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Glühende Leidenschaft

13.11.2017

Einfache Handhabe, vandalismussicher und hygienisch: Maschinenbaustudent Felix Warrisch hat eine innovative Grillstation entwickelt.

Ein öffentlicher Grill, der jedem Nutzer stets hygienisch saubere Grillplatten zur Verfügung stellt? Für den die Grillmeister nicht erst Holzkohle oder Gas organisieren müssen? Der keine aufwändige Wartung und Reinigung benötigt? Felix Warrisch hat einen solchen Grill für öffentliche Grillplätze entwickelt. Der 24-Jährige studiert im siebten Semester Maschinenbau Entwicklung und Produktion. Seit Beginn seines Studiums tüftelt der angehende Ingenieur an seiner Entwicklung. Von Semester zu Semester kamen neue Ideen hinzu, die konkrete Umsetzung reifte. Inzwischen hat er den zweiten Prototypen fertiggestellt. Betreuer Karl-Hermann Katzoreck, Lehrbeauftragter an der Fakultät Maschinenbau, bescheinigt seinem Studenten und dem Grill beste Erfolgsaussichten.

„Der Perfektionismus der beiden Studenten ist schwer ruhigzustellen“, sagt Lehrbeauftragter Karl-Hermann Katzoreck.

Das Bewundernswerte: Trotz mancher Tiefschläge hat sich Felix Warrisch nicht von seiner Idee abbringen lassen. „Ich finde es faszinierend, mit welch großer Hartnäckigkeit Felix Warrisch sein Ziel verfolgt“, sagt Prof. Dr. Uwe Kosiedowski, Professor für  mechatronische Systeme und Elektrotechnik - Themengebiete, die Warrisch eigentlich noch gar nicht im Studium belegen musste. Aber: In seinem Hang zum Perfektionismus hat er sich über die Jahre auch in Fächer eingearbeitet, die nicht in seinem Lehrplan stehen. Und er hat sich Unterstützung von Kommilitonen dazugeholt.

Betreiber legen fest, wann der Ofen aus ist

Das Ergebnis überzeugt – unter anderem den Konstanzer Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. Die Grillstation sieht aus wie eine schicke Edelstahl-Küchenzeile. Sie ist leicht zu reinigen und zu warten, hat eine wertige Anmutung und lässt sich von den Betreibern individuell einrichten: Gas- oder Elektrobetrieb? Induktionsplatten oder Elektroplatten? Auch die Betriebszeit lässt sich einstellen, so dass auf Wunsch zum Beispiel um 23 Uhr im wahrsten Sinne der Ofen aus ist. Nutzer werden die Station per App buchen und sich darauf verlassen können, saubere Grillplatten vorzufinden.
Anwohner werden nicht durch Grillrauch und herumliegende Einweggrills belästigt, Grünflächen werden geschont. Beim Sommerfest der Hochschule inspizierte der Konstanzer Baubürgermeister die Anlage und sagte „In Konstanz besteht ein Bedarf an qualitätsvollen, öffentlichen Grillstellen. Das Projekt der HTWG wird von Seiten der Stadt Konstanz begrüßt.“

Die Kernidee entzündete sich bei Felix Warrisch während eines Australien-Aufenthalts, wo ähnliche Grillstationen auf öffentlichen Plätzen zur Verfügung stehen. Verschiedene Marktanalysen, unter anderem mit der Ludwig-Maximilian-Universität München, befeuerten das Vorhaben: In Deutschland - nicht nur am Studienort Konstanz - besteht Bedarf. Die hohen Anforderungen an die Hygiene und Sicherheit haben Produktentwicklung maßgeblich vorangetrieben. Messebesuche dienten dazu, unterschiedliche Reinigungskonzepte zu erarbeiten und mögliche Sponsoren für dieses Projekt zu gewinnen. Und die Ideen loderten stetig weiter, was sich in dem dynamischen Lastenheft wiederfand.

So funktioniert der Grill

Der Prototyp: Knapp zwei Meter lang, einen Meter breit und hoch. Auf den schnellen Blick wie eine kleine Küchenzeile, ummantelt von glänzendem Edelstahl. Der Prototyp verfügt über zwei Heizplatten oben in der Mitte, die im Ruhebetrieb von zwei Deckeln abgedeckt sind. Rechts und links davon ist eine Art Lager, wo sich Grillpfannen befinden.

Die Funktionsweise: Mit Start der Buchungszeit fahren zwei saubere Grillpfannen über einen Antrieb nach oben über die Heizplatten. Erst wenn sie eingerastet sind, lassen sich die Deckelhälften öffnen und die Energie der Heizplatten steuern, der Grillspaß kann beginnen. Das Grillgut – vom Gemüse, über Käse bis Fisch, Fleisch und Wurst – brutzelt nach wenigen Minuten. Werden die Deckelhälften nach Abschluss des Grillvorgangs wieder verschlossen, werden die benutzten Grillpfannen wieder über einen Antrieb abtransportiert und im Gehäuse gelagert.


Bis der Grill wie gewünscht funktionierte, mussten Felix Warrisch und Andreas Nuber weit über ihren fachlichen Tellerrand hinausschauen. Felix Warrisch selbst studiert Maschinenbau Entwicklung und Produktion im siebten Semester. Mit ins Boot geholt hat er seinen Kommilitonen Andreas Nuber, ebenfalls im siebten Semester, aber im Studiengang Maschinenbau Konstruktion und Entwicklung. „Die fachliche Breite ist bemerkenswert“, bescheinigt Prof. Dr. Uwe Kosiedowski, schließlich mussten sich die Studenten auch mit Regelungstechnik, elektrischen Antrieben, mit Sensorik und weiteren Herausforderungen befassen. Unterstützt wurden sie von Karl-Hermann Katzoreck. Der Lehrbeauftragte für Konstruktion hat an das Projekt geglaubt und ist unbändig stolz auf die Studenten. „Es ist faszinierend, dass sich Herr Warrisch und Herr Nuber schon zum Start des Studiums mit unerschütterlicher Ernsthaftigkeit und Gründlichkeit diesem Projekt gewidmet haben. Ich weiß, wie viel Tiefschläge es gab. Aber bei der gründlichen Herangehensweise war mir klar, dass das kein Strohfeuer ist“, so Katzoreck.

Nun widmen sich Warrisch und sein Team den nächsten Schritten: Die Patentbeantragung ist vollzogen, Feldversuche stehen an und die Beantragung eines EXIST-Stipendiums. Als Mentor hat sich der Präsident der Hochschule persönlich zur Verfügung gestellt:  Prof. Dr. Carsten Manz, selbst Maschinenbau-Professor, freut sich, dass die HTWG mit ihrem breiten Fächerspektrum die Umsetzung solcher Projekte ermöglichen kann. Schließlich ist das Grill-Team in der weiteren Realisierung auf weitere Disziplinen angewiesen: Eine Kommunikationsdesignerin spricht nicht nur bei der Anmutung des Geräts mit, sondern auch bei der Vermarktungsstrategie. Informatiker werden die App zur zuverlässigen Buchung der Station programmieren.

Es gibt viele, die den beiden für den zukünftigen Erfolg die Daumen drücken: Ihre Familien, die Professoren und nicht zuletzt die Studierenden, die sich auf den Grillabend am See freuen. Und sicher auch der eine oder andere Bauhof-Mitarbeiter, der die Einweggrills entsorgen und die abgekokelten Rasenflächen reanimieren muss.