Smarte Lösungen für Unternehmen
15.02.2023
Das vom Land geförderte Kompetenzzentrum Smart Services unterstützt KMU bei der digitalen Transformation. Masterstudierende erarbeiten im Rahmen des Kompetenzzentrums in konkreten Projekten Ideen für Firmen.
„Die Technologie ist super und bietet wahnsinnig viele Möglichkeiten“, schwärmt Sara Schlachter, räumt aber ein: „Um auf dem Markt erfolgreich zu sein, ist auch betriebswirtschaftliches Denken nötig.“ Dieses betriebswirtschaftliche Denken hat sie mit ihren Kommilitoninnen Luisa Karl und Jasmin Schöpf für das Konstanzer Startup Subsequent eingesetzt. Im Wintersemester haben die Masterstudentinnen ein so genanntes Impuls-Projekt mit dem Unternehmen umgesetzt. Das Kompetenzzentrum Smart Services (KSS) der HTWG macht kleinen und mittelgroßen Unternehmen das Angebot, sie auf dem Weg der digitalen Transformation zu begleiten. Forscher*innen der Hochschule erarbeiten mit den Unternehmen smarte Lösungen für Dienstleistungen. Ein Format dabei ist die Bearbeitung von Fragestellungen in Impuls-Projekten.
Im Wintersemester haben sich Studierende des Masterstudiengangs Unternehmensführung in vier Kleingruppen mit je einem Unternehmen und deren Anforderungen für einen Fortschritt in der digitalen Transformation beschäftigt. „Wir haben gezielt Unternehmen gesucht, die gerade Projekte angehen, die im zeitlichen Horizont eines Semesters zu bearbeiten und auch für wissenschaftliche Fragestellungen geeignet waren“, erläutert Maximilian de Geus, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim KSS.
Intensiver Austausch mit dem Geschäftsführer
Eines der Unternehmen war die Subsequent GmbH, ein junges Unternehmen, gegründet und geführt von ehemaligen Absolventen der Universität Konstanz. So viel vorweg: Die Zusammenarbeit wurde von dem Startup als so erfolgreich beurteilt, dass Geschäftsführer Dr. Manuel Stein allen drei Studentinnen angeboten hat, ihre Masterarbeit im Unternehmen zu schreiben. Für den Erfolg hat auch das Unternehmen viel beigetragen, sagt Studentin Sara Schlachter. „Wir haben uns regelmäßig getroffen und Subsequent hat uns sehr gut erklärt, wie die Technologie funktioniert und was das Unternehmen vorhat. Das war für unsere Arbeit sehr wichtig“, erinnert sie sich.
Nämlich: Subsequent ist in der Lage, aus einfachem Bildmaterial wie beispielsweise Handyaufnahmen detaillierte Skelettbewegungsdaten zu erheben und anschließend analytisch auszuwerten. Das entwickelte Softwaresystem ermöglicht eine automatische Datenerhebung und taktische Analysen in Mannschafts- und Einzelsportarten, wodurch im Gegensatz zu bestehenden Ansätzen nicht nur umfassendere Lösungen, sondern auch eine taktische Analyse der anfallenden Bewegungsdaten realisiert werden können.
Serviceleistungen des Kompetenzzentrum Smart Services
Seit mehr als zwei Jahren begleitet das Kompetenzzentrum Smart Services kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) zum Thema Digitalisierung. Mehr als 160 KMU wurden bisher bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und bei der Umsetzung komplexer datenbasierter Leistungsangebote, sogenannter Smart Service-Lösungen, unterstützt. In mehr als 100 Veranstaltungen wurden zudem über 3.400 Betriebe erreicht. Außerdem hat das Kompetenzzentrum mehr als 150 Berater*innen geschult, die in ganz Baden-Württemberg Unternehmen bei Fragestellungen rund um künftige innovative Geschäftsmodelle, die Entwicklung neuer Dienstleistungen und die Steigerung der Dienstleistungsproduktivität unterstützen.
Das Kompetenzzentrum Smart Services wird den aktuellen Entwicklungen entsprechend neue zusätzliche Schwerpunkte setzen. Das ist zum einen das Thema nachhaltige Dienstleistungen, sogenannte Green Services, um die Dienstleistungsunternehmen „fit“ für die Zukunft zu machen und notwendige Transformationsprozesse zu begleiten. Ein weiteres, wohl auch für die Zukunft brisantes Thema ist der Fachkräftemangel, der die Digitalisierung von Dienstleistungen beschleunigen wird. „Noch vor kurzem überwogen die Ängste vor digitalisierungsbedingtem Arbeitsplatzabbau. Nun aber wird angesichts der teils vergeblichen Suche nach Personal offensichtlich, dass die Digitalisierung von Dienstleistungen für Firmen auch aus dieser Perspektive überlebenswichtig sein kann“, sagt Prof. Dr. Stefan Schweiger, Leiter des Kompetenzzentrums Smart Services an der HTWG.
Die Aufgabe für die Studentinnen war die Analyse neuer Märkte hinsichtlich ihrer Attraktivität für das Unternehmen, mit einem intensiven Fokus auf den Amateursport. „Um hier passende Lösungen zu entwickeln, war es sehr wichtig, die Funktionsumfänge des Produkts und die Persönlichkeit des Unternehmens kennenzulernen. Besonders bei smarten, digitalen Produktlösungen wie das der Subsequent GmbH eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten, Geschäftsmodelle neu zu denken und bisher nicht erschlossene Märkte ausfindig zu machen“, bestätigt auch Maximilian de Geus, der das Team betreute.
Frische Impulse für das Unternehmen
Eine weitere Projektgruppe beschäftigte sich mit der Optimierung eines Cloud-Service-Produkts der OPTIMAL SYSTEMS Vertriebsgesellschaft mbH aus Konstanz. Dabei bearbeitete es die Fragestellung, welche Anforderungen Studierende an einen Cloudspeicher haben und welche Features für eine optimale Nutzung ergänzt werden sollten. Dazu erhoben die Studierenden Daten innerhalb der Zielgruppe, um Handlungsempfehlungen abzuleiten. „Die Optimal Systems GmbH entwickelt und vertreibt verschiedenste Softwarelösungen im Bereich der Dokumentenmanagementsysteme und bekam durch das Impuls-Projekt frische Impulse von den zukünftigen Nutzern des Cloudspeichers“, resümiert Produktmanagerin Natalie Brigati.
Information zu den Impuls-Projekten:
In naher Zukunft sollen Impuls-Projekte über den Masterstudiengang Unternehmensführung hinaus an der HTWG im Rahmen des Studium generale angeboten werden. Damit soll Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, in einem praxisnahen Projekt neben zahlreicher Erfahrungen ECTS-Punkte sammeln zu können und beispielsweise mit Blick zur Vorbereitung auf Abschlussarbeiten Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen. Die Ansprechpartner*innen und Betreuer*innen stellen nach wie vor das Kompetenzzentrum Smart Services dar.
Lehren für Studium und Berufsalltag
Eine positive Bilanz ziehen auch die Studierenden. Es sei eine tolle Erfahrung gewesen, ein solches Projekt aus der Praxis zu bearbeiten und bisher Gelerntes erfolgreich einsetzen zu können. Für das Studium und das spätere Berufsleben konnten sie einige Lehren ziehen, allen voran: Kritisch zu hinterfragen. Gerade im Kontakt mit Mitbewerbern habe das Team sich zunächst schnell beeindrucken lassen, sagt Sara Schlachter selbstkritisch und lachend: „Man darf einfach nicht alles glauben.“ Für den Joballtag haben sie gelernt: „Es hilft, Aufgaben und Ziele zu Beginn des Projekts schriftlich festzuhalten.“, sagt Sara Schlachter auch im Namen ihrer Kommilitoninnen. Die Zusammenarbeit mit einem Startup mit seiner besonderen Kultur habe sie begeistert und angesteckt. Um das Ziel, in einem Semester die Aufgabe zu bearbeiten einzuhalten zu können, wurde gemeinsam mit den Studentinnen, dem Unternehmenspartner und dem Kompetenzzentrum eine klare und realistisch umsetzbare Erwartungshaltung an das Projekt formuliert.
Die intensive Zusammenarbeit habe das Team – alle drei kamen von unterschiedlichen Hochschulen zum Masterstudium an die HTWG – sehr gut zusammengeschweißt. „In der Rolle des Mentors seitens des Kompetenzzentrums hat mir die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Studierenden und dem Unternehmenspartner besonders viel Spaß bereitet, da man einen kontinuierlichen Fortschritt im Projekt und auch bei der persönlichen Entwicklung beobachten konnte. Es freut mich rückblickend sehr zu sehen, dass wir mit dem Impuls-Projekt Kontakte zusammenführen konnten, welche potenziell weitere Kooperationen beispielsweise in Form von Abschlussarbeiten eingehen werden“ so Maximilian de Geus.
Das Kompetenzzentrum Smart Services
Das Kompetenzzentrum ist mit den Standorten Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, Konstanz und Furtwangen flächendeckend in Baden-Württemberg und unterstützend mit einem Standort in Siegen präsent und arbeitet eng mit Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und Dienstleistungsverbänden zusammen. So werden beispielsweise in Impuls-Projekten für regional ansässige kleine und mittlere Unternehmen innovative (digitale) Lösungen kostenfrei umgesetzt. Dabei reicht das Spektrum von neuen Geschäftsmodellen über den Einsatz digitaler Technologien und der Entwicklung neuer Dienstleistungen bis hin zum begleitenden Change Management.
Die Partner des Kompetenzzentrums sind das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO (federführend) in Stuttgart sowie dessen Kompetenz- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme (KODIS) in Heilbronn, das itb – Institut für Betriebsführung im DHI in Karlsruhe, die Hochschule Furtwangen, die Hochschule Konstanz und die Universität Siegen. Die starke wissenschaftliche Basis des Kompetenzzentrums Smart Services ist auch ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen Transfereinrichtungen.
Das baden-württembergische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus fördert den Ausbau und die Weiterentwicklung des „Kompetenzzentrum Smart Services“ mit 5,5 Millionen Euro bis Ende 2024. Auf den Standort an der HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung entfallen rund eine Million Euro (1.016.000 Euro). Damit kann das Kompetenzzentrum seine Unterstützung für die kleinen und mittleren (Dienstleistungs-)Unternehmen längerfristig anbieten: Das betrifft vor allem die Themen Entwicklung neuer Dienstleistungsangebote und Smart Services, ebenso die Nutzung digitaler Technologien in (Dienstleistungs-)Unternehmen wie Künstliche Intelligenz und Virtuelle Realität sowie neue innovative Geschäftsmodelle für Dienstleistungsanbieter.
Weitere Informationen und Kontakt auf den Seiten des Kompetenzzentrum Smart Services und auf den HTWG-Seiten des Kompetenzzentrums Smart Services