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Robotik-Wettbewerb: 100 Sekunden Spannung

14.07.2022

HTWG-Team wird bestes deutsches Team beim Eurobot-Finale. Die Studierenden punkten mit ihren Kenntnissen, Strategie und Feuereifer.

„In den Tagen vor dem Wettbewerb haben wir an der Hochschule gefrühstückt und zu Abend gegessen“, erinnert sich Benjamin Wagner lachend. Immer und immer wieder hat das siebenköpfige Team nachgebessert, neu programmiert, neue Ansätze zum Teil wieder verworfen, diskutiert, andere Wege ausprobiert. Mit unbändigem Ehrgeiz setzten die Studierenden alles daran, ihren selbst entwickelten Roboter bestmöglich auf die Herausforderungen beim Finale des Eurobot-2022-Wettbewerbs im französischen La Roche-sur-Yon vorzubereiten. In 100 Sekunden hatte er dort eine komplexe Aufgabe zu erledigen. Würde er es schaffen?

Als eines der drei besten deutschen Teams für das Finale qualifiziert

Dabei gingen die Studierenden schon gestärkt ins Rennen, schließlich hatten sich nur die besten drei deutschen Teams für die Teilnahme am Eurobot-Finale qualifiziert. Und tatsächlich: Das HTWG-Team – seit vielen Jahren mal wieder eines der HTWG in diesem Wettbewerb – schnitt als bestes deutsches Team ab und belegte unter den 21 besten internationalen Teams Platz zehn. Für Prof. Dr. Michael Blaich und Laboringenieur Jürgen Keppler „eine super Leistung“.

 

Der Eurobot ist ein Wettkampf selbst entwickelter, autonomer Roboter, die für 100 Sekunden auf einem Spielfeld von zwei auf drei Metern gegeneinander antreten. Dort müssen sie Aufgaben lösen, die einige Monate vor dem Wettbewerb veröffentlicht werden. Die Teilnehmer*innen haben die Aufgabe, das Regelwerk eingehend zu studieren, Konzepte für die Lösung der komplexen Aufgabe zu entwickeln und die Roboter zu programmieren.

Im Wettbewerb spielen immer zwei Teams mit ihren Robotern gegeneinander, immer wieder in neuen Kombinationen. Die Herausforderung: Die Roboter müssen völlig autonom agieren und dürfen in keiner Weise ferngesteuert werden. Einzig die Schiedsrichter*innen können eingreifen – oder die teilnehmenden Teams über den Not-Aus-Knopf. Aber wer will das schon?

Die Aufgaben reichen vom Erkennen, Anheben und Transportieren von Objekten verschiedenster Form und Oberfläche bis zum Schießen von Bällen in vorher zu berechnender Flugbahn. Die sieben Studierenden aus dem Master-Studiengang Informatik hatten unter anderem die Lokalisierung und Navigation des Robters zu lösen, eine Kollisionsvermeidung per Laser zu integrieren und den Ablauf der Spielstrategie zu programmieren. Eine Gruppe von Bachelor-Studierenden arbeitete mit einem zweiten Roboter daran, weitere Aufgaben zu lösen, um zusätzliche Punkte sammeln zu können. Ihr Schwerpunkt lag in der Kinematic des Greifarms, welche für das Einsammeln und Ablegen der Spielelemente wichtig war. Da sie verspätet eingestiegen waren, konnte der zweite Roboter jedoch nicht eingesetzt werden.

„In beiden Gruppen haben die Roboter gut funktioniert“, lobt Prof. Dr. Michael Blaich. Er honoriert vor allem die Robustheit und Zuverlässigkeit der Roboter. Und das große Engagement, das die Studierenden für ihre Arbeit aufgebracht haben: „In so kurzer Zeit lernt man sonst nicht so viel Programmieren.“ Laboringenieur Jürgen Keppler sieht darin den großen Mehrwert: „Die Studierenden wollen an einem realen Objekt arbeiten, nicht nur simulieren.“ Und die Studierenden schätzen, dass sie sofort umsetzen konnten, was sie in der Vorlesung gelernt haben, „das ist eine tolle Möglichkeit zur Vertiefung“, sagt Benjamin Wagner.

Belohnung für all die fachlichen Herausforderungen war die überragende Wettbewerbsstimmung im der dem Jahresmotto „Age of bots“ angepassten Stadionkulisse. „Die Atmosphäre war einfach toll, die Schiedsrichter und Organisatoren super gut drauf, und der Austausch mit den anderen Teams hat großen Spaß gemacht“, erinnert sich Benedikt Elsäßer. Bis es allerdings mit den anderen Teilnehmer*innen feiern konnten, lieferte sich das HTWG-Team noch Feinarbeit in der Boxengasse. Selbst vor Ort wurde noch neu programmiert und nachgebessert.

Für die Wettbewerbsteilnahme gibt es jährlich neue Aufgaben. Die Teilnehmer*innen müssen also immer aufs neue Konzepte für Lösungswege entwickeln und die Roboter entsprechend programmieren und anpassen. Dennoch sind sich Prof. Dr. Michael Blaich und die Studierenden sicher: Die folgende Eurobot-Generation der HTWG wird von den Erfahrungen der diesjährigen Teilnehmer*innen profitieren. „Der Austausch ist sehr wichtig. Sie können zu strategischen Herangehensweise Tipps geben, aber natürlich auch zum Programmieren“, sagt Blaich. Wie wertvoll der Austausch ist, haben die Studierenden beim SwissEurobot-Vorentscheid in Yverdon les Bains (Schweiz) erlebt, wo sie wenige Wochen vor dem Finale außerhalb der Wertung teilnehmen konnten. „Die Schweizer waren sehr hilfsbereit und haben uns echt wertvolle Tipps gegeben“, erinnert sich Benedikt Elsäßer. Letztlich ist das fachliche Knowhow eine wichtige Grundlage für den Erfolg, aber auch die Überlegungen zur Strategie der Gegner können wettbewerbsentscheidend sein.

Prof. Dr. Michael Blaich will im nächsten Jahr wieder mit einem Studierendenteam teilnehmen. Er weiß selbst, wie motivierend der Wettbewerb wirkt. Als er selbst noch vor zehn Jahren an der HTWG studiert hat, war auch er Teammitglied im Eurobot-Wettbewerb. „Wir waren aber nicht so gut wie das Team in diesem Jahr“, räumt er schmunzelnd ein.

 

Fotos: Tobias Schmücker