IST Institut

    Das Institut für Strategische Innovation und Transformation ist das Kompetenzzentrum zum Thema Innovation und Strategie. Forschungsschwerpunkte sind Strategische Transformation, Corporate Entrepreneurship, Startups, Ambidextrie, Agilität und Digitalisierung.

    DINAEMIC

    Dezentrale Innovationsentwicklung im Mittelstand mit Cloudorganisation

    Förderprogramm:
    FH-kooperativ (BMBF)
     

    Projektdauer:
    01.07.2024 - 30.06.2028
     

    Projektbudget:
    622.794,76 €

     

    Die Industrielandschaft Deutschlands ist geprägt durch hochspezialisierte Technologieunternehmen, die in ihrem Marktsegment oft führend sind, so genannte „Hidden Champions“. Durch rasant fortschreitende Globalisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeitsforderungen stehen diese meist mittelständisch geprägten Unternehmen vor großen Herausforderungen. Sie sind gezwungen, neue Innovationen in Form von Technologien, Services und Geschäftsmodellen zu entwickeln. Jedoch fehlt oftmals das dafür benötigte Knowhow und die Kompetenzen in Form von Wissensträgern wie Forschungslaboren, Startups oder qualifizierten, jedoch stark umworbenen Talenten. Dieses Knowhow bündelt sich in spezialisierten Technologieclustern, z. B. München, Heidelberg und Berlin und ist nicht gleichmäßig in der Fläche Deutschlands verteilt und zugänglich. Gleichzeitig müssen unterschiedliche Wissensträger aus unterschiedlichen Regionen zusammenarbeiten, um diese neuen und immer komplexeren Innovationen zu verwirklichen. Eine solche Innovationsentwicklung benötigt spezielle Organisationsformen, die es erlauben, dezentral, unabhängig voneinander und virtuell zusammenzuarbeiten.

    DINAEMIC ermöglicht Unternehmen des Mittelstands, ihre bislang stark zentral organisierte Innovationsentwicklung dezentraler und dynamischer aufzustellen - ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Durch die dezentrale Organisation Startup-ähnlicher Innovationsaktivitäten sichern sich die Unternehmen einen direkten Zugang zu dem Wissen in den Technologieclustern und dortigen Ökosystemen. Dieser Zugang ist die Grundlage, für die Entwicklung der immer komplexeren Innovationen. Zudem organisieren sich andere Arten der Wertschöpfung (u.a. Produktion) zukünftig stärker kollaborativ über Unternehmensgrenzen hinweg. Der Mittelstand profitiert von der Dezentralisierung nicht nur dadurch, dass die Unternehmen anschlussfähig an diese Ökosysteme werden, sondern diese aktiv mitgestalten. Dadurch können die Unternehmen an Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt und in deren wirtschaftlichen Umfeld gewinnen, was langfristig zur Sicherung der Arbeitsplätze beiträgt und die Wirtschaftsregionen stärkt. Zudem erlernen die Wissensträger und neuen Talente als Teil der dezentralen Innovationsentwicklung neue „Social Skills“ für die virtualisierte, dezentrale Arbeit.

    Details

    • Pojektziel

      Das Projektziel

      Das Ziel des Projektes ist die Entwicklung der DINAEMIC Methode, mit der sich neue Organisationsformen zur dezentralen, unternehmerischen Innovationsentwicklung im Mittelstand designen und implementieren lassen. Die Organisationsformen orientieren sich dabei an den Prinzipien einer Cloud-Architektur. Eine solche Cloud-Organisation befähigt Unternehmen mittels dezentralen Corporate Entrepreneurship (CE) Aktivitäten, neues Wissen zu generieren und zielgerichtet Innovationen zu entwickeln. Die Methode enthält dabei drei Module:
         (1) Referenzkonzept zur strategischen Planung einer Cloud-Organisation für dezentrale Innovationsentwicklung
         (2) Gestaltungshinweise für unternehmensspezifische Designs und Strategien sowie
         (3) Vorgehensmodelle für die Implementierung der DINAEMIC Methode. Für und durch die Methodenentwicklung werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen zu (a) dynamischen Fähigkeiten bei dezentralen CE-Aktivitäten und (b) zur Organisationstheorie durch die Adaption der Prinzipien einer Cloud-Architektur auf den organisationalen Kontext.
       

      Unser Weg zum Ziel

      Die Entwicklung der DINAEMIC Methode basiert auf der engen Zusammenarbeit diverser Unternehmen des Mittelstands, der Großindustrie, Beratungsunternehmen sowie Netzwerken und auf dem iterativen Vorgehen des Action Research. Aus einer Anforderungsanalyse des Mittelstands und der Interviewstudie zu Ansätzen der Großindustrie werden Hypothesen zum Design der DINAEMIC Methode erarbeitet und in ersten Metaprojekten mit studentischen Startup-Teams und Unternehmen als Testfeld validiert. Dabei finden Feedbackschleifen zwischen den Metaprojekten und dem Methoden-Design statt. Der Prototyp der DINAEMIC Methode wird im Rahmen von Pilotprojekten in den Partnerunternehmen des Mittelstands erprobt. Action Research begleitet und evaluiert die Pilotprojekte, was als Input für die anschließende fallübergreifende Analyse dient. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wird das Design der DINAMIC Methode finalisiert und in einem Handbuch beschrieben. Die Methodenentwicklung wird durch eine Promotion wissenschaftlich gestützt und begleitet. Über diverse Veranstaltungen und Publikationen lassen sich die Ergebnisse mit einem breiten Publikum teilen und diskutieren.
       

      Unsere Methoden

      Das Forschungsprojekt setzt auf einen Action Research Ansatz, wodurch die DINAEMIC Methode mittels iterativen Vorgehens und schnellen Feedbackzyklen entwickelt wird. Hierzu wird ein qualitatives Forschungsdesign gewählt, das folgende Methoden enthält: semi-strukturierte Interviews zur Datenerhebung in Unternehmen des Mittelstands und der Großindustrie; quantitative Inhaltsanalyse (Grounded Theory) zur Auswertung der Interviewdaten; teilnehmende und nichtteilnehmende Beobachtungen in bspw. den Meta- und Pilotprojekten, Gruppendiskussionen und multiperspektivischen Dialogen, um die Beobachtungen und Erkenntnisse in einem größeren Ausschnitt der Wirklichkeit auszuwerten. Fallstudien auf Mikro- und Makroebene evaluieren die Pilotprojekte. Somit werden regelmäßig neue Erkenntnisse aus den Pilotprojekten generiert, welche über Feedbackzyklen, Expertenpanels und Roundtables in die Weiterentwicklung der DINAEMIC Methode einfließen. Mittels einer Cross-Case-Analyse lassen sich auf Basis der Fallstudien, Interviewdaten und Diskussionserkenntnisse, generalistische Merkmale und Best-Practices ableiten.

       

    • Innovationen und Perspektiven: Wie helfen unsere Forschungserkenntnisse weiter

      Neue Entwicklungen und Erkenntnisse 

      Die Neuheit liegt in der DINAEMIC Methode, die die Umsetzung einer Cloud-Organisation für dezentrale, virtualisierte Innovationsentwicklung ermöglicht und bislang ungelöste Herausforderungen bzgl. Kreativität, Sozialisierung und strategische Abstimmung angeht. Dafür soll DINAEMIC basierend auf Konzepten wie Co-Spezialisierung, Agilität unter Individualisierung und gezieltem Einsatz physischer Interaktion neue Praktiken entwickeln, die diese wesentlichen Voraussetzungen für Innovationen sichern. Als modulare, validierte Methode kann DINAEMIC in vielen Unternehmen angewendet werden. Diese Verbreitung resultiert in neuen Zugängen zu relevantem Wissen in Form verteilter Wissensträger, Innovations-Plattformen und -Ökosystemen. DINAEMIC nutzt Prinzipien einer Cloud-Architektur, was bislang nur im Softwarekontext verwendet wird, und schafft damit ein neues Organisationsmodell. Der bidirektionale Ansatz adressiert gezielt die vielschichtigen Anforderungen an eine dezentrale Organisation. So werden Merkmale der effektiven, innovativen Arbeit in dezentralen, virtuellen Settings auf Teamebene untersucht und mit auf Unternehmensebene erhobenen Merkmalen einer dezentralen Organisation kombiniert.
       

      Neue Möglichkeiten

      Die DINAEMIC Methode könnte in angrenzenden Organisationsbereichen oder Sektoren verwendet werden, die vor ähnlichen strukturellen Herausforderungen stehen. Dies könnten bspw. die Gestaltung vernetzter Wertschöpfung mittels Ökosystemen, dezentrale Zusammenarbeit im öffentlichen Sektor aber auch in gemeinnützigen Organisationen sein. Weiterhin können die Forschungsergebnisse auf individueller Ebene genutzt werden, um Anforderungs- und Kompetenzprofile für das Anwerben von Talenten zu erstellen. Diese könnten zudem als Input für die bessere Förderung und Weiterentwicklung von Mitarbeiter:innen genutzt werden. Zudem ist weitere Forschungsarbeit denkbar zu (a) psychologischen Auswirkungen von Dezentralisierung auf Individuen und deren Einfluss auf die Entwicklung von Innovationen (b) der Eignung der dezentralen Organisationsformen für die Erreichung spezifischer Innovationsziele, sowie (c) erste longitudinalen oder quantitativen Untersuchungen zu dezentralen Innovationsaktivitäten mit zunehmender Verbreitung der DINAMIC Methode. Daraus ließen sich wiederum Benchmark-Studien, die den Grad der Dezentralisierung im Mittelstand bestimmen könnten, erstellen.
       

      Wer profitiert?

      Neben mittelständischen Unternehmen profitieren weitere Personenkreise von den DINAEMIC Erkenntnissen. Für Forscher:innen der Bereiche Organisationstheorie, Corporate Entrepreneurship Sozialwissenschaften sowie weiterer bietet das neue, an den Prinzipien einer Cloud orientierte Organisationsmodell eine Basis für neue Untersuchungen. Student:innen wird durch deren Einbezug in die Metaprojekte unternehmerisches Denken und Handeln sowie die Grundlagen dezentralen Arbeitens vermittelt. In den Metaprojekte können sie Praxiserfahrung zu neuen Innovationsstrukturen sammeln und Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern knüpfen. Durch Abschlussarbeiten erlernen die angehenden Absolvent:innen wissenschaftliches Arbeiten und erlangen vertieftes, praktisches Wissen in der Umsetzung dezentraler Innovationsentwicklung, was als Kompetenz und Mehrwert für zukünftige Arbeitgeber gewertet werden kann. Weiter können Professor:innen und Lehrbeauftragte die Ergebnisse in ihre Lehrveranstaltungen zu bspw. Innovation, agilem Management, Organisationsgestaltung einbinden. Berater:innen und Coaches können ihre Angebote durch neu generi