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Young Engineers Award für Janica Bortloff

05.07.2023

Mit dem Young Engineers Award der Ingenieurkammer Baden-Württemberg (INGBW) werden hervorragende Bachelor- und Masterarbeiten von Studierenden des Bauingenieurwesens in Baden-Württemberg ausgezeichnet. Der Young Engineer Award für die beste Bachelorarbeit im Bereich Forschung wurde in diesem Jahr an Janica Bortloff von der HTWG vergeben.

 „Wirtschaftlichkeitsanalyse der Kleinwindanlage SAILWIND 12 für den Standort Santorini in Griechenland“ – so lautet der Titel der prämierten Bachelorarbeit, die Bortloff im Studiengang Umwelttechnik und Ressourcenmanagement an der Fakultät Bauingenieurwesen verfasste.  

Darum geht es in der Arbeit. Die Kleinwindanlage SAILWIND 12 hat das Erscheinungsbild einer historischen Segelwindmühle und dient der Stromerzeugung. Noch befindet sich der Anlagentyp, der hauptsächlich in der Mittelmeerregion zur Eigenversorgung von Hotels und Restaurants in touristischen Gebieten eingesetzt werden soll, als Forschungsprojekt in der Entwicklung.


So könnte die Segelwindmühle aussehen.

Am Beispiel der griechischen Urlaubsinsel Santorini hat Bortloff den Jahresenergieertrag und die Ziel-Investitionskosten berechnet. Weiter hat sie eine Unsicherheitsanalyse vorgenommen und ein Exceltool entwickelt, mit dem Kund*innen selbst Berechnungen anstellen können. Und das von drei entscheidenden Parametern.
1. der Amortationsdauer (der Zeitraum, in dem die Anschaffungsauszahlung durch die Einzahlungsüberschüsse zukünftiger Perioden wieder zurückgewonnen wird)
2. den Stromentstehungskosten
3. dem internen Zinsfuß (ein Maßstab bei der Investitionsplanung, der von Unternehmen verwendet wird, um die Rentabilität einer potenziellen Investition auf der Grundlage vorhergesagter Cashflows zu bestimmen).

Die Arbeit gibt darüber hinaus Hinweise zur Standortwahl und der Erhöhung des Eigenverbrauchanteils sowie Empfehlungen für die weitere Entwicklung der Anlage.
„Zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit kann der Eigenverbrauchsanteil durch den Einsatz des produzierten Stroms zur Wärmeerzeugung oder der elektrischen Speicherung erhöht werden. Für die weitere Entwicklung der Kleinwindenergieanlage wird eine robuste Bauweise für geringe Ausfälle und eine Nabenhöhe von mindestens 9 m empfohlen“, fasst Bortloff ihre Ergebnisse zusammen, die sie in ihrer Arbeit mit einer Tabelle veranschaulicht.


In einer Tabelle visualisiert Bortloff ihre Empfehlungen zur Wirtschaftlichkeit von SAILWIND.

Die betreuenden Professoren der Arbeit, Prof. Dr. Pedro da Silva (Fakultät Bauwesen) und Prof. Dr. Dieter Schwechten (Fakultät Maschinenbau) sind von der fachlichen Qualität der Arbeit sehr beeindruckt. „Frau Bortloff bearbeitete das Thema in ungewöhnlicher Breite und Tiefe. Sie wendete musterhaft viele im Studium erlernte Methoden an und griff auch auf Methoden zurück, die sie aus ihrem Studium vor der Bachelorarbeit nur rudimentär kannte, wie z.B. die Monte-Carlo-Simulation. Sie entwickelte in sehr hohen Maß eigene Lösungsansätze und die Arbeit beinhaltet sehr wertvolle und sehr gut begründete Handlungsempfehlungen“, so Prof. da Silva (Fakultät Bauwesen). Dass die Beurteilung der HTWG-Professoren mehr als gerechtfertigt ist, zeigt jetzt auch die Auszeichnung mit dem Young Engineer Award.

Ein wichtiger Motivationsschub

Bortloff bedeutet der Preis sehr viel. „Er motiviert mich! Jede Person, die studiert kennt es: manchmal braucht man einen Motivationsschub und durch den Preis kam der genau zur richtigen Zeit“, verrät die Studentin, die inzwischen einen Master in Dezentrale Energiesysteme und Energieeffizienz M. Sc. an der Hochschule Reutlingen absolviert. Wer ebenfalls darüber nachdenkt, seine Bachelor- oder Masterarbeit für den Young Engineers Award einzureichen, sollte nicht zögern. „Einfach mal mit einer Bewerbung probieren“, rät die frisch gebackene Preisträgerin. Awards gibt es neben der Kategorie Forschung auch in den Bereichen Entwerfen, Konstruieren oder Bemessen.

Für Bortloff hat sich die Teilnahme am Wettbewerb ausgezahlt. Neben einer zweijährigen Mitgliedschaft bei der INGBW, die die Vernetzung in die Fachwelt ankurbelt, darf sich die junge Ingenieurin über die 1000€ Preisgeld freuen. Übergeben wurde ihr der Scheck bei der Preisverleihung in Stuttgart vom Präsidenten der Ingenieurkammer BW Herr Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann. Engagiert und zielstrebig wie Bortloff ist, hat sie auch schon erste Ideen, was sie mit dem Geld machen könnte. „Vielleicht investiere ich in ein Bürgerenergieprojekt in meiner Heimat dem Schwarzwald und beteilige mich an einer Windenergieanlage.“ Entschieden hat Bortloff das aber noch nicht. „Vielleicht nutze ich das Preisgeld auch ganz praktisch für meinen Studienalltag, z.B. die Miete, einen neuen Laptop oder Ähnliches“, ergänzt sie. Oder wie wäre es mit einem Urlaub auf Santorini? Egal wofür sie sich entscheidet, wir sind überzeugt, dass Bortloff mit ihren fachlichen Kompetenzen, ihrer Energie und Leidenschaft ein Gewinn für das Ingenieurwesen ist. Wir sind stolz, dass wir Frau Bortloff auf ihrem Karriereweg unterstützen durften und sagen noch einmal herzlichen Glückwunsch!

 

Foto der Windmühle und Tabelle: Mit freundlicher Genehmigung von Janica Bortloff.

Foto der Preisverleihung: Mit freundlicher Genehmigung der INGBW.