehre begleitet. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Hochschulen in Konstanz und Kreuzlingen empfand sie damals und auch jetzt unterstützenswert. Im aktuellen Sommersemester besuchen zehn Studierende der PHTG ihre Veranstaltung. Vertretungsweise war sie in den Anfangsjahren der Kooperation von Rasheed Zaharke gehalten worden.

Carina Smit und Tim Stäheli sind die ersten, die von der Kooperation in Präsenz profitieren. Die vorangegangenen Semester haben während der Einschränkungen der Corona-Pandemie an Online-Veranstaltungen teilgenommen. Nun sei es möglich, auch mal mit den „ausländischen“ Kommiliton*innen einen Kaffee zu trinken, auch wenn die Zeit für den Wechsel über die Grenze oft drängt.