Schreibberatung

    Für Studierende und Lehrende der Hochschule Konstanz

    Tipps für eine glückliche Bewerbung

    Hinweis vorweg

    Erfinden Sie nichts, aber rücken Sie Ihre Person und Ihr Anliegen ins rechte Licht. Der Textaufbau, die Auswahl der inhaltlichen Punkte und deren Formulierung lassen Ihnen dafür viel Spielraum.

    Drei Tipps für einen angemessenen Lebenslauf

    Obwohl ein Lebenslauf die einschlägigen Angaben umfassen und diese in der üblichen Anordnung aufführen muss (z. B. Bildungsabschlüsse rückwärts-chronologisch), haben Sie dennoch Gestaltungsspielraum hinsichtlich der Auswahl und Ausführlichkeit der Einträge. Beachten Sie dabei folgende Strategien:

    1) Ihr Lebenslauf muss NICHT auf eine Seite passen.

    Lassen Sie sich von vorgefertigten Layouts nicht tyrannisieren. Üblicherweise haben Lebensläufe zwei Seiten, weil sonst nicht alles unterzubringen ist. Auch die Rubriken und ihre Anordnung sind in den Vorlagen oft nicht sinnvoll gewählt und die Angaben stark verkürzt. Holen Sie sich gerne Inspiration für die Gestaltung, aber strukturieren Sie Ihren Lebenslauf selbst, passend zu Ihrer persönlichen Biografie und der angestrebten Tätigkeit.

    2) Ihr gesamtes Können und Wissen zählt.

    Ihr zukünftiger Arbeitgeber interessiert sich dafür, was Sie mitbringen und nutzbringend einsetzen können. Ihr Theoriewissen geht aus Ihren Bildungsabschlüssen hervor, Ihr Können und Ihr Praxiswissen aus Ihren Arbeits- und Projekterfahrungen. Zählen Sie bei jeder Tätigkeit die Art der übernommenen Aufgaben auf! Auch solche Erfahrungen sind wertvoll, die auf den ersten Blick nicht mit der neuen Stelle in Zusammenhang stehen. Überlegen Sie, was Sie jeweils für Ihr Leben hinzugelernt haben: Ein Nebenjob in der Gastronomie belegt Ihre Belastbarkeit, Stressresistenz und Kundenorientierung. Eine Ferientätigkeit am Fließband vermittelte Ihnen eine Vorstellung von Produktionsabläufen in der Industrie. Ein Ehrenamt als Jugendleiter/in beweist Ihr Talent im Umgang mit Menschen. Aus einem langen Auslandsaufenthalt bringen Sie Weltläufigkeit, interkulturelle Kompetenz und sichere Englischkenntnisse mit … Indem Sie im Bewerbungsschreiben solcherart auf die Früchte Ihrer Erfahrungen verweisen und diese im Lebenslauf detailliert auffächern, leiten Sie Ihre Soft Skills elegant aus Ihrer Biografie her und vermeiden belanglose, austauschbare Selbstanpreisungen wie: „Ich bin teamorientiert, eigenständig und ehrgeizig.

    3) Facettenreichtum ist kein Nachteil.

    Ihr Hauptinteresse gilt Ihrem Fach, das muss sowohl aus Anschreiben als auch aus dem Lebenslauf deutlich werden. Sie dürfen darüber hinaus aber noch viele weitere Eigenschaften aufweisen, die Sie als Mensch und Teamkollege*in wertvoll und interessant machen. Zeigen Sie Ihre Vielseitigkeit! Rubriken wie „Praktische Erfahrung“, „Sonstige Kenntnisse“ und „Freizeitinteressen“ bieten Ihnen dafür ausreichend Raum. Achten Sie darauf, grundverschiedene Bereiche abzudecken. Wenn Sie zehn Trendsportarten betreiben, wäre es möglicherweise vorteilhaft, daneben noch eine kulturelle, handwerkliche oder musische Neigung zu offenbaren. Mit Ihrer Unterschrift unter dem Lebenslauf bestätigen Sie die Richtigkeit Ihrer Angaben. Daher dürfen Sie alles aufführen, was Ihnen wichtig erscheint, und nicht nur das, was Sie zusätzlich durch Zeugnisse belegen können.

    Drei Tipps für ein passgenaues Bewerbungsschreiben

    In Form und Aufbau folgt Ihr Anschreiben den Vorgaben für Geschäftsbriefe (mit Adressblöcken, Ort- und Datumsangabe, Betreffzeile mit Referenznummer, Gruß- und Abschiedsformeln). Inhaltlich möchten Sie Ihrem Adressatenkreis in der Fachabteilung und (an zweiter Stelle) in der Personalabteilung folgende Botschaften vermitteln:

    1) Ihr Herz brennt für die Art der Tätigkeit.

    Sie bewerben Sie darum, für einen bestimmten Zeitraum eine bestimmte Tätigkeit ausführen zu dürfen. Überlegen Sie genau, weshalb Sie das wollen und weshalb dieser Aufgabenbereich Sie besonders interessiert. Haben Sie bestimmte Talente, die dabei zur Entfaltung kommen? Gab es Projekte im Studium in diese Richtung, die Ihnen besonders viel Spaß gemacht haben? Stehen die damit verbundenen Fachfragen im Fokus Ihres Interesses, vielleicht schon seit langem?  Warum sind diese Fragen so interessant für Sie – und so relevant für den Erfolg des Unternehmens?

    2) Ihr Herz brennt für das Unternehmen.

    Beginnen Sie Ihr Anschreiben nicht mit dem Hinweis auf irgendeine Internetjobbörse, auf der Sie über die Stellenbeschreibung gestolpert sind. Genau das Gegenteil wollen Sie vermitteln: Es ist gerade kein Zufall, dass Sie sich bei dieser Firma bewerben! Sie kennen und schätzen die besondere Qualität der Produkte oder Dienstleistungen. Überlegen Sie, was genau Sie attraktiv finden und stellen Sie es in eigenen Worten dar. Vielleicht nennen Sie ein Beispiel aus der Angebotspalette und begründen, warum es Sie beeindruckt. Falls Ihnen Aussagen aus erster Hand vorliegen, z. B. von ehemaligen Praktikanten, beziehen Sie sich darauf. Jedes Unternehmen hört gerne von seinem guten Ruf, aber persönlich begründet und nicht von der Firmenwebseite kopiert!

    3) Ihre gesamte Biografie steuert auf die angestrebte Stelle zu.

    Stellen Sie Ihren Werdegang so dar, dass seine logische Fortsetzung nichts anderes als der Posten sein kann, um die Sie sich bewerben. Das heißt nicht, dass Sie Ihr ganzes Leben lang bereits ähnliche Tätigkeiten ausgeübt haben – wie auch? Sie stehen ja schließlich nicht am Ende, sondern am Anfang Ihrer Karriere! Doch hat sich Ihr Interesse in die bewusste Richtung entwickelt, und dies war beeinflusst von bestimmten Erfahrungen in verschiedenen Kontexten. Greifen Sie einzelne, prägende Erlebnisse heraus, die Ihre Ausrichtung beeinflussten, z. B. ein bestimmtes Studienprojekt, ein Vortrag oder eine Ferientätigkeit. Solche richtungsweisenden Erfahrungen müssen nicht durch Zeugnisse belegt sein, es zählt die Bedeutung, die Sie ihnen beimessen.
    Sympathisch ist, wenn man Ihre Begeisterung für die Sache herauszuhören kann: „Auch wenn mein Studium eine andere Schwerpunktsetzung hat, wurde die XY-Kunde zu meinem Lieblingsfach, weil …“ Auf diese Weise können Sie alles in die gewünschte Richtung drehen.
    Falls Ihnen die ein oder andere der im Anforderungsprofil geforderten Fertigkeiten fehlt, freuen Sie sich ausdrücklich auf die Chance, diese für sich hinzuzugewinnen. Durch Lernbereitschaft und schnelle Auffassungsaufgabe gleichen Sie Fehlstellen aus und beweisen Ihre Bereitschaft, Herausforderungen anzupacken.

    Drei Tipps zur Sprache

    Durch Ihre Bewerbungsunterlagen zeigen Sie, wie gut Sie Deutsch (oder Englisch) in Schriftform, die Regeln für Geschäftskorrespondenz sowie die Verwendung von Bürosoftware beherrschen. Dies sind wertvolle implizite Informationen über Ihre Tauglichkeit als Arbeitskraft in einer digitalisierten Arbeitswelt, in der der schriftliche Austausch wichtiger geworden ist als je zuvor. Dazu drei Tipps:

    1) Bleiben Sie durchgehend formal korrekt und höflich. Meiden Sie Umgangssprache und Jugendjargon – auch wenn Sie sich bei einem Unternehmen bewerben, das seine Kunden duzt.

    2) Vergangenes wird im Präteritum dargestellt, nicht (wie mündlich üblich) im Perfekt: „Mein Bachelorprojekt beschäftigte sich mit …“ und nicht: „... hat sich beschäftigt“.

    3) Nutzen Sie die Grammatikkontrolle Ihrer Schreibsoftware und lassen Sie Ihre Unterlagen gegenlesen. Schreibfehler in Bewerbungsunterlagen bezeugen einen ungünstigen Mangel an Sorgfalt und Mühe.

    Letzter Hinweis

    Was vorbehaltslos für Sie spricht, ist Ihr Wille, alles einzusetzen, was Sie mitbringen, und den Rest schnell und engagiert hinzuzulernen. Ihre Zuversicht, der richtige Mann oder die richtige Frau für den Posten zu sein, verrät bereits Ihr Lächeln auf dem Bewerbungsfoto. Aus jeder Zeile Ihrer Unterlagen muss deutlich werden, dass Sie der neuen Aufgabe mit Begeisterung entgegenfiebern. Denn hohe Motivation ist für Sie als Karriereeinsteiger*in immer noch das beste Verkaufsargument.

    Monika Oertner