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Neu: Bibliothek der Dinge

07.01.2022

Studierende müssen Werkzeuge, Sport- oder Küchengeräte nicht anschaffen. Ein neues Sharing-Angebot an der HTWG bietet sie zum Verleih.

Das Raclettegerät ist wohl so ein Klassiker: In vielen Haushalten wird es einmal im Jahr angeheizt. Den Rest des Jahres liegt es ungenutzt im Kellerregal. Nachhaltig ist dies nicht, schließlich stecken in jedem Gerät wertvolle Rohstoffe und die Energie zur Herstellung. Darüber hinaus muss man sich es finanziell leisten können, Gegenstände anzuschaffen, ohne sie zu nutzen. Die gleiche Fragestellung drängt sich bei Werkzeug auf. Wie oft wird ein Gabelschlüssel-Set im Haushalt wirklich genutzt? Lohnt sich die Anschaffung? Studierende der HTWG müssen sich diese Frage nicht mehr stellen: Sie können sich passende Gabelschlüssel einfach in der neuen „Bibliothek der Dinge“ ausleihen.

Nachhaltig und kostenlos

„Der Zweck dieser ,,Bibliothek der Dinge" ist, dass Studierende Gegenstände, die sie nicht häufig brauchen, nicht selber anschaffen müssen, sondern diese dort ausleihen können. Dies schont nicht nur den Gelbeutel, sondern ist auch nachhaltiger“, sagt Valentin Schneider. Er studiert im dritten Semester Umwelttechnik und Ressourcenmanagement und hat mit Aron Rexhausen, Evelyn Berger und Josephine Jabs das Konzept „Entleihstation“ zur Umsetzung gebracht. In der Veranstaltung „Projektmanagement“ konnten sich die Studierenden für den Themenvorschlag von Prof. Dr. Maike Sippel begeistern. Die Absolventin Mariana Garcia Navarro hatte sich im vorausgegangenen Semester bereits in ihrer Bachelorarbeit mit dem Thema beschäftigt und konkrete Umsetzungsvorschläge erarbeitet. „Nun hat das Team eine tolle Arbeit gemacht und dieses Sharing Projekt zusammen mit der Bibliothek umgesetzt!“ so Prof. Sippel.

Realisierung stand auf der Kippe

„Es ist cool zu sehen, dass die Bibliothek nun real dasteht“, freut sich Valentin Schneider. Die Freude ist umso größer, da die Realisierung des Projekts zwischenzeitlich fast auf der Kippe stand. „Wir hatten viele Hürden zu nehmen“, erinnert sich Aron Rexhausen. Je tiefer sie in die Thematik eingestiegen sind, desto komplexer waren die Fragestellungen geworden. „Antworten zu finden, war zum Teil sehr zäh“, sagt Rexhausen. Am schwierigsten war die Haftungsfrage: Was, wenn sich ein*e Student*in mit der geliehenen Bohrmaschine verletzt? Aber auch die Frage nach der Wartung: Wer kümmert sich darum? Wer checkt, dass die Gegenstände wieder vollständig und in sauberem Zustand zurückgegeben wurden? „Wir mussten da flexibel bleiben“, sagt Rexhausen. Eine Bohrmaschine steht erstmal nicht zum Ausleihen bereit. Bei anderen Gegenständen konnten die Studierenden auf die Erfahrungswerte des AStA zurückgreifen, der zum Beispiel Bierbänke und Mehrwegbecher verleiht. Dessen AGB konnte das Team übernehmen.

„Bis die "Bibliothek der Dinge" stand, gab es viele Details zu klären“, sagt auch Evelyn Berger und führt aus: „Unter anderem war der Ablauf des Bestellvorganges über die Hochschule neu für uns. Mit Hilfe von Ansprechpartner*innen der HTWG konnten wir offene Fragen klären. Umso schöner ist es zu sehen, dass die Gegenstände noch vor Weihnachten eingetroffen sind, um die Bibliothek der Dinge eröffnen zu können."

Viele Unterstützer*innen

Als wichtigen Partner, der die Bibliothek langfristig betreuen wird, konnten die Studierenden das Green Office der HTWG gewinnen. „Dort sind die Ansprechpersonen, die sich kümmern, wenn mal etwas kaputtgeht oder eine Neuanschaffung nötig wird“, sagt Valentin Schneider. Große Unterstützung erfuhr das Team schließlich auch aus der Bibliothek. Leiter Bernd Hannemann stellte nicht nur den Raum für die Bibliothek der Dinge zur Verfügung, sondern auch die Technik. Mit Sharing-Angeboten hat er Erfahrung, schließlich ist das Konzept Bibliothek wohl eines der ältesten Sharing-Modelle. „Das Wort „Bibliothek“ kommt eigentlich aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt „Buchbehälter“. Und im Prinzip macht es keinen Unterschied ob man Bücher oder Gegenstände verleiht“, sagt Hannemann. Gleichwohl gab es doch viele Details zu beachten, bevor die Gegenstände zur Ausleihe bereitgestellt werden konnten. Neben der Parametrisierung der spezifischen Ausleihkonditionen und der Erfassung im Bibliothekssystem mussten auch ganz praktische Fragen gelöst werden, wie beispielsweise die Anbringung der RFID-Chips an einer Spätzlepresse oder die Ausstattung des Präsentationsregals für Gegenstände.
Auch zeichnet die Bibliothek verantwortlich für die Recherche im Bibliothekskatalog, über den unter anderem der jeweilige Ausleihstatus eingesehen werden kann und Vormerkungen auf entliehene Gegenstände möglich sind. Weiter wird die Info-Seite über die Bibliothek der Dinge über den Web-Auftritt der Bibliothek gepflegt. „Die Bibliothek freut sich, ihre Infrastruktur für Erschließung, Präsentation und Ausleihe zur Verfügung stellen zu können und damit ein studentisches Projekt nachhaltig im wahrsten Sinne des Wortes zu unterstützen. Auch in Zukunft wird die Bibliothek neben der Abwicklung der Ausleihe dem zuständigen Green Office mit Rat und Tat bei der Betreuung und Weiterentwicklung der Bibliothek der Dinge zur Seite zu stehen.“

So funktioniert die Bibliothek der Dinge

Die „Bibliothek der Dinge“ befindet sich im Eingangsbereich der Bibliothek der HTWG (links vom Empfang). In Regalen befinden sich die Gegenstände, die zum Verleih stehen. Sie alle sind mit einem RFID-Chip ausgestattet – genauso wie die Bücher der Bibliothek. Der Chip erlaubt das selbstständige Ausleihen der Gegenstände per ZACK-Karte über die Ausleihstation. Die Rückgabe ist zu den Öffnungszeiten der Bibliothek möglich. Wenn die Gegenstände nicht zu groß sind, können sie auch wie Bücher außerhalb der Öffnungszeiten der Bibliothek über die Buchrückgabe an der Eingangstür abgegeben werden.

Weitere Anschaffungen möglich

Einen großen Unterschied zum Buchverleih gibt es: Die höchstmögliche Leihdauer ist auf zwei Tage begrenzt, um möglichst vielen Studierenden die Möglichkeit zum Ausleihen zu geben. Sollte ein benötigter Gegenstand sich noch nicht im Verleihangebot finden, können Studierende ihn in eine Wunschliste eintragen. Das Projektteam könnte sich vorstellen, dass in den nächsten Semestern die Kommission, die über den Einsatz von Qualitätssicherungsmittel entscheidet, Mittel für die Anschaffung weiterer Verleihobjekte freigibt. Für das aktuell verfügbare Sortiment haben sie ein Budget von 300 Euro genutzt, das aus einem früheren Projekt übrig war. Außerdem verweist ein Poster auf weitere Verleihangebote an der Hochschule und in Konstanz. An der HTWG gibt es zum Beispiel über den Verleih des AStA hinaus auch die Möglichkeit, beim Institut für Naturwissenschaft und Mathematik Sensoren zu borgen.
Prof. Dr. Gunnar Schubert, Vizepräsident Forschung, Transfer und Nachhaltigkeit, würdigt: „Nachhaltigkeit ist für die Hochschule ein zentrales Handlungsfeld. Es ist toll, dass die Studierenden hier so viel Engagement zeigen und von Bibliothek und Green Office unterstützt wurden.“

Fotoquelle: Pixabay: RonPorter, No-longer-here, WikimediaImages

Das steht zum Verleih

Werkzeug (Hammer, Imbus-Set, verschiedene Kreuzschlitz- und Schlitz-Schraubendreher, Gabelschlüssel von 6 bis 19)
Sportgeräte (Volleyball, Tischtennisschläger und Bälle, Federballschläger und Federbälle), Küchengeräte (Mixer und Spätzlepresse).