Kommunikationsdesign

    Masterstudiengang

    Dekoratives grafisches Element

    Schnappschuss einer Branche in der Krise

    Designstudierende veröffentlichen Magazin zu Perspektiven nach Corona

    Welches Arbeitsleben wird uns „nach Corona“ erwarten? Viele blicken eher sorgenvoll in die Zukunft. 21 Design-Masterstudierende der HTWG Konstanz wollten es genauer wissen und haben renommierte Gestalter*innen gefragt, selbst recherchiert und ein Magazin zum freien Download gestaltet. »Momentum – die Zeitkapsel für Design in der Krise« ist eine 200 Seiten lange Momentaufnahme, die neben ernster Prognostik und fachlichem Diskurs viele unterhaltsame Elemente bietet.

    Zum Beispiel Infos wie diese: Die Deutschen haben im Jahr 2020 80 Prozent mehr Gemüsekonserven gekauft. Der Suchbegriff »Haare selber schneiden« hatte unerwartete Konjunktur ebenso wie die Jogginghose als Arbeitskleidung. Infografiken, Selbsttests und unterhaltsames Wissen aus zwölf zuvor undenkbaren Monaten lockern das Magazin der Jungdesigner*innen immer wieder auf, genau wie die hellroten, gut gelaunten Illustrationen. Gelernt ist eben gelernt. Und »Momentum – die Zeitkapsel für Design in der Krise« ist so vor allem auch ein gut gestaltetes Printprodukt. Doch wie geht es den arrivierten Kolleg*innen in der Berufswelt?

    Angesprochen haben die Studierenden Designer*innen im In- und Ausland, wie Qian Jiang, der als Industriedesign-Berater in Stockholm arbeitet, Dr. Andrea Augsten, die bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit tätig ist, den Creative Director Christian Haas oder die Gestalter Dirk Wachowiak, Cihan Tamti oder Boris Kochan und viele mehr. Auch ihr Professor im Masterseminar »Design und Strategie«, Jochen Rädeker, der im zweiten Beruf Mitinhaber einer führenden deutschen Designagentur ist, war unter den 20 Interviewpartnern.

    Herausgekommen ist ein vielstimmiges Bild. Und die Antworten, so berichtet Teilnehmerin Sophia Hummler, seien positiver gewesen als befürchtet. Viele Gesprächspartner*innen empfänden die Coronakrise als eine Art Katalysator für die Digitalisierung. Entwicklungen, die sowieso bereits im Gange waren, hätten sich beschleunigt. Und viele hätten sich auch begeistert gezeigt von den neuen Möglichkeiten und der Selbstverständlichkeit der digitalen Zusammenarbeit.

    Gebündelt haben die Studierenden ihre Erkenntnisse in fünf Thesen. »Gestaltende Beratung ist das Design der Zukunft« lautet eine von ihnen, die auf den Punkt bringt, wohin derzeit der Trend zu gehen scheint. Denn in einer Welt, in der Computer schneller Logos entwickeln, Bilder bearbeiten und Texte setzen können als Menschen, kommt es gerade wegen der digitalen Entwicklung auf den Faktor Mensch an: nur Menschen können kreativ sein, nur Menschen sind empathisch.

    Und nur Menschen haben Spaß an Fun Facts, gut gestalteten Infografiken und humorvollen Listen, die das Heft immer wieder auflockern. Man habe sich an der »Bravo« orientiert, berichten die Studierenden lachend, es gibt »Hots-and-Nots«, die »Kamera-ist-aus«-Liste, den Selbsttest »Welcher Corona-Typ bist Du« und eine Fotostrecke in Schwarz-Weiß, die mit Schnappschüssen von leeren Plätzen und geschlossener Grenze noch einmal den Ausnahmezustand dieser Zeit verdeutlicht.

    Für Leser*innen, die es genau wissen wollen: Sämtliche Interviews befinden sich als Transkript im Anhang. Und wer es lieber analog mag: Die Druckerei Eberl und Koesel hat als Sponsor eine limitierte gedruckte Auflage zur Verfügung gestellt. Auf die Art kann das Heft nicht nur jetzt in die Zukunft weisen, sondern dann, irgendwann später, in einer Zeit lange nach Corona für besondere Erinnerungsmomente sorgen. Wie jeder gute Schnappschuss.