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Interkulturelle Erfahrungen im Studium: Ein Absolvent berichtet

10.02.2022

Anderes Land, andere Arbeitskultur – wer später im Berufsleben in international agierenden Unternehmen arbeiten möchte, sammelt am besten schon im Studium interkulturelle Erfahrungen. Die HTWG bietet ihren Student*innen dafür unterschiedliche Veranstaltungen, Austauschprogramme und Netzwerke an. Absolvent Hasan Akpinar hat uns im Interview von seinen Erfahrungen mit der Arbeitswelt in Indien berichtet.

Ein anderes Herangehen an Innovationprozesse, andere Pain Points und andere Ziele – die lernte der Absolvent des Masterstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen Elektro- und Informationstechnik während seines Studiums an der HTWG kennen. Zuerst bei einer Studienreise nach Indien und dann während eines Praktikums bei der indischen Firma Tech Mahindra. Seine Stelle dort konnte er dank der Kontakte der HTWG sowie seiner Teilnahme an Veranstaltungen des German-Indian Round Tables (GIRT) Konstanz, den HTWG-Professorin Dr. Beate Bergé leitet, ergattern.

Der German-Indian Round Table (GIRT)

Der German-Indian Round Table ist ein Forum für den Erfahrungs- und Informationsaustausch für Führungskräfte und Angehörige der HTWG Konstanz, die ein starkes wirtschaftliches und persönliches Interesse an Indien haben und ein Netzwerk für deutsch-indische Kooperationen. Mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee finden mehrmals im Jahr GIRT-Veranstaltungen an verschiedenen Orten in Konstanz statt, in deren Rahmen Unternehmensvertreter*innen und Indien-Spezialist*innen über aktuelle Themen aus der deutsch-indischen Wirtschaftsszene und über ihre Erfahrungen im Indien-Engagement berichten. Leiterin und Organisatorin des GIRT Konstanz ist Prof. Dr. Beate Bergé von der HTWG zusammen mit Amit Shah von der Longhouse Partners GmbH.

Mehr über den GIRT Konstanz

„Indien hat mich sofort fasziniert. Unternehmen schaffen dort auf ganz andere Art und Weise als deutsche Firmen Innovationen. Das liegt unter anderem daran, dass sie ihre Ziele mit möglichst sparsamen Mitteln erreichen müssen, um Produkte für eine breite Masse an Menschen erschwinglich zu machen“, erzählt Hasan Akpinar.

Bei einer Studienreise erhielt der HTWG-Absolvent erste Einblicke in die indische Arbeitswelt

Herausgefunden hat er das auf einer von Prof. Dr. Beate Bergé und Prof. Dr. Konstantin Hassemer organisierten Studienreise nach Indien. Gemeinsam mit Kommiliton*innen aus seinem Studiengang sowie Student*innen der Studiengänge Internationales Management Asien, Legal Management und Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau nahm er 2019 etwas mehr als zwei Wochen lang an Veranstaltungen der Partnerhochschulen der HTWG in Bhopal und Indore sowie an Unternehmensbesuchen in Pune teil, durfte Unternehmen, Smart City Hubs und Start-ups in der Region besuchen und den Minister für Housing und Urban Development des Bundestaats Madhya Pradesh kennenlernen.

Zurück in Deutschland nahm er aufgrund seiner Begeisterung für das Land an den Veranstaltungen des GIRT Konstanz teil. Bei einem Vortrag lernte er unter anderem einen Mitarbeiter von Tech Mahindra in Deutschland kennen. Eine glückliche Fügung wie sich später herausstellen sollte.

Beim Praktikum bei einer indischen Firma konnte der HTWG-Absolvent seine interkulturellen Kenntnisse vertiefen

Denn seine Masterarbeit wollte Hasan Akpinar eigentlich bei Bosch in Thailand schreiben. Er reiste auch an. Doch Corona durchkreuzte seinen Plan. Einen Tag vor Beginn seines Praktikums, musste der Masterstudent wieder abreisen. Auf der Suche nach einem neuen Projekt, wandte er sich an einen seiner Professoren.

Interkulturelle Kompetenzen erwerben an der HTWG

Die Hochschule unterstützt ihre Student*innen auf vielfältige Art und Weise beim Erwerb interkultureller Kompetenzen.

Das Akademische Auslandsamt hilft Student*innen, die an einem Austauschsemester interessiert sind, bei der Bewerbung und Planung und vernetzt sie bereits vor Ort mit internationalen Student*innen.
Mehr über das Akademische Auslandsamt

Das Interkulturelle Zentrum (IKZ) bietet ein breites Spektrum an Kursen, Workshops und Services für Student*innen, Lehrende und Mitarbeitende der HTWG Konstanz an, die sie dabei unterstützen ihr Bewusstsein für die eigene sowie für andere Kulturen zu schärfen und eine interkulturelle Kompetenz zu entwickeln bzw. zu verbessern.
Mehr über das IKZ

Die Praktikantenämter der Studiengänge geben Tipps und Hinweise zur Adressenbeschaffung ausländischer Firmen, die gerne Praktikant*innen aufnehmen würden. Außerdem sammeln sie Adressen von Firmen im Ausland, bei denen schon Praktika abgeleistet wurden.
Mehr über Auslandspraktika

Dieser erinnerte sich an die Teilnahme des Studenten an der Indienreise und schlug ihm den Praktikumsplatz bei Tech Mahindra vor. Dank seiner bestehenden Kontakte und eines Kooperationsvertrags zwischen der HTWG und Tech Mahindra konnte Hasan Akpinar schon bald ein Praktikum im Makers Lab der Firma beginnen. Auf Grund der Pandemie war ein Aufenthalt vor Ort in Indien leider ausgeschlossen – der Student arbeitete im Home Office – er konnte seinen Einblick in die indische Arbeitswelt aber trotzdem vertiefen.

Agile Arbeitsweisen, Verantwortung und Soft Skills – der HTWG-Student lernte viel im Auslandspraktikum

„Ich kann ein solches Praktikum allen empfehlen, die mal in sehr agilen Teams mit flexiblen Strukturen arbeiten möchten. Das bringt wirklich sehr viele Soft Skills mit sich“, sagt der Student. Fachlich arbeitete er an einem Produkt für das Autonome Fahren.

Während Firmen zum Beispiel in den USA oder in Deutschland ganze Autos dafür entwickeln, verfolgt Tech Mahindra aber einen anderen Ansatz. Da sich nur wenige Menschen in Indien regelmäßig Neuwagen leisten können, soll eine Art Zusatzmodul entstehen, das in bestehende Fahrzeuge eingebaut werden kann.

Der indische Arbeitgeber des HTWG-Absolventen entwickelt ein Zusatzmodul für das Autonome Fahren

Auch die Verkehrssituation ist eine andere als in vielen westlichen Ländern. Straßenmarkierungen sind nur selten bis gar nicht vorhanden, der Verkehr ist unberechenbarer und es sind häufig Hindernisse, zum Beispiel Kühe, im Weg. Auch das Vertrauen in das von Sensoren geleitete Fahren ist geringer, da nur wenige bereits Erfahrungen mit anderen Assistenzsystemen wie Einparkhilfen haben.

Das Modul, das Tech Mahindra entwickelt, setzt deshalb nicht auf Vollautomatisierung. Das Zusatzmodul soll Autos zwar beschleunigen und lenken können, aber nur unter Aufsicht von Fahrer*innen, die jederzeit die Kontrolle übernehmen können.

Testen, testen, testen: Das indische Makers Lab arbeitet mit vielen Prototypen

Da eine Orientierung an Straßenmarkierungen nicht möglich ist, soll es sich stattdessen an Objekten und Strukturen orientieren. An dieser Orientierung arbeitete Hasan Akpinar. Er testete Algorithmen, die ein Kamerabild anhand seiner Pixel einer Kategorie zuordnen sollen. Testen und agiles Arbeiten wird allgemein großgeschrieben im Makers Lab bei Tech Mahindra.

„Die Entwicklung erfolgt in Teilabschnitten. Ihr Ziel ist jeweils ein Prototyp, mit dessen Hilfe das Produkt bereits während der Entwicklung immer wieder getestet und angepasst werden kann. Zuerst soll das Produkt mit einem Spielzeugauto, dann an einem Rollstuhl, einem Golf Caddy und zuletzt dann mit einem Auto getestet werden“, erklärt Hasan Akpinar.

Innovationsraum Open Innovation Lab

Auch auf dem HTWG Campus ist agiles Arbeiten möglich. Das Open Innovation Lab (OIL) der HTWG orientiert sich an den Innovationsräumen, die einige große Unternehmen betreiben, um Innovationen schnell über Design-Thinking-Methoden und Prototypen zur Marktreife zu bringen. Es ist ein fakultätsübergreifendes, hochschulweit nutzbares Labor der HTWG Konstanz, das kontinuierlich erweitert wird. Hochschulangehörige können dort mit digitalen Werkzeugen kreativ neue Produkte individuell erarbeiten, erproben und produzieren. Die technische Infrastruktur des Open Innovation Labs besteht aus 3D-Scannern und Druckern, Maschinen zur CNC-Fertigung und Augmented- und Virtual-Reality-Systemen.

Mehr über das Open Innovation Lab

Seine Masterarbeit konnte der Student zwar im Endeffekt nicht bei Tech Mahindra selbst schreiben, seine Kenntnisse über die Arbeitskultur in Makers Spaces half ihm aber bei seinem Thema. „Bei der Bewerbung um die Trainee-Stelle, die ich im Herbst nach meinem Abschluss angetreten habe, haben sich meine Auslandserfahrung und mein Wissen aus dem Praktikum definitiv auch positiv ausgewirkt“, sagt der Student.

Titelbild: HTWG-Absolvent Hasan Akpinar hat uns in einem Gespräch von seinen Auslandserfahrungen während des Studiums erzählt.