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Nachhaltig, schnell und günstig: SEEsonale Studi-Küche von Studis für Studis

08.09.2020

Tiefkühlpizza und Fertigprodukte? Das muss nicht sein! Schnell und günstig geht auch anders. Das zeigen sechs HTWG Studentinnen aus dem Studiengang Wirtschaftsrecht. Mit ihrem Projekt SEEsonale Studi-Küche machen sie es vor – online, offline, live und mit einer Initiative gegen die Verschwendung von Lebensmitteln.

„Viele Studierende denken, wenn es um das Thema „Kochen“ geht an Nudeln mit Pesto oder Fertigprodukte wie Tiefkühlpizza. Der Geldbeutel ist begrenzt; die Zeit wird lieber anders genutzt“ – mit diesen Sätzen beginnt die Einführung des Kochbuchs „SEEsonale Studi-Küche“. Aber es geht auch anders! Und genau aus diesem Gedanken heraus ist das Kochbuch entstanden.

Mit dem Kochbuch von Studis für Studis kommen schnelle, günstige und nachhaltige Gerichte auf den Tisch

Es ist Teil eines Projekts der Vorlesung „Projektmanagement“ des Bachelor-Studiengangs „Wirtschaftsrecht“. Sechs Studentinnen aus dem fünften bis siebten Semester haben sich im Rahmen der Vorlesung damit beschäftigt, wie sie ihren Kommiliton*innen dabei helfen können, sich gesund, saisonal und günstig zu ernähren.

Ihr beinahe 60-seitiges Kochbuch ist gegliedert in sechs Kategorien: „Rezepte für kleines Geld“, „Schnell & Einfach“, „Vegan & Vegetarisch“, „Einmal gekocht, zweimal genießen“, „Klassiker“, „Für Naschkatzen“. „Die Rezepte kennen wir von unseren Eltern und Großeltern. Wir haben sie alle bereits selbst gekocht“, sagt Lisa Albrecht, die Wirtschaftsrecht im siebten Semester studiert.

Erlerntes Wissen praktisch umsetzen – die Vorlesung „Projektmanagement“

Die Vorlesung „Projektmanagement“ von Prof. Dr. Rainer Laier bietet Studierenden im Studiengang Wirtschaftsrecht während ihres 6. oder 7. Semesters die Möglichkeit, ihr erlerntes Wissen praktisch anzuwenden. In Kleingruppen setzen sie konkrete Projekte wie die Organisation eines Spendenlaufs, einen Podcast oder eine Literaturtauschbörse eigeninitiativ und eigenverantwortlich um. Ein Hochschulmitglied aus der Gruppe der Professor*innen, der Verwaltungsangestellten oder des wissenschaftsunterstützenden Personals fungiert als Auftraggeber*in und steht den Kursteilnehmer*innen beratend zur Seite.

0,03 kg CO2 pro 100g Zucchini, 0,42 kg pro 100g Schnitzel: Der Klimateller hilft bei der Essensplanung

Bei der Auswahl der Rezepte war es den Studentinnen vor allem wichtig, dass sich ihre Kommiliton*innen mit den Gerichten nachhaltig und gesund ernähren können. „Ich interessiere mich auch privat sehr für das Thema, habe mich früher einige Jahre vegan ernährt und lebe heute vegetarisch“, erzählt Sarah Heiter, die wegen der Corona-Pandemie bereits in ihrem 5. Semester am Projekt teilnimmt.

Jedes Rezept haben die Studentinnen um eine Angabe zu den CO2-Emissionen pro Portion ergänzt. „Wir haben dabei mit dem Klimateller der Website klimatarier.com gearbeitet“, sagt Leonie Siegmund. Sie studiert Wirtschaftsrecht im 6. Semester. Besucher können auf klimatarier.com die Zutaten eines ihrer Gerichte per Drag and Drop auf einen virtuellen Teller ziehen und sich die CO2-Emissionen pro Portion anzeigen lassen.

Mit der Fridays For Future-Bewegung kämen diese Themen langsam in den Köpfen der Menschen an, so die Studentinnen. Sie hätten sich sehr darüber gefreut, dass sie im Rahmen des Projektes mit ihrem Thema einen Beitrag dazu leisten konnten.

Tipps für den regionalen, saisonalen sowie verpackungsarmen Einkauf

Neben den Rezepten haben die Studentinnen ihr Kochbuch auch um ein Kapitel mit „Fakten und Informationen rund um nachhaltige, regionale und saisonale Ernährung“ ergänzt. Dort geben sie Tipps für den regionalen, saisonalen sowie verpackungsarmen Einkauf, die Lagerung von Lebensmitteln oder die Resteverwertung.

Neben dem 60-seitigen Kochbuch ist während des Projekts auch der Instagram-Kanal @seesonale_studikueche entstanden. Dort informieren die Studentinnen ebenfalls über das Thema schnelle, gesunde und nachhaltige Küche.  

Das Kochbuch zum Herunterladen:Download SEEsonale Studi-Küche

Gemüseretterinnen: Die Studentinnen boten gratis Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern an

Das Projekt unterstützt Studierende aber auch ganz praktisch bei der gesunden und günstigen Ernährung: Über einen Kontakt zur Gemüse-Reichenau eG hatten die Studentinnen die Möglichkeit, ihre Kommiliton*innen gratis mit regionalem Gemüse und Obst zu versorgen.

Der Lebensmittelhändler sortiert jede Woche Obst und Gemüse aus, das er nicht verkaufen kann, zum Beispiel weil Gurken zu krumm sind oder Äpfel zu viele Flecken auf der Schale haben. „Das Obst und Gemüse ist nicht ganz so hübsch, aber zum Wegwerfen viel zu schade“, sagt Sarah Heiter.

Geld für die Tafel Konstanz: Mit der Gemüsekiste sammelten die Studentinnen nebenbei Spenden

Deshalb sind die Studentinnen im vergangenen Semester einmal pro Woche auf die Gemüseinsel gefahren, um eine Kiste voller Obst und Gemüse für ihre Kommiliton*innen abzuholen. Die haben sie dann auf den Tischtennisplatten auf dem HTWG Campus abgestellt, wo sich jeder umsonst bedienen konnte.

Über eine Spendenbox neben der Kiste haben sie dabei noch etwas Geld für die Tafel Konstanz gesammelt. „Gerade in Corona-Zeiten wollten wir nicht vermitteln, dass Essen nichts wert ist“, erklärt Leonie Siegmund.

Die Gemüse Reichenau eG unterstützte die SEEsonale Studi-Küche mit einer Gemüsekiste

„Wir haben das Projekt gerne unterstützt, weil wir, neben unseren Aktivitäten mit diversen Tafeln, aktiv einen weiteren Beitrag gegen die Verschwendung von Lebensmitteln leisten wollten“, sagt Christian Müller, stellvertretender Geschäftsführer der Gemüse-Reichenau eG.

Gefallen habe der Gemüse Reichenau eG an dem Projekt, dass sich junge Menschen eigenständig für die Verwertung optisch nicht so ansprechender Lebensmittel, deren Wertigkeit, Saisonalität und Regionalität engagierten.

Kochbuch, Instagram-Kanal, Kochevent und Gemüsekiste: Alles in Corona-Zeiten

Das Abholen der Kiste übernahmen diejenigen unter den Studentinnen, die während des Corona-Semesters in Konstanz waren. Eine Projektteilnehmerin arbeitete aber auch von Schweden aus am Konzept mit, eine andere aus Stuttgart. „Per Chat und Videokonferenz hat die Abstimmung eigentlich gut geklappt“, sagt Lisa Albrecht.

Trotzdem habe Corona den Spaß am Projekt etwas eingeschränkt. „Wir hätten uns gerne auch zu Kochabenden getroffen, um gemeinsam unsere Rezepte auszuprobieren. Das ging aber natürlich leider nicht“, sagt Leonie Siegmund. Ein gemeinsames Kochevent gab es dann aber doch – online.

Virtuelles Kochevent: Die Studentinnen kochten mit Food-Bloggerin und Personal Trainer

Um ihren Kommiliton*innen noch mehr Anregungen für einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil zu geben, veranstalteten sie einen öffentlichen virtuellen Kochabend. Mit der Unterstützung von Food-Bloggerin Hannah Spöttle, die den Instagram-Kanal @small_but_tasty für den kleinen Studentengeldbeutel betreibt, kochten sie in einer Videokonferenz live für ihre Zuschauer.

Während der Zubereitung der Gerichte und dazwischen, interviewten sie zudem Gäste wie den Personal Coach Dominik Kruck oder zeigten, wie man seinen Kühlschrank optimal einräumt – alles von unterschiedlichen Orten aus vor unterschiedlichen Laptop- und PC-Kameras.

Für die Abholung der Gemüsekiste suchen die Studentinnen Nachfolger*innen

„Ob Gemüsekiste für Studierende oder Kochabend – das Team hat sich von der Corona-Krise nicht irritieren lassen und ein beeindruckendes Projekt hingelegt", sagt HTWG Professorin Maike Sippel, die den Studentinnen während ihres Projekts als Auftraggeberin mit Ratschlägen zur Seite stand.

Die Projektteilnehmerinnen möchten den Instagram-Kanal @seesonale_studikueche mit etwas weniger Aufwand als bisher auch nach Ende ihres Projektseminars weiterführen. Da sie aber nicht mehr in Konstanz sein werden, suchen sie für die Abholung der Gemüsekiste eine*n Nachfolger*in, der*die sie wöchentlich abholt und auf dem Campus zur Verfügung stellt.

Titelbild: Mit ihrem Projekt SEEsonale Studi-Küche helfen sechs Studentinnen ihren Kommiliton*innen dabei, sich gesund, saisonal und regional zu ernähren. Foto: Rezel Apacionado / Unsplash