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Auf Europatour mit der MS Wissenschaft

07.10.2024

Im Mai 2024 startete die MS Wissenschaft ihre Tour. Von Berlin aus fuhr das Ausstellungsschiff ein halbes Jahr durch Deutschland und Österreich und steuerte rund 30 Städte an. Mit an Bord: ein Koffer voll Freiheit, der an der HTWG entwickelt und gebaut wurde.

Die Ausstellung auf der MS Wissenschaft, einem zum Ausstellungsschiff umgebauten Frachtschiff, drehte sich 2024 um Freiheit, das Thema des aktuellen Wissenschaftsjahrs. Was ist Freiheit? Eine Antwort auf die Frage zu finden, ist nicht einfach. Denn Freiheit erscheint in vielen Formen, sie ist eng mit der individuellen Wahrnehmung verknüpft und je nach Kontext verändert sie sich. Auf der MS Wissenschaft, einem schwimmenden Science Center, hat das interaktive Exponat „unboxing freedom“ der HTWG ein demokratisches Freiheitsverständnis vermittelt, das sich durch Vielfalt, Diskursfähigkeit und Respekt auszeichnet. Konzipiert, entworfen und gebaut haben es Myriam Gautschi (Architekturprofessorin HTWG), Dr. Janna Heine (Leitung Kommunikation und Marketing) und Evelyn Heim (Digital Media Specialist im Projekt digitALL) sowie die Architekturstudenten David Riesterer, Yannick Spitz und Tobias Zinsmayer. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Crescere Stiftung Bodensee.


Seit über 20 Jahren ist die MS Wissenschaft im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Sommer unterwegs. Gestartet wurde die Tour auch in diesem Jahr in der Hauptstadt Berlin (Foto: Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog)

Summer School flying classroom bildete den Ausgangspunkt

Für „unboxing freedom“ hat das Projektteam unterschiedliche Freiheitsgeschichten gesammelt, in Audio-, Text- und Bildform aufbereitet und in einem selbstgebauten Koffer zusammengetragen. Die Freiheitsgeschichten im Koffer sind inspiriert von der interkulturellen Summer School „flying classroom“, mit der Myriam Gautschi seit mehr als zehn Jahren Architekturstudierende der HTWG Konstanz mit Studierenden ihrer Partnerhochschulen weltweit zusammenbringt. An der Hörstation des Exponats „unboxing freedom“ konnten die Besucher*innen der MS Wissenschaft drei Freiheitsgeschichten lauschen, die Teilnehmende der Summer School auf ihren Reisen erlebt haben. Jede Geschichte eröffnete einen unterschiedlichen Blickwinkel auf das Thema Freiheit. So ging es um das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung, um Freiheit als Neugierde und um die Idee von Freiheit, die nur im Dialog mit anderen entstehen kann.


Die Hörstation macht Freiheitsgeschichten von flying classroom auditiv erfahrbar (Foto: Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog)


Acht Monate Arbeit hat das Team für die Entwicklung und Produktion des Exponats investiert und im Atelier der Architektur viel ausprobiert. (V.l.r. David Riesterer, Yannick Spitz, Evelyn Heim, Prof. Myriam Gautschi, Dr. Janna Heine, auf dem Bild fehlt Tobias Zinsmayer)


Einem Prototypen aus Pappe folgte ein aus Holz gebauter und mit Aluminium ummantelter Koffer. Dazu gesellten sich eine Hörstation, Stempel und ein Gästebuch, in dem sich die Besucher*innen verewigen konnten (Foto: Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog)


Die Spiegelfolie im Koffer symbolisiert die Reflexion zum Thema Freiheit, die seitens der Besucher*innen durch die Interaktion mit dem Exponat stattfindet (Foto: Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog)


Das Stempeln ist eine von unterschiedlichen kreativen Praktiken, die die Besucher*innen anwenden konnten, um sich dem Thema Freiheit anzunähern. Die Stempel haben die drei Architekturstudierenden ebenfalls selbst entworfen und gebaut (Foto: Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog)


Ausprobieren und sich über das Erfahrene austauschen. Das war das Ziel von unboxing freedom (Foto: Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog)

Dass sich die HTWG als technische Hochschule an einer philosophischen Ausstellung zum Thema Freiheit beteiligt, zeigt einmal mehr die Bedeutung des Blicks über den Tellerrand für die Hochschule Konstanz. „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei, sagt das Grundgesetz und eröffnet damit den Hochschulen die Möglichkeit, nicht nur Wissen, sondern auch Werten wie Demokratie und Freiheit, Raum zu geben. Eine Notwendigkeit in unserer so fragilen Zeit, wo wir alle – nicht nur wir Architekten - aufgefordert sind, Neugierde, Dialog, Verantwortung, als ,tools‘ in unserer Werkzeugkiste zu wissen, um gemeinsam Raum für Gesellschaft zu ,bauen‘ und zu leben“, sagt Professorin Myriam Gautschi.

In hochkarätiger Gesellschaft

Die HTWG war eine von nur zwei HAWen, die in diesem Jahr auf der MS Wissenschaft ausgestellt haben. „Wir freuen uns sehr, dass unser Exponat unboxing freedom ausgewählt wurde und die HTWG Konstanz Seite an Seite mit namhaften Wissenschaftseinrichtungen wie der Max-Planck-Gesellschaft oder dem WZB Berlin sowie großen Universitäten wie der Freien Universität Berlin in Deutschland und Österreich zu sehen war. Durch die Teilnahme bei der MS Wissenschaft wurde nicht nur die Hochschule Konstanz, sondern auch die Bodenseeregion als Hochschul- und Wissenschaftsstandort präsentiert“, so Dr. Janna Heine.


Eingebettet in Exponate hochkarätiger großer Wissenschaftseinrichtungen: unboxing freedom der HTWG (Foto: Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog)


In Mainz, einer der letzten Stationen der MS Wissenschaft in Deutschland, machte sich auch die HTWG-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Rein ein Bild von der Ausstellung

100% made at HTWG

Im Exponat zeigen sich zudem die Möglichkeiten der HTWG, in den eigenen Werkstätten und Laboren wie dem Open Innovation Lab Bauteile selbst herzustellen und vielseitige Materialien zu verarbeiten. „Das Exponat ist komplett an der HTWG durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Architektur, Design, Kommunikation, dem Drittmittelprojekt digitALL und das große Engagement der Werkstätten und Labore entstanden“, erklärt Evelyn Heim.

Neben Hörstation und Koffer war ein wichtiger Bestandteil des Exponats ein kunstvoll gestaltetes und in der Hausdruckerei der HTWG gebundenes Gästebuch. Die rund 55.000 Besucher*innen der MS Wissenschaft waren eingeladen, ihre eigenen Freiheitsgedanken in das Buch zu schreiben, zu stempeln oder zu zeichnen, und so die Freiheitsgeschichten im Koffer weiterschreiben. Das Angebot wurde so gut angenommen, dass das Projektteam drei weitere Bücher produzieren und auf das Schiff nachsenden musste.


Im Gästebuch konnten die Besucher*innen ihre Gedanken festhalten (Foto: Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog)


Zur Erinnerung konnten die Besucher*innen sich ein Stoffband mit dem Titel des Exponats abschneiden und mit nach Hause nehmen. Ob als Armband oder Lesezeichen, das Band fand so viel Zuspruch, dass das Team auch hier schnell für Nachschub sorgen musste (Foto: Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog)

Am 3. Oktober endete die Tour der MS Wissenschaft mit der letzen Station in Wien und damit kehrt der Koffer der Freiheit mit allen gesammelten Freiheitsgeschichten zurück an die HTWG nach Konstanz. Dort soll das Exponat auch in zukünftigen Ausstellungen gezeigt und adaptiert werden. unboxing freedom wurde mit einem nachhaltigen Ansatz entwickelt, der erlaubt, die Elemente des Exponats weiterzuverwenden und z.B. die Audioplayer neu zu bespielen. Der Freiheit sind dabei keine Grenzen gesetzt.


Stolz auf Ihre Leistung: Das Projektteam der MS Wissenschaft bei der Eröffnung in Berlin (V.l.r. Yannick Spitz, Tobias Zinsmayer, Prof. Myriam Gautschi, Dr. Janna Heine, Evelyn Heim, im Bild fehlt David Riesterer)