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Gründen am ersten Rheinkilometer

09.01.2023

Das Jahr 2022 war ein sehr erfolgreiches für die Gründerinitiative Kilometer1: Die HTWG hat den Zuschlag für drei EXIST-Gründerstipendien des Bundes erhalten. So viele wie noch nie.

Sie wollen Feuerwehren ihre Arbeit erleichtern, Jugendlichen beim bewussten Umgang mit sozialen Medien helfen und bieten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen eine Plattform für Beteiligungsprozesse an, damit diese leicht breit akzeptierte Entscheidungen treffen können: Die drei Startups Eddilake, MissionBuddies und Klartext – alle von Studierenden der HTWG ins Leben gerufen – haben im Jahr 2022 die Zusage für ein Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz erhalten. Es beinhaltet neben dem Gehalt für drei Teammitglieder für ein Jahr auch ein Coaching-Programm. Für Eddilake ist darüber hinaus jetzt schon eine Anschlussförderung über das Programm Junge Innovatoren des Landes Baden-Württemberg sicher. „Drei EXIST-Zusagen und weitere erfolgreiche Teams hatten wir bisher noch in keinem Jahr. Das zeigt, dass das Interesse an einer Gründung unter unseren Studierenden gewachsen ist. Und es zeigt den Erfolg unserer Gründungsberatung“, sagt Prof. Dr. Gunnar Schubert, Vizepräsident Forschung, Transfer und Nachhaltigkeit der HTWG.

Kilometer1, so der Name der Gründungsinitiative der beiden Konstanzer Hochschulen Universität Konstanz und HTWG, habe sich inzwischen als Marke etabliert und einen festen Platz an der Hochschule wie auch im Gründungsnetzwerk Konstanz erarbeitet. „Unser Ziel ist, Studierenden die Gründung als einen alternativen Karriereweg aufzuzeigen und bei einem Gründungswunsch beratend und positiv kritisch zu begleiten“, sagt Mitarbeiterin Sibylle Koch. Dazu lädt das Team von Kilometer1 Studierende regelmäßig zu Veranstaltungen mit erfolgreichen Gründerinnen und Gründern ein, organisiert Vernetzungsworkshops, um Gründungsinteressierte aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Hochschulen zusammenzubringen und bietet Intensivworkshops mit Expertinnen und Experten für die Ausarbeitung einer Gründungsidee und eines Geschäftsmodells an. Nicht selten sind unter den Referenten Vertreterinnen und Vertreter von Startups, die selbst an der HTWG studiert haben. „Für die Studierenden sind das oft Aha-Erlebnisse, wenn sie sehen, dass der- oder diejenige noch vor kurzem das gleiche studiert hat, wie sie selbst“, sagt die Gründungsberaterin.

 

Beispielhafter Gründungsprozess

Die Angebote von Kilometer1 greifen nicht nur studienbegleitend, auch in den Curricula hat das Thema Gründung an Stellenwert gewonnen. So ist zum Beispiel das Schreiben einer Abschlussarbeit über die eigene Gründung möglich und es entstehen Startup-Ideen und -Teams in der Bodensee Startup School. Felix Duffner, Co-Gründer von Eddilake, fand zum Beispiel seine Gründungsidee und seine Mitgründer in der Bodensee Startup School. Aktuell wird das Startup, das für Schulen eine Tabletanwendung anbietet, mit der Schüler den Umgang mit digitalen und insbesondere sozialen Medien spielerisch trainieren können, durch ein EXIST-Gründerstipendium gefördert. Im Frühjahr wird sich für das Team – neben Felix Duffner (Studiengang International Project Engineering) die HTWG-Absolventen Wirtschaftsingenieurin Katja Seiter und Informatiker Julian Riegraf - eine Förderung über das Landesprogramm „Junge Innovatoren“ anschließen. „Das Team von Eddilake hat die Zeit des EXIST-Stipendiums beispielhaft gut genutzt. Es hat die Marke gut aufgestellt, Pilotkunden generiert und ist jetzt bereit, mit dem Markteintritt durchzustarten“, sagt Sibylle Koch.

Nähe zur Forschung ein Gewinn

Bereits im Studium zu gründen, habe gleich mehrere Vorteile: Die meisten Studierenden haben noch keine familiären Verpflichtungen und sind somit finanziell und zeitlich flexibler. Ein Gewinn sei zudem die Nähe zur Forschung – sowohl zum Thema der Gründungsidee als auch über den Gründungsprozess. So beschäftigt sich das Institut für Strategische Innovation und Technologiemanagement der HTWG unter anderem mit dem Stellenwert von Entrepreneurship. Doktoranden des Instituts sind auch in der Individualberatung bei Kilometer1 tätig.

Gründungskompetenzen sind auch im Angestelltendasein gefragt

Sollte eine Gründung scheitern, haben Studierende nichts verloren, betont Vizepräsident Prof. Dr Gunnar Schubert: „Die Kompetenzen, die sich Studierende im Zuge eines Gründungsprozesses angeeignet haben, werden auch von Arbeitgebern sehr geschätzt.“ Sie haben unternehmerisches Denken, Durchhaltevermögen, Kreativität und Flexibilität unter Beweis gestellt und sich Methoden und Kompetenzen angeeignet, die auch in Unternehmen willkommen sind.

Die Studierenden können auch auf das Gründungsnetzwerk Konstanz zählen. „Wir können bei Fragen, auf die wir selbst nicht spezialisiert sind, immer einen Partner nennen, der weiterhelfen kann. Das Netzwerk hilft sich gegenseitig und hat das schon mehrfach bewiesen“, sagt Sibylle Koch. Ebenfalls ein Knoten in dem Netzwerk: Der Konstanzer Verein „Unternehmer:innen für Gründer:innen e.V.“. Mitglieder des Vereins stehen jungen Gründern nicht nur als Montorinnen und Mentoren zur Seite, der Verein fördert zudem mit dem Mindelsee-Stipendium ein Gründungsvorhaben mit bis zu 100.000 Euro, welches auch momentan wieder ausgeschrieben wird. Und auch hier erhielten 2022 Studierende der HTWG den Zuschlag: Das Team von „Eversion Technologies“ will mittels digitaler Aufzeichnung der Ganganalyse und der Entwicklung entsprechender Schuheinlagen Schmerzherde bekämpfen.

Arbeitsplätze in Konstanz geschaffen

Erfolgreiche Gründer aus den Hochschulen wurden jüngst zum zweiten Mal beim „Kilometer1-Award“ mit der Auszeichnung „Founder of the year“ geehrt. „Wir waren sehr stolz beim Blick auf die Nominierten“, erinnert sich Sibylle Koch, „alle nominierten Gründerinnen und Gründer haben bereits Arbeitsplätze in Konstanz geschaffen.“ Und auch die Gründerinnen und Gründer waren stolz. Es sei „echt hart, aber es macht unheimlich Spaß“, selbst entscheiden zu können und Unternehmertum zu leben.

Das Jahr 2022 der Gründungsinitiative Kilometer1 an der HTWG in Zahlen:

Gründungsberatung

  • über 100 Beratungsgespräche in der Erst-, Intensiv- und Fördermittelberatung
  • 4 EXIST-Anträge - 3 Bewilligungen (Eddilake, FWApp/MissionBuddies und Klartext)
  • 1 Mindelsee Stipendium des UfG e.V.
  • 1 Junge Innovatoren Antrag - 1 Bewilligung
     

423 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Sensibilisierungsveranstaltungen

  • 9 „Ideas & Cheers“ und 2 „Startup BBQs“ (gemeinsam mit der Universität Konstanz)
  • 2 “W:inspire Female Founders Workshop”
  • sowie mehrfache Vorstellung und Kurzinputs in Lehrveranstaltungen der HTWG-Fakultäten
     

201 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in gründungsrelevanten Lehrveranstaltungen (Sommersemester 2022 und Wintersemester 2022/2023)

  • Innovation & Startup Basics (2 Durchgänge)
  • StartUp Your Idea (2 Durchgänge)
  • Startup-Recht kompakt (2 Durchgänge)
  • Bodensee Startup School (1 Durchgang)
  • StartUp Your Weekend (1 Durchgang)
  • Innovation Challenge (2 Durchgänge)