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Die haben was zu sagen

15.06.2021

Nicht nur mitreden, sondern mitentscheiden – das können Student*innen in den Hochschulgremien Senat und Fakultätsrat. Ehemalige Gremienmitglieder berichten über ihr Engagement.

Auch wenn Student*innen gerade nicht auf dem Campus anwesend sind, wird ihre Stimme gehört. Zum Beispiel im Krisenstab der HTWG. Neben den Mitgliedern des Präsidiums, des Personalrats und Vertreter*innenn weiterer Abteilungen nimmt Leonie Casper an den regelmäßigen Webex-Sitzungen teil. Sie ist von ihren Kommiliton*innen in den Senat gewählt worden. Nun ist sie die Stimme der Studierenden im Krisenstab. „Werden Präsenzprüfungen möglich sein? Wann wird die Bibliothek wieder geöffnet?“, waren beispielsweise Fragen, die sie an das Krisenteam weitergab. In den ersten Sitzungen Anfang März 2020 waren Studierende noch nicht vertreten. „Als wir aber den Wunsch mitgeteilt haben, aufgenommen zu werden, standen die Türen sofort weit offen“, erinnert sich Robert Strom.

Online-Wahl am 16. Juni von 8:00 bis 16:30 Uhr

Unter folgendem Link ist die Stimmabgabe möglich:

https://wahlen.htwg-konstanz.de/

Einfach während der Abstimmungszeit am 16. Juni von 8:00 Uhr bis 16:30 Uhr mit den Zugangsdaten des HTWG-Benutzeraccounts anmelden, dann werden Sie zum elektronischen Stimmzettel weitergeleitet.

 

Sitz im Parlament der Hochschule

Er war studentisches Mitglied des Senats. Drei Jahre hatte Robert Strom aus dem Studiengang Wirtschaftssprachen Asien und Management China einen Sitz im "Parlament" der Hochschule. Selbst als er sein Auslandsjahr in China verbrachte, verfolgte er das Geschehen an der HTWG interessiert. Ein der Stimmenzahl entsprechender Nachrücker hatte für die Zeit der Beurlaubung auf Stroms Senatsstuhl Platz genommen. Als er zurückkam, konnte Robert Strom sein Mandat wieder übernehmen. „Es ist unabdingbar, dass die größte Gruppe unter den Hochschulangehörigen im Senat vertreten ist“, sagt er zur Begründung seiner Motivation.

Wichtige Stimme bei der Wahl des Präsidiums

Robert Strom versteht sich im Senat als eine Art Aufsichtsrat, als Aufpasser, aber vor allem auch als Bindeglied zwischen Studierenden, Mitarbeitenden und Hochschulleitung. In ganz besonderer Weise erfüllte er diese Aufgabe bei der Wahl der Präsidentin der HTWG im Juli 2020. Seine Stimme als Senatsmitglied zählte nicht nur am Wahltag: Er war Mitglied der Findungskommission, die sich aus vier Mitgliedern des Hochschulrats und vier Mitgliedern des Senats zusammensetzte. Die Findungskommission hat den Text der Stellenausschreibung formuliert, die Bewerbungen gesichtet und die Vorstellungsgespräche geführt. Dass ein studentisches Senatsmitglied in der Findungskommission arbeitet, ist nicht selbstverständlich. Bei der Wahl davor war die Gruppe der Mitarbeiter*innen vertreten, die 2020 zugunsten der Studierenden nicht an der Kandidatenauswahl beteiligt war. „Ich empfinde das als eine große Ehre und bin mir meiner Verantwortung bewusst", sagte Strom vor der Wahl.

Portraitaufnahme von Student Robert Strom„Es ist ein Privileg, im Senat arbeiten zu dürfen und das, was man dort erarbeitet, weitergeben zu können. Die Situation der Studierenden verändern und verbessern zu können, erfüllt einen mit Freude.“

Robert Strom, Student Wirtschaftssprachen Asien und Management China, Senat

Dass er bereits recht früh im Studienverlauf politisch aktiv geworden ist, hat ihm sehr geholfen. Es lohne sich, bereits in frühen Semestern zu kandidieren, auch wenn man die Hochschule noch nicht gut kenne. Nach kurzer Einarbeitung entwickle man schnell eine Routine. „Dazu ist es in höheren Semestern jedoch fast zu spät und mit dem Praxissemester auch ungeschickt“, gibt er zu bedenken.

Einfluss auch in Studienprüfungsordnungen

Dass Studierende sehr wohl Entscheidungen beeinflussen können, unterstreichen auch Victoria Mayer und Dennis Jendel. Sie waren ebenfalls hochschulpolitisch aktiv: „Als einen großen Erfolg verbuche ich für uns zum Beispiel, dass wir bei der Überarbeitung der Grundordnung der HTWG nach der Novellierung des Landeshochschulgesetzes den Einfluss der Studierenden stärken konnten. Statt früher fünf haben die Studierenden nun sechs Sitze im Senat“, sagt Dennis Jendel, den viele Studierende auch in seinem Amt als AStA-Vorsitzender wahrgenommen haben.

„Ich hatte da richtig Lust drauf: Die Hochschule näher kennenzulernen, zu verstehen, wie der Apparat funktioniert, den Leitenden auf die Finger zu schauen und mit dem Wissen aus den verschiedenen Gremien die Studierendenmeinung gut zu vertreten.“

Dennis Jendel, Bauingenieurwesen, Senat

Als studentisches Senatsmitglied kann man auch in andere Gremien berufen werden, wie zum Beispiel in die QSM-Kommission, die über die Vergabe der Qualitätssicherungsmittel in Höhe von rund 320.000 Euro entscheidet.

Kommunikation mit und in den Fachschaften

Allen drei Senatsmitgliedern war es wichtig, nicht ihre eigene Meinung durchzusetzen, sondern sich im Austausch mit Kommilitonen und Kommilitoninnen eine Meinung zu bilden. „Es ist wichtig, verschiedene Perspektiven einzunehmen und dann zu bewerten“, sagt Dennis Jendel. Sie suchten deshalb das Gespräch mit den Fachschaften der Fakultäten und gründeten das HTWG Netzwerk: Ein inoffizielles Gremium bestehend aus AStA, allen Fachschaften und den studentischen Senatsmitgliedern. In den Fachschaften sind die Studierenden organisiert, die von ihren Kommilitonen in den Fakultätsrat gewählt worden sind. Die Anzahl variiert – je nach Größe der Fakultät.

Wahltag ist der 16. Juni

Gewählt werden:

- Vertreter*innen im Senat für die Wählergruppe der Studierenden
(Amtszeit vom 1. September 2021 bis 31. August 2022)
- Vertreter*innen in den Fakultätsräten für die Wählergruppe der Studierenden (Amtszeit vom 1. September 2021 bis 31. August 2022)
- Nachwahl der Vertreter*innen im Fakultätsrat für die Wählergruppe der Akademischen Mitarbeiter*innen und sonstigen Mitarbeiter*innen (Amtszeit ab Bekanntgabe des Wahlergebnisses bis 31. August 2024)

Die Wahl wird zum zweiten Mal nach 2020 online stattfinden.
Ganz wichtig ist Wahlleiterin Daniela Gsell zu betonen, dass auch bei der Online-Stimmabgabe das Wahlgeheimnis gewahrt ist, da unter anderem Wahlserver und Wählerverzeichnis voneinander gekappt sind und so nicht nachvollziehbar sein wird, wer wie abgestimmt hat.

Hier geht’s zum Wahlportal während der Abstimmungszeit Mittwoch, 16.06.2021 (08:00 Uhr bis 16:30 Uhr)

Spätestens am Tag nach der Wahl wird auf der Seite Gremienwahlen das Wahlergebnis bekanntgegeben.

 

Teamarbeit mit viel Freude

Eine besonders aktive Fachschaft ist die der Fakultät Bauingenieurwesen. „Ich finde es einfach cool, in Entscheidungen eingebunden zu sein“, sagte Lara Apfelbaum vom Masterstudiengang Bauingenieurwesen. Sie war mehr als drei Jahre Mitglied des Fakultätsrats und dachte sich dabei immer wieder: „Schön, was wir bewegen können.“ Zum Beispiel haben die Studierenden im Fakultätsrat angeregt, bei der Prüfungsplanerstellung eingebunden zu werden. „Nun können wir gegenchecken, ob die Termine für die Studierenden günstig sind oder ob sich vielleicht vermeidbare Stresssituationen ergeben.“ Dabei schwingt nicht Misstrauen den Lehrenden und Mitarbeitenden gegenüber mit, sondern vielmehr die Bereitschaft mitzuhelfen, das Studium für alle zu verbessern. So war es auch bei der Überarbeitung der Vertiefungsrichtungen im Masterstudiengang, als die Studierenden mitreden konnten.

„Es ist wie eine kleine Sucht. Wenn jemand das Bedürfnis hat, über seinen Alltag an der Hochschule hinaus etwas zu tun und eine Herausforderung sucht, dann kann er hier viel bewegen.“

Lara Apfelbaum, Master Bauingenieurwesen, Fakultätsrat

Die Gremien

Der Senat

Der Senat ist das zentrale Organ der Selbstverwaltung der Hochschule (weitere Infos unter §19 LHG). Ihm gehören sechs Studierende an, die jährlich neu gewählt werden.
Hier die aktuellen Mitglieder des Senats

Der Fakultätsrat

Der Fakultätsrat berät in allen Angelegenheiten der Fakultät von grundsätzlicher Bedeutung (gem. §25 LGH).
Dem Fakultätsrat gehören an:
•    Alle Professoren/innen der Fakultät
•    Fakultätsmitarbeiter/innen (gewählte Mitglieder)
•    Studierende (gewählte Vertreter/innen)

 

Simon Waldburger war als Student von Umwelttechnik und Ressourcenmanagement (URB) ebenfalls Mitglied des Fakultätsrats Bauingenieurwesen. URB war sein zweites Studium. „Im ersten Studium hätte ich mich das noch nicht getraut“, sagt Waldburger. Heute möchte er die neu gewonnenen Einsichten nicht mehr missen. „Man ist z.B. in das Bewerbungsverfahren bei Neuberufungen einbezogen und in der Studienkommission ist man im direkten Austausch mit den Studiendekanen, zum Beispiel bei der Überarbeitung von Studien- und Prüfungsordnungen.“ Die Aufgabe der Studienkommission ist die Sicherstellung der Qualität der Lehre und die Verwendung von Mitteln für die Lehrprogramme des Studiengangs. Die studentischen Mitglieder der Studienkommission werden jährlich neu bestimmt.

„Der Mut, Verantwortung zu übernehmen, lohnt sich. Es macht Spaß, wenn jeder seine individuellen Stärken einbringt.“

Simon Waldburger, Bachelor Umwelttechnik und Ressourcenmanagement, Fakultätsrat

Von der Kneipentour bis zur Skiausfahrt
Bei all dem kommt der Spaß nicht zu kurz: Zur Kultur der Fachschaft Bauingenieurwesen gehören auch viele Events, die gemeinsame Erlebnisse der Studierenden fördern: Von der Kneipentour für Erstsemester bis zur alljährlichen Skiausfahrt. Trotz der Raumnöte an der Hochschule hat sie es geschafft, einen Fachschaftsraum zu erhalten, in dem sich Studierende semesterübergreifend treffen können – sei es zum Plaudern oder gemeinsamen Mathelernen.

Chancen nutzen: Diskussionen anstoßen
Victoria Mayer war sowohl gewähltes Mitglied im Senat wie auch im Fakultätsrat. Politisches Engagement ist ihr schon in die Wiege gelegt: Ihr Vater ist seit Jahren Mitglied des Gemeinderats. Daher weiß sie, wie wertvoll es ist, gut vernetzt auf dem Laufenden über anstehende Entscheidungen zu sein. „Es ist schade, dass Studierende ihre Chancen oft nicht nutzen. Dabei haben wir die Möglichkeit, Beziehungen zu Lehrenden und Mitarbeitenden auszubauen und Diskussionen anzustoßen“, sagte die frühere BWL-Studentin.

„Mich hat schon immer interessiert, warum was wie entschieden wird. In den Gremien werden die Hintergründe deutlich. Das hat mir oft geholfen, Kommilitoninnen und Kommilitonen zu erklären, warum manches so lange dauert oder nicht möglich ist.“

Victoria Mayer, Master Unternehmensführung, Senat und Fakultätsrat

Die Gremienarbeit ermögliche eine andere Perspektive. Aber es koste auch viel Zeit, sich einzuarbeiten und Informationen zu recherchieren, räumt Victoria Mayer ein. Einmal im Monat tagt der Fakultätsrat zirka eineinhalb Stunden. Die Hauptarbeit sei jedoch, davor und danach mit den weiteren studentischen Vertretern im Fakultätsrat sowie mit den Lehrenden und Mitarbeiter*innen der Fakultät im Austausch zu bleiben und das Gespräch mit den Semestersprechern zu suchen, um deren Bedarfe und Wünsche einzuholen.

Auf Augenhöhe mit Lehrenden und Verwaltung
Alle der hier zitierten Student*innen waren sich einig: Der Aufwand lohnt sich. „Man lernt Entscheidungsprozesse zu verstehen und politisches Handeln, wie zum Beispiel taktische Absprachen zu treffen sowie Verbündete zu suchen, wenn man ein neues Thema einbringen möchte“, sagte Robert Strom. Alle schätzten es sehr, von Lehrenden und Mitarbeiter*innen ernst genommen zu werden und auf Augenhöhe zu kommunizieren. In den Gremien gehe es manchmal in den Diskussionen ordentlich zur Sache. „Man braucht etwas Mut, die eigene Meinung gestandenen Professorinnen und Professoren gegenüber zu vertreten. Aber man wird immer mutiger, weil man erfährt, dass man ernst genommen und wirklich gehört wird“, sagt Dennis Jendel zur Bestärkung aller, die mit dem Gedanken einer Kandidatur spielen. Und Erfolge motivieren wiederum, sich weiter für das Wohl der Kommiliton*innen einzusetzen, sagen Lara Apfelbaum und Victoria Mayer. Robert Strom ergänzt: „Das schöne ist, dass hier an der HTWG genauso wie die Lehre auch die hochschulpolitische Arbeit sehr praxisorientiert ist. Man verliert sich meist nicht in ideologischen Diskussionen, sondern sucht pragmatisch nach Lösungen.“

Kein Amt ausschließlich für den Lebenslauf
Alle nahmen sie das Amt sehr ernst. Auf die Frage, was leichter ist, eine Senatssitzung oder eine Vorlesung sausen zu lassen, musste Dennis Jendel nicht lange überlegen: „Den Stoff einer Vorlesung kannst Du nachholen, einen Senatsbeschluss nicht.“ Man ist gewählte*r Vertreter*in, dem Amt sollte man nachgehen, sind sie sich einig und betonen: „Das ist kein Amt, um nur etwas für den Lebenslauf zu haben.“ Victoria Mayer glaubt, dass Kandidat*innen eine intrinsische Motivation für das Amt mitbringen sollten. „Wenn man sich fragt, wie kann ich zur Verbesserung der Hochschule beitragen, sind das schon gute Voraussetzungen“, sagt sie lachend.

Abschied mit Wehmut
An alle Student*innen appellierten sie: „Nutzt Eure Stimme und geht zur Wahl! Und überlegt, ob Ihr nicht selbst kandidieren wollt!“

Bildquelle: Arek Socha/Pixabay