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Startup: Diese HTWG-Absolventen brennen fürs Gründen

25.08.2022

Eine Software, die Feuerwehren durch den Einsatz führt – mit dieser Geschäftsidee haben sich die HTWG-Absolventen Pascal Steinmüller, Andreas Barasicz und Dustin Keller erfolgreich um ein EXIST-Gründungsstipendium beworben. Im Interview haben sie uns von ihrem Konzept erzählt.

Wenn es brennt, muss es schnell gehen. Gleichzeitig müssen Feuerwehren ihre Einsätze dokumentieren. Viele machen dies noch auf Papier oder nutzen komplexe Softwares, die kompliziert zu bedienen sind. „Ich kenne einen Feuerwehrmann, der 17 Klicks machen muss, nur um festzuhalten, dass er bei einem Einsatz dabei war“, sagt Pascal Steinmüller, Absolvent des Bachelor-Studiengangs Automobilinformationstechnik (AIT) der HTWG.

Tablet statt Papier: FWApp erinnert an die Dokumentation relevanter Vorgänge

Die Dokumentation auf Papier ist ebenfalls kompliziert. Sie erfolgt an mehreren Orten – den verschiedenen Einsatzfahrzeugen und auf der Wache – gleichzeitig. Oft wird etwas vergessen. Nach dem Einsatz muss alles zusammengeführt werden. Auch dabei entstehen Fehler.

FWApp – die Software der Gründer – soll Feuerwehrleute durch den Einsatz führen und nicht dabei behindern. „Wir wollen einen digitalen Führungsassistenten schaffen, der Einsatzleiter*innen dabei hilft, ihre Aufgaben optimal abzuarbeiten“, sagt Andreas Barasicz, der Betriebswirtschaftslehre (BWB) an der HTWG studiert hat. Relevante Dinge würden nicht mehr vergessen, da die Software an ihre Dokumentation erinnere, erklärt Dustin Keller. Der Dritte im Bunde hat nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau (WIM) an der HTWG absolviert.

Die Software soll von unterschiedlichen Geräten wie Tablets, Desktop-Computern und Laptops steuerbar sein und allen Beteiligten gleichzeitig alle Informationen, die von unterschiedlichen Orten aus eingegeben werden, zur Verfügung stellen. Alle Nutzer*innen sollen am gleichen Einsatz in Echtzeit arbeiten.

Die Startup-Initiative Kilometer1 unterstützt die Gründer

Zudem soll die Software einfach zu bedienen sein, da viele, die bei freiwilligen Feuerwehren aktiv sind, den Umgang mit digitalen Anwendungen noch nicht gewohnt seien, sagen die Gründer. „Unser Ziel ist es, dass sie die Software ohne große Schulungen bedienen können“, sagt Dustin Keller. Später soll sie auch einmal Mitgliedern des THW oder von Hunderettungsstaffeln bei der Einsatzdokumentation helfen.

Für ihre Idee und deren Umsetzung haben die Gründer bereits viel Anerkennung und Unterstützung erhalten, unter anderem von Kilometer1, der gemeinsamen Startup-Initiative von HTWG und Universität Konstanz, sowie von Professor*innen der Hochschule.

Unterstützung für Gründer*innen: Die Startup-Initiative Kilometer1

Kilometer1 ist die gemeinsame Startup-Initiative der Universität Konstanz und HTWG Konstanz. Ihr Auftrag ist es, den Gründergeist und die Gründerkultur an den beiden Hochschulen zu stärken und Hochschulangehörigen bei der Verwirklichung und Umsetzung ihrer Ideen zu helfen. Die Initiative informiert über die neusten Ereignisse und Veranstaltungen rund um das Thema Gründung und dient als Plattform für Gründer*innen, um sich mit anderen Gründungsinteressierten zu vernetzen. Zudem berät sie Interessierte zu ihrem Gründungsvorhaben, bietet Events und Vorlesungen an den Hochschulen an und unterstützt bei der Beantragung von Fördermitteln wie dem EXIST-Gründerstipendium.

Mehr Informationen über die Startup-Initiative gibt es auf www.kilometer1.de

„Die Mitarbeiter*innen von Kilometer1 haben unser Konzept sehr kritisch hinterfragt und uns gleichzeitig bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das hat uns sehr bei der Weiterentwicklung unseres Konzepts geholfen“, sagt Pascal Steinmüller.

Unterstützung aus der Hochschule beim Antrag auf ein EXIST-Gründungsstipendium

Das FWApp-Team hatte sich unter anderem für das Mindelsee-Stipendium, eine finanzielle Förderung für innovative Gründer*innen, beworben. „Rebecca Off von Kilometer1 hat uns mitgeteilt, dass wir trotz der verpassten Aufnahme in das Programm viel Potenzial gezeigt haben und unbedingt weitermachen sollten“, erzählt Andreas Barasicz.

Inzwischen hat das Startup die Zusage für ein EXIST-Gründungsstipendium erhalten. Christina Ungerer von Kilometer1 unterstützte bei der Beantragung. „Die Leidenschaft, mit der das gesamte Team von Kilometer1 zukünftige Gründer*innen unterstützt, ist wirklich herausragend. Zudem haben uns HTWG-Professor*innen wie Prof. Dr. Clotilde Rohleder, Prof. Dr. Stefan Waitzinger und Prof. Dr. Werner Volz mit ihrer Expertise in Themen wie Digitale Business Modelle, Finanzpläne und Steuerecht sehr unterstützt, uns Coachings gegeben und Anträge geprüft“, ergänzt der HTWG-Absolvent.

EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft

EXIST ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Ziel ist es, das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Anzahl und der Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen erhöht werden. Hierzu unterstützt das BMWK Hochschulabsolvent*innen, Wissenschaftler*innen sowie Studierende bei der Vorbereitung ihrer technologieorientierten und wissensbasierten Existenzgründungen. Darüber hinaus fördert EXIST eine lebendige und nachhaltige Gründungskultur an öffentlichen und privaten Hochschulen.
EXIST umfasst drei Förderprogrammlinien:
●    EXIST-Gründungskultur unterstützt Hochschulen dabei, eine ganzheitliche hochschulweite Strategie zu Gründungskultur und Unternehmergeist zu formulieren und nachhaltig und sichtbar umzusetzen.
●    EXIST-Gründerstipendium unterstützt die Vorbereitung innovativer technologieorientierter und wissensbasierter Gründungsvorhaben von Studierenden, Absolvent*innen sowie Wissenschaftler*innen.
●    EXIST-Forschungstransfer fördert sowohl notwendige Entwicklungsarbeiten zum Nachweis der technischen Machbarkeit forschungsbasierter Gründungsideen als auch notwendige Vorbereitungen für den Unternehmensstart.
Weitere Informationen zum EXIST-Förderprogramm auf den Seiten des Wirtschaftsministeriums.

Aber wie kam es überhaupt zu dem erfolgsversprechenden Konzept? Pascal Steinmüller begann bereits 2019 daran zu arbeiten. Der damalige AIT-Student ist aktiv bei der freiwilligen Feuerwehr in Munderkingen, seinem Heimatort. „Dort wurde ich angesprochen, ob ich nicht ein Programm für die Einsatzdokumentation entwickeln könnte“, erzählt er.

Vom interaktiven PDF zur Software: Der Student schrieb seine Bachelor-Arbeit über die Idee

Anfangs war dieses Programm ein interaktives PDF-Dokument. Schnell zeigten weitere Feuerwehren Interesse an der Anwendung. Mit der Unterstützung von Kilometer1 entwickelte der damalige Student seine Idee weiter zur Software und schrieb innerhalb des Programms „StartUp Your Thesis“ der Startup-Initiative seine Bachelor-Arbeit darüber.

StartUp Your Thesis

Während des Programms StartUp Your Thesis zeigt Kilometer1 HTWG-Student*innen die Phasen und Schritte einer Startup-Entwicklung auf und geht diese gemeinsam mit weiteren Startup-Teams durch. In mehreren Terminen bearbeiten die Teams diese verschiedenen Phasen. Kilometer1 gibt zusammen mit den anderen Teilnehmer:innen Feedback und Impulse und vernetzt die Gründer*innen bei Bedarf mit Mentor:innen. Am Ende des Programms haben die Student*innen ein validiertes Konzept für ihre Startup-Idee entwickelt, das ein echtes Kund*innenproblem löst.

Während das Kilometer1-Team ihnen dabei hilft ein schlüssiges Gesamtkonzept zu entwickeln, haben die Teilnehmer*innen zudem die Möglichkeit, sich im Rahmen ihrer Thesis auf eine Fragestellung ihres Konzepts besonders zu fokussieren. Das Programm StartUp Your Thesis gibt ihnen die Möglichkeit, sich im Rahmen ihrer Bachelor- oder Masterabschlussarbeit ein Semester lang intensiv mit ihrer Gründungsidee auseinanderzusetzen.

Mehr Informationen über das Programm gibt es auf www.kilometer1.de

Alleine zu gründen, ist aber schier unmöglich. Auf der Suche nach Mitgründer*innen präsentierte Pascal Steinmüller seine Idee bei „Ideas and Cheers“. Bei dem Event von Kilometer1 stellen regelmäßig spannende Startups ihre Ideen und Learnings vor. Zudem bietet es Gründungsinteressierten die Möglichkeit, sich zu vernetzen. So lernten sich im November 2021 auch Pascal Steinmüller und Andreas Barasicz kennen.  

Der BWL-Absolvent ist bereits seit Langem in der Gründungsszene unterwegs. Er hatte schon als Schüler aus einem Schulprojekt heraus das erste Mal gegründet. Nach einer Station im Einkauf und Vertrieb eines großen Onlineversandhandels wollte er wieder kreativer und selbstständiger arbeiten und schaute sich aktiv nach interessanten Startup-Ideen um.

Kilometer1 brachte die Gründer zusammen

Ähnlich ging es auch Dustin Keller. Nach einem Masterstudium in Berlin arbeitete er als Einkaufsleiter bei einem Unternehmen in Kreuzlingen. „Ich wollte aber wieder mehr bewegen und gestalten“, sagt er. Kilometer1 vermittelte. Das Team war komplett.

„Dass wir nun ein EXIST-Gründungsstipendium erhalten haben, ist eine große Ehre und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die finanziellen Mittel aus dem Stipendium ermöglichen es uns, nun in Vollzeit an unserem Startup zu arbeiten“, sagt Andreas Barasicz. Im nächsten Schritt werden die Gründer ihre App in Zusammenarbeit mit Testkunden prüfen, um dann möglichst bald bereit zu sein für den Markteintritt. Für die Testphase suchen sie auf ihrer Website noch nach Tester*innen.

Wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

Titelfoto: FWApp soll Feuerwehren bei ihren Einsätzen unterstützen (Symbolfoto: iStock / kzenon).