Kommunikationsdesign

    Masterstudiengang

    Dekoratives grafisches Element

    Bauhaus Baden-Württemberg

    Interdisziplinäres Projekt zum Jubiläum einer legendenhaften Institution

    Im Jahr 2019 wird die Gründung des Bauhauses in Weimar vor 100 Jahren in einer Vielzahl an Veranstaltungen, Publikationen und Ausstellungen über alle Ländergrenzen hinweg gefeiert. Auch das Land Baden-Württemberg beteiligt sich. Zwei Beiträge, eine Publikationsreihe und eine Ausstellung in den Vitrinen des Wirtschaftsministeriums in Stuttgart, entstehen in einer Kooperation der Fakultät Architektur und Gestaltung der HTWG mit dem Landesamt für Denkmalpflege (Dr. Claudia Mohn, Andreas Dubslaff) und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau (Grit Koltermann, Dr. Edmund Ortwein, Heike Behringer) und werden Anfang Dezember 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt.  Ziel von zwei Lehrveranstaltungen im Studienjahr 2018/2019 war es, den Studierenden im Rahmen eines Realprojekts sowohl praxisnahes Arbeiten zu ermöglichen als auch historisches Wissen und interdisziplinäre Methodenkompetenz zu vermitteln. In diesem Sinne steht das Projekt selbst in der Tradition des Bauhauses.

    Teil 1: Wintersemester 2018/2019

    Zehn Teams aus Architekten und Kommunikationsdesignern begaben sich auf die Suche nach weniger bekannten Spuren, die das Bauhaus im Land Baden-Württemberg hinterlassen hat. 35 Studierende, 27 Architekten und acht Kommunikationsdesigner, haben Material gesammelt für eine offen gestaltete Publikationsreihe. Das Spektrum der zwanzig bearbeiteten Themenfelder reicht von Werken der freien Kunst, über kunsthandwerkliche Manufakturprodukte und angewandte, experimentelle Fotografien bis hin zu industriell gefertigten Serienmöbeln. Utopische Architekturentwürfe aus dem Umfeld der »Gläsernen Kette« treffen auf städtebauliche Wohnkonzepte der 20er-Jahre und beispielhaft funktionale Industrie- und Lehrgebäude der Nachkriegszeit.

    Der Blick der Studierenden richtete sich dabei sowohl auf den zeitgeschichtlichen Kontext als auch auf die Verbindungen der Künstler und Gestalter untereinander sowie auf deren individuelle Lebensgeschichten. Neben berühmten Bauhäuslern wie Otto Bartning, Max Bill, Walter Gropius, Herbert Hirche, Ida Kerkovius, Gerhard Marcks, Hannes Meyer, Mies van der Rohe und Oskar Schlemmer rücken auch weniger bekannte Bauhäusler wie Richard Bampi, Hermann Blomeier, Hermann Finsterlin, Margarete Camilla Leiteritz, Ludwig Hilberseimer, Walter Peterhans mit seinen Schülerinnen Ellen Auerbach, Grete Stern und Hilde Hubbuch sowie der Zinnschmied Karl Raichle in den Fokus.

    Fündig wurden die Studierenden vor Ort in Konstanz, Meersburg, Kandern, Herrenberg, Tübingen, Horb, Ebhausen, Mannheim, Offenburg, Karlsruhe, Stuttgart und Ulm und in baden-württembergischen, bundesweiten und internationalen Archiven wie z.B. dem SAAI in Karlsruhe, dem Otto Bartning Archiv der TU Darmstadt, dem Werkbund-Archiv in Berlin oder dem (Online-)Archiv der Harvard University.

    Das Gestaltungskonzept für die Broschüren wurde im Rahmen eines beschränkten Designwettbewerbs unter vier Teams aus jeweils zwei Kommunikationsdesignern des Masterstudiengangs Kommunikationsdesign entwickelt. Das tragfähigste gestalterische Konzept stammte dabei von Karoline Kirner und Nadine Rupprecht, die auch die ersten vier Ausgaben im Detail gestalten werden sobald die studentischen Texte von den beiden freiberuflichen Kunsthistorikern und Autoren Dr. Inken Gaukel und Dr. Dietrich Heissenbüttel überarbeitet wurden.

    Teil 2: Sommersemester 2019

    Im Sommersemester 2019 entwarfen sieben Studierende (vier Bachelor-, zwei Masterstudierende Kommunikationsdesign und ein Masterstudierender Architektur) im Rahmen eines interdisziplinären Wahlpflichtfachs eine Ausstellung in den Vitrinen des Wirtschaftsministeriums in Stuttgart. Der denkmalgeschützte Bau des Architekten und Regierungsbauassessors Rudolf Hanke aus den 1950er-Jahren mit seinen neun mannshohen Vitrinen befindet sich auf der stark frequentierten Theodor-Heuss-Strasse. Die Entwürfe zielen zum Einen auf ein prägnantes, übergreifendes gestalterisches Konzept in Form eines perspektivisch verzerrten Schriftzugs auf der Strassenseite der Vitrinen, zum Anderen auf zeitgenössische Interpretationen und Inszenierungen in den einzelnen Vitrinen, die die vielfältigen und teils kontrovers zu diskutierenden Beziehungen zw. dem Bauhaus (den Bauhäusern!) und dem späteren Land Baden-Württemberg an markanten Beispielen verdeutlichen.

    Neun Vitrinen enthalten Anspielungen auf Otto Bartnings nichtrealisierte Kirche für Konstanz, Herrmann Finsterlins Wand- und Deckengestaltungen für das Kurhaus in Schömberg, den Keramiker Richard Bampi in Kandern und den Edelzinnschmied Karl Raichle in Meersburg, die Glasfenster von Ida Kerkovius in der medizinischen Klinik in Tübingen und im Stuttgarter Rathaus, Oskar Schlemmers letzte Wandbilder in Offenburg und Stuttgart, Herbert Hirches Möbelentwürfe für die Christian Holzäpfel AG in Ebhausen/Horb, Hermann Blomeiers Industriearchitektur der Filmdruckhalle für die Stuttgarter Gardinenenfabrik in Herrenberg und sein Tropicarium für die Universität Tübingen, die Bauhaustapteten von Margarete Camilla Leiteritz und eine typologische Auseinandersetzung mit architekturgeschichtlich exemplarischen Lehrgebäuden ausgehend von Walter Gropius Dessauer Bauhausgebäude.

    Für die Umsetzung der Entwürfe konnten die international für hochwertige Leitsysteme und Ausstellungsgestaltungen bekannten EICHER-Werkstätten in Rommelshausen gewonnen werden. In fünf der Vitrinen kommen dazu noch insgesamt zehn Architekturmodelle zum Einsatz, die von Studierenden des zweiten Bachelorsemesters Architektur, betreut von Prof. Oliver Fritz, mit den technischen Möglichkeiten des OpenInnovationLabs (OIL) der HTWG angefertigt wurden. Die Ausstellung wird von Dezember 2019 bis Mai 2020 zu sehen sein.