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Auf Umwegen zum Traumberuf: Ein HTWG-Absolvent berichtet

17.01.2022

Der Studienabschluss von HTWG-Absolvent Rainer Klink qualifizierte ihn 1961 nicht direkt für seinen Traumberuf. Wie sein Studium ihn doch dazu befähigte und was er Student*innen aus seinen Erfahrungen heraus empfiehlt, hat er uns in einem Interview erzählt.   

Ein Promotionskolleg gab es noch nicht als Rainer Klink 1961 seinen Studienabschluss als „Staatlich geprüfter Ingenieur“ in Maschinenbau am Staatstechnikum Konstanz machte, das 1971 zur Fachhochschule Konstanz wurde. Sein Grad als Diplom-Ingenieur (FH) wurde ihm zudem erst nachträglich auf Grund des Gesetzes über die Fachhochschulen im Land Baden-Württemberg 1982 verliehen.

Forschen als Absolvent*in einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Als Mitarbeiter von Brown Boveri & Cie (Schweiz) sowie der DAUG Deutsche Automobilgesellschaft mbH hatte er während seiner Berufstätigkeit dennoch die Möglichkeit, in der Forschung zu arbeiten – an nichts Geringerem als den ersten Brennstoffzellen für Fahrzeuge sowie Antriebstechniken und der Batterieentwicklung für Elektrostraßenfahrzeuge.

Promovieren an der HTWG

Doktorand*innen sowohl mit HAW- als auch mit Universitätsabschluss können heute in einer kooperativen Promotion an der HTWG betreut werden. Derzeit zählt das kooperative Promotionskolleg 36 laufende Promotionen, die HTWG insgesamt etwa 50. Im Jahr 2020 haben 5 Doktorand*innen ihre an der HTWG angefertigte Promotion abgeschlossen. Seit der Gründung des kooperativen Promotionskollegs haben 48 den Doktortitel erlangt. Damit zählt die HTWG zu den aktivsten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg in Sachen Promotion.

Wie in den meisten Bundesländern haben auch in Baden-Württemberg Hochschulen für Angewandte Wissenschaften kein Promotionsrecht inne, können aber an einer promotionsberechtigten Hochschule gleichberechtigte Gutachterinnen und Gutachter stellen. Die gemeinsame Betreuung und Begutachtung durch eine*n Professor*in einer Hochschule und ein*e Professor*in einer Universität wird kooperative Promotion genannt.

Der*die jeweilige Kooperationspartner*in hängt vom Promotionsthema ab. Auch Universitäten im europäischen Ausland sind unter den Kooperationspartnern, so zum Beispiel in Newcastle und Paris (Sorbonne-Panthéon).

Der dritte Zyklus der akademischen Laufbahn kann sich direkt an das Masterstudium anschließen. Eine Promotion ist aber auch noch später möglich – zum Beispiel über eine Projektstelle an der Hochschule oder während der Berufstätigkeit in einem Unternehmen. Einige der Doktorand*innen erarbeiten ihre Promotion berufsbegleitend.

Die HTWG ist Mitglied des Council for Doctoral Education der European University Association. Damit verstärkt sie den internationalen Austausch zu Qualifizierung, Qualitätssicherung und den Rahmenbedingungen für Doktorand*innen.

Mehr über das kooperative Promotionskolleg der HTWG

 

Sein Tipp an die heutigen Student*innen der HTWG: „Öffnen Sie sich neuen Wegen und Techniken und geben Sie bei Rückschlägen nicht auf“. Obwohl Rainer Klink bereits seit einigen Jahren in Rente ist, kann er sich noch gut an die Anfänge seiner Karriere und das Studium in Konstanz erinnern, zum Beispiel an den Druck, dem auch die damaligen Student*innen während der Prüfungszeit standhalten mussten.

Die Anstrengungen des Studiums lohnen sich

„Eine Prüfung im Hochsommer ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Damals herrschte eine sengende Hitze in der Aula. Die heiße Luft knisterte förmlich unter der spürbaren Anspannung der Kommiliton*innen“, berichtet er.

Das Staatstechnikum Konstanz

Die HTWG wurde 1906 unter dem Namen „Technikum Konstanz“ als "private höhere technische Lehranstalt" von Ingenieur Alfred Wachtel gegründet. 1934 wurde sie staatlich anerkannt. 1961 ging das Technikum als „Staatliche Ingenieurschule Konstanz“ in die alleinige Trägerschaft des Landes über. 1971 schließlich erfolgte die Umwandlung in die Fachhochschule Konstanz, die seit 2005 Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung heißt.

Mehr über die Geschichte der HTWG

Die Anstrengungen lohnten sich, auch wenn der Studienabschluss von Rainer Klink ihn nicht automatisch für seinen Traumberuf, Dozent an der Ingenieurschule, qualifizierte. Denn der HTWG-Absolvent hatte Glück: Nach seinem Studienabschluss arbeitete er als zweiter Unterrichtsassistent im Maschinenlabor des Staatstechnikums.

Vom Maschinenbaustudenten zum Physiklehrer und Labormitarbeiter

Aufgrund von gesundheitlichen Problemen seines Professors und des ersten Assistenten übernahm er schon bald Vorlesungen für die Vorbereitung der Versuche, sowie deren selbstständige Durchführung und die Betreuung der Student*innen bei ihren Studienarbeiten im Maschinenlabor.

„Ich merkte, dass mir das Lehren liegt, vielleicht, weil mein Vater Lehrer war. Aber ohne Uni-Abschluss, war das keine berufliche Option für mich“, erzählt er. Seine Leidenschaft für das Lehren konnte er aber auch bei seinem zweiten Arbeitgeber weiterführen. Als Mitarbeiter im Physik-Labor von Brown Boveri & Cie gab er den Lehrlingen Physikunterricht.

Noch wichtiger aber war für ihn, dass er bei seinen Hauptaufgaben sehr innovativ arbeiten konnte. Im Labor seines Arbeitgebers konstruierte, baute und erprobte er mit seinem Team in Kooperation mit der Universität Bonn Brennstoffzellen. „Wir waren damals nahezu die Einzigen in Europa, die schon an diesem Thema arbeiteten“, berichtet Rainer Klink.

Innovative Technologien faszinierten den HTWG-Absolventen

In einem großen Saal mit Zeichenbrettern habe er nie arbeiten wollen. „Ich war schon immer sehr wissbegierig, was neue Technologien angeht“, sagt er. Deshalb war er sehr froh, dass er die Arbeit später im Forschungslaboratorium der DAUG Deutsche Automobilgesellschaft mbH in Esslingen fortsetzen konnte, als Brown Boveri die Tätigkeiten auf dem Gebiet der Brennstoffzellen einstellte.

Bei der DAUG wirkte Rainer Klink am Aufbau des Forschungslaboratoriums Esslingen a.N. mit und war dort noch lange als Leiter des Fachbereichs Konstruktion und Versuchswerkstatt sowie als Head of Technical Development tätig. Das Labor arbeitete schon 1969 an der Entwicklung und dem Bau von Elektrostraßenfahrzeugen. Rainer Klink führte unter anderem eine umfassende Studie über den Einsatz von Hochtemperatur-Batterien durch.

Die Ausbildung am Staatstechnikum Konstanz war schon damals breit aufgestellt

„Wir hatten bei der DAUG zahlreiche promovierte Naturwissenschaftler und auch Ingenieure. Dass trotzdem ich diese Studie durchgeführt habe, hat mich doch mit Stolz erfüllt“, sagt er. Im Laufe seiner Karriere hielt er zudem zahlreiche Vorträge, und war Autor vieler Patente und Veröffentlichungen.

Das Studium hat ihn gut auf seine Laufbahn vorbereitet: „Wir hatten am Staatstechnikum eine wirklich breite Ausbildung und die Möglichkeit, im Labor damals moderne Maschinen und Techniken kennenzulernen“, erzählt er. Auch seine früheren Kommiliton*innen wären später im Beruf sehr zufrieden gewesen, hätten leitende Tätigkeiten innegehabt und Möglichkeiten bekommen, die Gesellschaft mit zu entwickeln.

Damals wie heute: Der See und die Berge machen das Leben in Konstanz attraktiv

„Mir hat das Studium viele Möglichkeiten eröffnet. Ich kann es nur empfehlen. Wichtig war für mich, auch in schwierigen Phasen weiterzumachen und dass ich Vertrauen in meine Dozent*innen hatte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es immer einige Kommiliton*innen gab, die gemeutert haben. Als Unterrichtsassistent war ich später aber sogar bei der Notenfindung dabei und kann bestätigen, dass die Professor*innen ihre Verantwortung dabei sehr gewissenhaft wahrgenommen haben“, berichtet Rainer Klink.

Nach Konstanz kehrt er immer noch gerne zurück, auch wenn sich seit damals viel in der Stadt verändert hat. Gleich geblieben sind der See und die Berge. „Die Nähe zu Skigebieten in den Alpen und dem Wasser haben wir auch damals schon sehr genossen“, erinnert er sich. Mit einigen seiner Kommiliton*innen trifft sich Rainer Klink noch regelmäßig zu Absolventenfesten und besucht dabei immer wieder den Campus der HTWG.

Titelbild: Das A-Gebäude der HTWG fotografiert im Jahr 1959.