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Rückenwind für Gründungsinteressierte

22.09.2022

Ein gut gefülltes Knowhow-Paket rund ums Thema Gründen erhielten die Teilnehmer*innen der vierten Bodensee Startup School. Beim abschließenden Pitch überzeugte das Siegerteam nicht nur mit dem Versprechen, Investoren zweistellige Prozente zusichern zu können.

 „Was halten Sie davon? Wäre ein solches Produkt für Sie interessant? Ach, und warten Sie: Wieviel wären Sie bereit zu zahlen?“ – eigentlich wollte die Verfasserin dieses Textes nur mal schnell durch den Veranstaltungsraum laufen, in dem die Teilnehmer*innen der diesjährigen Bodensee Startup School nach viel Input gerade in der „Machen-Phase“ ihre Ideen ausarbeiteten. Doch mit „schnell mal“ geben sich die ambitionierten Studierenden nicht zufrieden. Sie nutzen die Chance, ihre Idee am lebenden Objekt zu prüfen. Neun Tage beschäftigten sie sich intensiv mit dem Thema Gründung – mit theoretischem Input, Erfahrungsberichten aus der Praxis und der unmittelbaren Anwendung der neuen Erkenntnisse bei der Umsetzung der eigenen Geschäftsidee. Zum Abschluss traten sie in sechs Teams vor eine Jury, um ihre Konzepte in einem Pitch zu präsentieren und bewerten zu lassen. Das alles in der vorlesungsfreien Zeit und bei bestem Badewetter.

Veranstaltung überspannt Region Bodensee

Es war inzwischen die vierte Startup School, zu der Kilometer1, die Gründungsinitiative von HTWG und Universität Konstanz eingeladen hatte. Aber das Team von Kilometer1 schaffte es auch in diesem Jahr, die Teilnehmer*innen mit Neuerungen zu überraschen: Erstmals überspannte die Veranstaltung die gesamte Region Bodensee: In der Konzeption, der Liste der Referent*innen, der Teilnehmer*innen und Jurymitglieder fanden sich auch Vertreter*innen der Zeppelin Universität Friedrichshafen (ZU) und der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. „Es ist einfach toll, so noch mehr von den anderen Hochschulen mitbekommen zu können und sein Netzwerk ausbauen zu können“, freute sich Finn Felix Tebbe, der im dritten Semester an der ZU „Sociology, Politics and Economics“ studiert – und nun auch weiterhin bei neu gewonnen Freunden einen Schlafplatz in Konstanz finden wird.

Finn Felix Tebbe gehört zu dem Team, das die Jury im Pitch auf den ersten Platz gewählt hat. Zusammen mit Hannes Brugger, der an der HTWG Angewandte Informatik studiert und seiner Mitgründerin Luise Höfelmann, hat er an seiner Idee „Giovino“ weitergearbeitet. „Giovino“ soll eine Co-Ownership-Plattform für Weingüter sein, die Weinliebhabern unter anderem ermöglicht, Anteile an ihrem Lieblingsweingut zu erwerben. Die Rendite könnte zum Beispiel in „flüssiger Form“ ausgezahlt werden. „Eines ist sicher: Wir können Investoren zweistellige Prozente anbieten, zumindest in der Weinflasche“, so Tebbe.

 

In den Präsentationen war das dichte Programm erkennbar, das die Teilnehmer*innen durchlaufen hatten. Expert*innen aus dem Startup-Ökosystem hatten reichlich Input gegeben, so dass die Studierenden viele Werkzeuge sowohl zur Entwicklung als auch zur Ausarbeitung ihrer Gründungsidee gleich anwenden konnten. Schließlich reicht die Innovation allein noch nicht für eine erfolgreiche Gründung. Nötig ist auch ein schlüssiges Geschäftsmodell. Und so arbeiteten sie zum Beispiel an Plänen für einen digitalen Fahrzeugschein für Fahrräder, einen 3D-Drucker, der das Bauwesen revolutionieren soll, einer Tauschplattform für Studierendenzimmer, einer Plattform für die Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Gastronomie sowie einem Konzept, das Food-Unternehmen leichter mit Food-Influencern zusammenbringen soll – und an Giovino.

Gründung "wie ein großes Praktikum"

Bewertet wurde schließlich Kreativität, Nutzen für die Anwender*innen, Konzept, unternehmerische Leistung, Team und Gesamteindruck. Doch nicht nur die Teams auf dem Siegertreppchen haben gewonnen: „Wir bleiben dran und werden weiterarbeiten“, sagten viele Studierende nach dem konstruktiven Feedback der Jurymitglieder. Ein Teilnehmer hatte bereits an einer früheren Bodensee Startup School teilgenommen. Er ist dankbar, dass die Jury damals ehrlich war. Nach dem Feedback hatte er seine Idee nicht weiterverfolgt. Die Lust am Gründen war aber geblieben, so dass er nochmals teilnahm. „Das Studium ist die beste Zeit, um zu gründen“, sagt Finn Felix Tebbe überzeugt. Ist die Gründung erfolgreich, habe man nach dem Studium bereits einen festen Job. Klappt es nicht, könne man künftigen Arbeitgebern vorweisen, in welchen Gebieten man bereits viele Erfahrungen sammeln konnte, schließlich sei eine Gründung wie „ein großes Praktikum“, in dem man alles Gelernte umsetzen könne.

Hohe Motivation und toller Teamgeist

„Wir waren mal wieder begeistert, was man in zwei Wochen schaffen kann“, sagte Isabella Fitzky von Kilometer 1. Ihre Kollegin Sibylle Koch, die die Woche intensiv begleitet hat, freute sich über die hohe Motivation und den Teamgeist der Teilnehmer*innen. Sie war fasziniert davon, wie schnell sich die Teilnehmer*innen der Hochschulen untereinander vernetzt haben. So haben sie spontan Fahrgemeinschaften nach Friedrichshafen gebildet bzw. sich gegenseitig Schlafplätze vor Ort angeboten. Und nicht nur das: Die Teams setzten sich hochschulübergreifend zusammen und wollen gemeinsam an den entwickelten Ideen weiterarbeiten.

Auch die beteiligten Hochschulen planen eine Neuauflage der Kooperation im nächsten Jahr und wollen neben einer weiteren Auflage der Bodensee Startup School den Austausch und die Vernetzung über die Hochschulgrenzen hinaus ausbauen.

Bild oben: Die Teilnehmer*innen und die Jurymitglieder der Bodensee Startup School 2022