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"Die Person steht im Mittelpunkt"

13.01.2021

Die Zentrale Studienberatung begleitet seit zehn Jahren Studieninteressierte und Studierende. Was war die meistgestellte Frage? Und wie hat sich die Beratung verändert?

Eine gute Innovation ist die, bei deren Einsatz man sich fragt, warum es sie eigentlich nicht schon immer gibt. So dürfte es den meisten Studieninteressierten, Studierenden und Hochschulangehörigen beim Kontakt mit der Zentralen Studienberatung gehen. Denn tatsächlich: Es gibt sie nicht schon seit Bestehen der Hochschule. In diesem Jahr feiert sie ihr zehnjähriges Bestehen. Anlass, bei den Mitarbeiterinnen der Zentralen Studienberatung (ZSB) nachzufragen, wie sich ihre Aufgaben in der zurückliegenden Dekade entwickelt haben – und was die meistgestellte Frage der letzten zehn Jahre war.

Fangen wir gleich damit an: Welche Frage wurde Ihnen in den letzten zehn Jahren am häufigsten gestellt?

Ganz klar: „Was würden Sie mir raten?“

Und was war Ihre Antwort?

Alina Wolf: Die Verantwortung für eine Entscheidung geben wir an die Ratsuchenden zurück. Wir können und möchten nicht für die Person entscheiden. Schließlich müssen die Studierenden oder Studieninteressierten mit ihrer Entscheidung und den damit verbundenen Konsequenzen leben. Wir machen im Gespräch diese Haltung transparent und ernten viel Verständnis dafür. Einigen Ratsuchenden wird in diesem Moment auch klar, dass sie für sich Eigenverantwortung übernehmen müssen und das ist auch ein Stück „erwachsen werden“.
Kathrin Pallasch: Unser Selbstverständnis ist es, Information und Tipps zum Vorgehen zu geben, Entscheidungskompetenzen zu stärken und einen Raum zu bieten, in dem Schüler*innen aber auch z.B. studieninteressierte Meister*innen herausfinden können, was möglich und vor allem passend ist. Und ob ein Studiengang (oder ein Studienabbruch) passt, das entscheidet letztendlich die ratsuchende Person.
Katherina Ellerau: Was wir bieten, ist ein geschützter Raum, in dem wir gemeinsam strukturieren, Möglichkeiten anschauen, mit Methoden die Entscheidungsfindung unterstützen, so dass die Person schauen kann: Was interessiert mich eigentlich? Was motiviert mich? Was ist mir wichtig? Was sind meine Werte? Und wo liegen meine Fähigkeiten?

Frau Wolf, Sie haben die Frage bisher am häufigsten gehört. Sie hatten am 3. Januar 2011 Ihren ersten Arbeitstag an der HTWG in der Zentralen Studienberatung. Sie waren Pionierin bei der Etablierung des Angebots. Was hatte damals den Auslöser für das Schaffen der Stelle gegeben?

Alina Wolf: Durch die damalige Vizepräsidentin für Qualität und Lehre Prof. Dr. Andrea Steinhilber sowie Herrn Manfred Schnell als Leiter des Studierendenreferats wurde schon im Jahr 2009 eine Arbeitsgruppe gebildet, die eine -  und ich zitiere – „Erweiterung des Service-Angebots der Hochschule“ diskutiert hat. Eigentlich sind die Zentralen Studienberatungsstellen an den Universitäten eingerichtet worden, um die Beratung von Studieninteressierten in der Region zu übernehmen. Dennoch war das Beratungsaufkommen an der HTWG stetig weiter gestiegen und mit ihm auch der Bedarf einer unabhängigen Anlaufstelle für Studieninteressierte und Studierende.

Wie viele Beratungsgespräche bzw. –mails hat die ZSB seitdem geführt?

Es sind wirklich sehr viele Beratungsgespräche, aber auch Auskünfte in den letzten zehn Jahren zusammengekommen. Unser Team gibt aktuell ca. 3500 bis 4000 Auskünfte im Jahr, davon sind ca. 600 individuelle Beratungsgespräche und Coachings, die über Auskünfte hinausgehen.

 

Katherina Ellerau

ist seit 2016 im Team der Zentralen Studienberatung und organisiert u.a. das Schülerstudium. Bereits vor ihrem Architekturstudium wuchs sie mit Kulturreisen, Baustellenbesuchen und Bauplänen auf. Selbstständig wie angestellt, in kleinen Büros wie im Groß- Konzern war sie im internationalen Ladenbau für die Mode- und Automobilbranche tätig.
Nach einigen Berufsjahren wechselte sie zurück an ihren Studienort und zu ihrer Lieblingstätigkeit:  Menschen in Ihren Entscheidungen und Problemlösungen zu unterstützen.

Entspricht die damalige Stellenausschreibung noch Ihrer heutigen Tätigkeit? Was hat sich verändert? Wie haben sich die Studieninteressierten und Studierende verändert? Haben sich die Beratungsanliegen verschoben?

Alina Wolf: Die Studienberatung von Studieninteressierten hat sich dahingehend geändert, dass es eine viel größere Auswahl an Studiengängen gibt, dass die studieninteressierten Schüler*innen und auch die Studienanfänger*innen durch G8 jünger sind, dass sich die Eltern mehr in die Studienwahl „einmischen“, und dass es eine allgemeine Tendenz zur Höherqualifizierung (Wegfall der „Grundschulempfehlung“, Akademisierung von Ausbildungsberufen) gibt.
Kathrin Pallasch:  Der Übergang ins Studium geht als Transitionsphase schon immer einher mit vielen Unsicherheiten und Umbrüchen. Gesellschaftliche Entwicklungen wie der Wegfall von klassischen familiären Unterstützungssystemen und die Individualisierung bedeuten für manche Studieninteressierte dazu einen enormen Druck, „das perfekte“ Studium zu finden.
Kirsten Kabus:  Dazu kommen veränderliche Berufsfelder und eine große Möglichkeit nicht-linearer Karrierewege und letztendlich die Unbeständigkeit, Mehrdeutigkeit und Komplexität der Rahmenbedingungen für die Studienwahl (Gesellschaft, Arbeitsmarkt, etc.). Mit der Schaffung eines hochschulweiten Karriereportals können wir hier auch im Kontakt mit den Unternehmen wichtige Erkenntnisse in die Beratung einfließen lassen.
Katherina Ellerau:  Auf Seite der Schüler*innen gibt es zusätzlich eine große Unsicherheit bezüglich der eigenen Interessen, Fähigkeiten und Werte. Das führt insgesamt auch zu einer größeren Unsicherheit in Bezug auf die Studienwahl und zu einer Angst vor falschen Entscheidungen. Hier ist der Beratungs- und Informationsbedarf der Schüler*innen sehr hoch.
Alina Wolf: Dabei muss man sagen, dass die Mehrheit die Wahl gut meistert, aber die Anzahl der Studienabbrüche zeigt eben auch, dass es einen nicht unbedeutenden Teil an Studienanfänger*innen gibt, die andere Erwartungen hatten oder ihre persönlichen Voraussetzungen falsch eingeschätzt haben.

Insgesamt gab es im Wintersemester 2020/2021 laut statista.com an den Hochschulen in Deutschland 20.359 Bachelor- oder Masterstudiengänge. Wie behalten Sie hier den Überblick?

Alina Wolf:  Wir versuchen, uns durch eigene Recherche, durch verschiedene themenorientierte Netzwerke und landes- sowie bundesweite Tagungen mit anderen Beratungs- und Informationseinrichtungen in dem Bereich Studienorientierung auf dem Laufenden zu halten. Auf den Bildungsmessen bekommen wir natürlich auch einen Eindruck, was es gibt und auch, was gerade „in“ ist. Zusätzlich bilden wir uns kontinuierlich weiter, um auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Beratungsansätze zu nutzen.

Einfacher wäre es doch, Studieninteressierte davon zu überzeugen, dass die 33 Studiengänge der HTWG die am besten für Sie geeigneten sind, oder?

Alina Wolf:  Als Zentrale Studienberatung sehen wir unseren Auftrag, wie der Name schon sagt, in der Beratung. Dabei stehen das Interesse und das Anliegen der Person im Mittelpunkt. Die Zentralen Studienberatungen sind auch aus einem Bedarf an Orientierungshilfen entstanden und waren früher regional für mehrere Hochschulen zuständig. In den letzten Jahren kam zusätzlich das Ziel hinzu Studienabbrüche zu verringern, also zu helfen, dass die Studienwahl passend für die Studierenden ist, und damit auch einen Beitrag zum Studienerfolg der Studierenden zu leisten.
Katherina Ellerau: Natürlich sind wir nach außen auch ein Gesicht der HTWG und repräsentieren die HTWG zum Beispiel auf Messen. Aber das Ziel ist eben nicht, wie im Marketing, möglichst viele Studierende zu gewinnen, sondern einen Beitrag zu erfolgreichen Studienverläufen zu leisten. Wir in der Zentralen Studienberatung fühlen uns dem Anliegen der Studieninteressierten verpflichtet.
Kathrin Pallasch: Damit leisten wir gleichzeitig auch einen Beitrag zu nachhaltigen Bildungsinvestitionen. Wir freuen uns natürlich, wenn sich Studieninteressierte für die HTWG entscheiden. Aber noch mehr freuen wir uns, wenn die Studienwahl reflektiert und bewusst getroffen wurde und die Studierenden zufrieden durchs Studium kommen.

Kirsten Kabus

ist seit 2019 in der Zentralen Studienberatung und berät zum Thema „Finanzierung“. Sie verantwortet das Deutschlandstipendium an der HTWG und das Karriereportal. Gemeinsam mit dem Campus Gleich hat sie das „MINT-Mentoring für Schülerinnen“ ins Leben gerufen.
Bei der eigenen Studienwahl ließ sie sich von ihren vielfältigen Interessen an Gesellschaft und Politik leiten – mit dem Menschen im Fokus. Schon immer blickte sie gern über den Tellerrand und sammelte auch vor dem Studium schon fleißig interdisziplinäre und internationale Erfahrungen.

Die Studienberatung ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, schließlich stehen die jungen Menschen vor einer richtungsweisenden Entscheidung für ihren weiteren Lebensweg, inmitten einer Phase geprägt von großen Umbrüchen und Unsicherheiten. Welche Konzepte stehen hinter Ihrer Beratung?

Kathrin Pallasch:  Im Rahmen der AG Studienberatung haben wir zusammen mit engagierten Studienfachberater*innen ein gemeinsames Leitbild für die Beratung an der HTWG erarbeitet (siehe Intranet). Darin spiegelt sich unsere Haltung wider: Wir arbeiten „personzentriert“, das heißt, mit Empathie, Wertschätzung und Authentizität im Sinne der Ratsuchenden zu beraten und zu begleiten.
Wir haben verschiedene Weiterbildungen in der Personzentrierten Beratung nach Carl Rogers und in der Systemischen Beratung. Beide Perspektiven und damit einhergehende Methoden sind wichtig, um die Entscheidungsfindung oder die Begleitung in schwierigen Studiums-Lebenslagen zu unterstützen.
Sie sind für Studieninteressierte, die nach Orientierung bei der Studienwahl suchen, genauso erreichbar wie für Studierende, die beispielsweise familiäre Verpflichtungen und Studium schwer unter einen Hut bekommen oder grundsätzliche Zweifel an ihrer Studienwahl haben.

Die Zentrale Studienberatung berät....

  • professionell: Unser Team bildet sich regelmäßig in Beratungsmethoden, Coaching und Gesprächsführung weiter.
  • unabhängig und neutral: Bei unserer Beratung sind wir Ihnen und Ihrem Anliegen verpflichtet und unabhängig vom Zentralen Prüfungsamt und den Fakultäten.
  • vertraulich: Wir unterliegen der Schweigepflicht.
  • transparent: Uns ist es wichtig, dass wir Ihnen Prozesse transparent machen, damit Sie eine gute Entscheidung für sich treffen können.
  • wertschätzend und personenbezogen: Sie als Person mit Ihrem Anliegen stehen bei uns im Mittelpunkt.
  • bedürfnis- und ressourcenorientiert: Wir versuchen mit Ihnen herauszufinden, wie Sie mit Ihren Ressourcen in Ihrem Anliegen weiterkommen.
  • strukturiert und lösungsorientiert: Wir versuchen mit Ihnen gemeinsam Lösungen für Ihr Anliegen zu erarbeiten.

Was überwiegt in Ihrem Arbeitsalltag: Die Beratung Studieninteressierter oder Studierender?

Alina Wolf: Aktuell überwiegt klar die Beratung von Studierenden. Es gibt ganz verschiedene Lebenslagen, Ereignisse und Herausforderungen, die aus dem privaten einen Einfluss auf das Studium haben. Das sind zum Beispiel Todesfälle, plötzlichen Erkrankungen, Pflege von Eltern, starke Zweifeln am eingeschlagenen Lebensweg und Schwierigkeiten beim Lernen.
Kirsten Kabus: Ein immer wieder auftauchendes Problem ist auch die Frage der Finanzierung. Wir sind froh, dass wir hier inzwischen den Studierenden die Finanzierungsberatung und die Förderung durch das Deutschlandstipendium anbieten können.
Katherina Ellerau: Ein großes Anliegen ist auch fehlender sozialer Anschluss bis hin zur Vereinsamung. Dieses Thema hat gerade in den corona-bedingten Online-Semestern stark zugenommen. Hier versuchen wir über den Moodle-Kurs „Studi-Lernraum“ und in der Zusammenarbeit mit dem AStA, den Fachschaften und auch dem Campus Gleich (z. B. Studis mit Studis) Möglichkeiten aufzuzeigen.
Kathrin Pallasch: Die Hochschulen sind in den vergangenen Jahren sensibler im Umgang mit der Heterogenität der (potentiellen) Studierenden geworden. Wir legen Wert darauf, dass Studieninteressierte und Studierende mit chronischer Erkrankung oder Beeinträchtigungen, mit Familien- oder Pflegeverantwortung, internationale Studieninteressierte und Studierende mit und ohne Fluchterfahrung, hochbegabte Studieninteressierte und First-generation-students mit ihren besonderen Informations- und Beratungsbedarfen ernst genommen werden. Hieraus hat sich ein Beratungsnetzwerk entwickelt mit zusätzlichen spezifischen Anlaufstellen (z. B. Familienservicestelle). Dieses Beratungsnetzwerk fördern wir (z.B. durch die AG Studienberatung) und arbeiten eng zusammen, um diese Bedarfe gut abzudecken. Wichtig ist es uns an dieser Stelle, die Erfahrungen aus der Beratung, z. B. Rückmeldungen der Studierenden zu Studium und Lehre in die Hochschule zurückzumelden.

Wann verweisen Sie an die dezentralen Studienfachberatungen in den Fakultäten. Wie ergänzen Sie sich? Gibt es einen regelmäßigen Austausch?

Kathrin Pallasch: Die Studienfachberatungen in den Studiengängen und wir als allgemeine Beratungseinrichtung ziehen an einem Strang und ergänzen uns. Die Studienfachberater*innen beraten z.B. zu Berufsfeldern, Stundenplänen und Vertiefungsrichtungen, also zu sehr spezifischen Themen. Gleichzeitig überschneidet sich natürlich die Begleitung bei Herausforderungen, bei der wir uns auch gegenseitig unterstützen und aufeinander verweisen. Wir bestreiten viele Studienorientierungsveranstaltungen auch gemeinsam.
Alina Wolf:  Uns ist der Austausch sehr wichtig. Mindestens einmal pro Semester laden wir zur AG Studienberatung ein, wo Raum und Zeit für Austausch ist. Zusätzlich ist es uns aber wichtig, in kontinuierlichem Kontakt zu bleiben. So haben wir während Corona eine regelmäßige Austauschrunde ins Leben gerufen.

Kathrin Pallasch

ist Leiterin der Zentralen Studienberatung. Sie arbeitet seit 2017 an der HTWG. Ihre Schwerpunkte sind die Schulkooperationen sowie das Projekt „Erfolgreich lernen“ und das Lerncoaching.
Praktika, Nebenjobs, Reisen und viele Gespräche führten sie zum Studium. Wichtig ist es ihr, Menschen in ihrer Entwicklung zu stärken. Dabei begleitet sie die Frage, wie lebenslanges Lernen und wertschätzende Kommunikation in verschiedenen Kontexten gelingen kann schon seit ihrem eigenen Studium.

Wie sind Sie darüber hinaus vernetzt – auf dem Campus, regional und landesweit?

Alina Wolf: Die Studienfachberatungen in den Studiengängen und wir als hochschulweite Beratungseinrichtung begreifen uns zusammen mit den anderen Beratungsstellen an der HTWG, wie dem Campus Gleich, als ein gemeinsames Beratungsnetzwerk. Darüber hinaus arbeiten wir mit den Beratungsstellen in Konstanz z.B. von Seezeit oder auch mit der Nightline zusammen. Landesweit sind wir mit den anderen ZSBn der HAWn eng vernetzt, aber auch im Austausch mit allen ZSBn in BW, z.B. über das jährliche Konstanz-Seminar.
Kathrin Pallasch:  Bundesweit tauschen wir uns über aktuelle Trends und über die Weiterentwicklung der Beratung auf Tagungen wie der GIBET aus. Dazu kommen themenorientierte Tagungen zur Studienorientierung und Studieneingangsphase und zum Bereich „Lernen im Studium“.

Sie sind in Ihrem Berufsalltag auch mit den Schicksalsschlägen Studierender konfrontiert - wenn zum Beispiel eine Exmatrikulation bevorsteht, eine schwere Krankheit, Probleme in der Familie oder existentielle Sorgen das Studium beeinträchtigen. Die Einblicke in die Nöte der Studierenden lassen sich sicher nicht immer mit dem Feierabend wegschieben. Wie sorgen Sie nach schwierigen Beratungsgesprächen für sich? Tauschen Sie sich im Team aus? Gibt es Supervisionen?

Kathrin Pallasch: Supervisionen gehören für uns zum professionellen Arbeiten und zur Sicherstellung der Qualität in der Beratung dazu. Sie bieten die Möglichkeit, eigenes Handeln professionell zu reflektieren und eine Situation aus verschiedenen Blickwinkel zu analysieren.
Katherina Ellerau: Nach emotional belastenden Gesprächen können wir uns natürlich auch im Team über „Fälle“ austauschen, mal zu zweit, mal im Team als Kollegiale Fallberatung. Das ist für uns sehr wertvoll und hilfreich für unser Tun.

Das Aufgabengebiet der ZSB ist stetig gewachsen, zum Beispiel kamen über die Jahre viele weiteren Aufgaben hinzu wie der landesweite Studieninformationstag, der Aufbau von Bildungspartnerschaften und die Konzeption von gemeinsamen Orientierungsworkshops, die Etablierung der Unterstützung bei überfachlichen Lernkompetenzen, sowie gemeinsam mit dem Campus Gleich ein MINT-Mentoring für Schülerinnen und vieles mehr. Wie wurde der wachsende Bedarf vom Land unterstützt bzw. vom Land gesteuert? Welche Maßnahmen waren förderlich, was hat eher gebremst?

Alina Wolf:  Das Land hat in den letzten Jahren erkannt, dass die Phase von der Studienorientierung bis zu den ersten Semestern zentral ist für ein erfolgreiches Studium und den Ausbau von Ideen in diesem Bereich unterstützt. Hier wurden mehrere Projekte ausgeschrieben und begleitende Evaluationen zur Wirkungsanalyse gefordert. Das gab wichtige Impulse, sich dieser Phase anzunehmen und Ideen zu entwickeln, wie die Studienorientierung und der Studieneinstieg auch strukturell verbessert werden kann. Auf der anderen Seite haben solch zeitlich begrenzte Projekte oft den Nachteil, dass mit befristeten Stellen in kurzer Zeit Maßnahmen umgesetzt werden sollen.
Kathrin Pallasch: Als wichtige Schnittstelle am Übergang Schule - Hochschule war die ZSB auch an verschiedenen Projekten beteiligt, zuletzt im Projekt Einstieg hoch vier. Hier hat das Land nun Stellen verstetigt, um die Maßnahmen zur Reduzierung der Studienabbrüche in der Studieneingangsphase nachhaltig weiterzuführen. Das freut uns natürlich besonders, dass wir unsere entwickelten Angebote wie den Kurs „Erfolgreich lernen“, das Lern-Coaching sowie die Zusammenarbeit mit Schulen und die gemeinsamen Orientierungsveranstaltungen mit den Fakultäten weiterführen können.
Es ist auch eine Wertschätzung für das gemeinsame Engagement bei der Entwicklung der verschiedenen Ideen.

Alina Wolf

hat die Zentrale Studienberatung mit aufgebaut. Sie ist seit 2011 als Studienberaterin tätig und ist verantwortlich für die Studienorientierungsveranstaltungen auf dem Campus. Dem Studiengangwechsel sei Dank konnte sie wichtige Weichen stellen und richtigen Menschen begegnen, die ihren beruflichen Werdegang entscheidend beeinflusst haben. Heute empfindet sie ihren Beruf als Berufung.

Nun stecken wir seit einem dreiviertel Jahr in einer Pandemie. Was hat sich in Ihrem Alltag durch Corona geändert? Was davon würden Sie gerne beibehalten?

Alina Wolf: Wir mussten unser Arbeiten ganz schön auf den Kopf stellen. Für gewöhnlich beraten wir in einem persönlichen und vertrauensvollen Setting. Derzeit können wir Beratung nur per Telefon, Videotelefonie oder per E-Mail anbieten. Unter den eingeschränkten Kanälen leiden natürlich Anliegenklärung, Beziehungsaufbau, Gesprächsführung, nonverbale Aspekte und somatische Marker – um nur einige Aspekte eines Beratungsgesprächs zu nennen.
Kathrin Pallasch: Wir haben aber auch dazugelernt und wollen einige digitale Formate wie Online-Infoveranstaltungen, Beratungschats und Info-Videos auch nach der Pandemie beibehalten. Wir haben damit (auch wenn es eine enorme Kraftanstrengung war) also auch unser Angebot weiterentwickelt. Wir haben die Umstellung auf digitale Formate auch genutzt, um manche Prozesse neu zu denken. Das ist auch eine Chance.
Kirsten Kabus:  Auch die Zusammenarbeit im Team mussten wir neu denken, da mit dem Arbeiten Zuhause die wichtigen persönlichen Gespräche auf einen Schlag weggefallen sind. Hier haben wir aber schöne Formate und Austauschrunden eingeführt, so dass wir trotz Corona weiter im Team zusammengewachsen sind.

Hier ein Youtube-Video mit Alina Wolf aus der Anfangszeit der Pandemie zu ihren Auswirkungen auf den Arbeitsalltag der ZSB.

Inzwischen sind schon zahlreiche junge Menschen, die Sie vor ihrem Studium beraten haben, im Berufsleben. Bekommen Sie manchmal Rückmeldungen von Studierenden, die Sie beraten haben?

Alina Wolf: Ja das kommt tatsächlich vor. Vor allem wenn Studierende kurz vor ihrem Abschluss stehen, kommt schon mal eine E-Mail mit dankenden und wohltuenden Worten. Es kommt auch vor, dass wir weiter empfohlen werden mit dem Hinweis, dass wir in Entscheidungsprozessen hilfreich waren. Das sind natürlich unsere Highlights, die den Alltag versüßen.

Geburtstagskinder dürfen sich etwas wünschen. Was wäre Ihr dringendster Wunsch für die nahe Zukunft?

Kurzfristig wünschen wir uns, dass es uns gelingt, unter den Pandemie-Bedingungen unsere Informations- und Beratungsaufgaben dergestalt durch telefonische und digitale Angebote zu substituieren, dass möglichst keine oder nur wenig bildungsbiographischen Nachteile entstehen.
Mit Blick auf unser Team wäre eine räumliche Nähe sinnvoll. Wir träumen von einem physischen Haus für Beratung, wo alle Beratungseinrichtungen der HTWG sich vereinen und transparent für Studieninteressierte wie Studierende erreichbar sind.