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Pandemie: Verpasste Erfahrungen nachholen

01.09.2022

Corona hat Student*innen vor dem Sommersemester 2022 viele Möglichkeiten verwehrt, die normalerweise zum Studium dazugehören. Um pandemiebedingte Lernrückstände abzumildern, hat die HTWG mit der finanziellen Unterstützung des Landes ein breites Programm auf die Beine gestellt. Wir geben einen Überblick.

Praxiserfahrungen, Kontakte, Selfcare – während das Projekt DIGITALL der HTWG das Ziel hat, in der Krise gewonnene Erfahrungen weiterzuentwickeln und langfristig die Vorteile von Präsenzlehre und Online-Angeboten zu verknüpfen, kümmert sich das Programm zur Abmilderung pandemiebedingter Lernrückstände um die Dinge, die wegen Corona in den vergangenen Semestern zu kurz kamen. Die Fakultäten und zentralen Einrichtungen der Hochschule haben umfangreiche Angebote entwickelt, um Student*innen dabei zu unterstützen, Verpasstes nachzuholen.

Laborübungen zu Hause und eine Take-away-Werkstätte konnten Praxiserfahrungen nur teilweise ersetzen

Finanziell ermöglicht wird das Programm vom Land Baden-Württemberg. Es investiert im Jahr 2022 zusätzlich 28 Millionen Euro, damit pandemiebedingte Lernrückstände abgebaut werden und möglichst viele Student*innen ihr Studium erfolgreich meistern können. Die HTWG nutzt die Gelder unter anderem, um zentrale und fakultätsinterne Tutorien aufzustocken und fachliche Tutor*innen zu schulen, die Student*innen dabei helfen, den Stoff aus Vorlesungen zu wiederholen.

An einer Hochschule für angewandte Wissenschaften spielt neben dem theoretischen Wissen aber auch dessen Anwendung eine tragende Rolle. Und gerade die erschwerte die Pandemie besonders. Zwar konnten unter anderem Laborübungen auch im „Home-Lab“ durchgeführt werden und das DIY-Labor „Open Innovation Lab“ wurde zur Take-away-Werkstätte. Alle Praxiserfahrungen konnte die HTWG während der Lockdowns aber nicht ersetzen. Um ihren Student*innen verpasste Erfahrungen doch noch zu ermöglichen, sind die Fakultäten der Hochschule nun kreativ geworden.

Kreative Angebote: Bierbrauen im Labor, um Praxiserfahrung nachzuholen

So bot zum Beispiel der Studiengang Verfahrens- und Umwelttechnik der Fakultät Maschinenbau seinen Student*innen Ende des Sommersemesters die Möglichkeit, unter Anleitung eines studentischen Braumeisters Bier in den Laboren der Hochschule zu brauen.

Eine lange Nacht des Lernens veranstaltete die Fakultät Informatik im Sommersemester. Zusätzliche Arbeitsplätze im Labor schuf zudem die Fakultät Bauingenieurwesen. So konnte sie die Größen von Arbeitsgruppen reduzieren und deren Betreuung intensivieren. Der Studiengang Architektur hat Absolvent*innen engagiert, die von ihren Berufserfahrungen berichten und sich Fragen der Student*innen stellen.

Ein Festmahl, das die Studierendenschaft zusammenbrachte

Ein wahres Praxisfest fand in den Studiengängen Kommunikationsdesign der Fakultät Architektur und Gestaltung statt. Im Rahmen einer Workshop-Woche bekamen die Teilnehmer*innen die Aufgabe, ein Festmahl für alle Mitglieder der Studiengänge zu organisieren. Theoretisches Fundament der Aktion waren Vorträge der beteiligten Professor*innen. Das mehrgängige Menü im festlichen Rahmen mitsamt exquisiter Getränkeauswahl und Programm, das die Student*innen organisierten, machte sogar diejenigen sprachlos, die die Aufgabe gestellt hatten. Alle Student*innen der Fakultät Kommunikationsdesign bekommen zudem vermehrt die Möglichkeit mit Tutor*innen in den Druckwerkstätten und Studios der Fakultät zu arbeiten, an ihren Präsentationstechniken zu feilen oder dank des Engagements externer Referenten wertvolle Praxistipps zu bekommen.

Alle Workshops und Übungen haben auch das Ziel, Student*innen untereinander zu verknüpfen. Gerade diejenigen, die ihr Studium während der Pandemie begonnen haben, hatten während der digitalen Semester nur wenig Möglichkeiten ihre Kommiliton*innen kennenzulernen.

Aufgrund der Pandemie fehlende Kontakte knüpfen

Im Studiengang Wirtschaftssprache Deutsch und Tourismusmanagement (WDT) für Student*innen von Partnerhochschulen der HTWG in Asien sowie den Asienmanagement-Studiengängen (BAC und BAS) für deutsche Student*innen spielt die Vernetzung eine besondere Rolle. Das Ziel der Studiengänge ist das interkulturelle Lernen der Student*innen voneinander. Um dieses nun besonders zu fördern, bot die Fakultät Wirtschafts-, Kultur- und Rechtswissenschaften den Student*innen ein Team-Building-Coaching an.

Neben den Bachelor-Student*innen, deren persönliche Interaktion untereinander ein Förderziel des Programms war, profitierten auch Master-Student*innen des Asienclusters der Hochschule vom Programm zur Abmilderung pandemiebedingter Lernrückstände. Für sie wurde ein gruppendynamischer Workshop angeboten, der neben der Vertiefung fachlicher Inhalte ein intensives gegenseitiges Kennenlernen und ein Reflektieren gemeinsamer Entscheidungsprozesse ermöglichte.

Selfcare: Yoga, Meditation und Mental-Trainings für Lernpausen

Zu Hause vor dem Laptop zu studieren, ist nicht nur hinderlich für soziale Kontakte. Es erfordert auch, sich unter reduziertem Austausch mit anderen selbst um das eigene Wohlbefinden zu kümmern. Die Themen Umgang mit Stress, Selbstorganisation und Selbstfürsorge waren und sind deshalb einer der Schwerpunkte des zentralen Programms zur Abmilderung pandemiebedingter Lernrückstände an der HTWG.

Bereits im Sommersemester lud es Student*innen unter dem Titel „Mental Health Weeks“ zu Verschnaufpausen ein. Yoga-Angebote, Mental-Trainings und Meditationskurse halfen dabei, zwischen Lernphasen auch mal abzuschalten. Im September bietet der „Kickstarter Month“ unter dem Motto „Frische-Kick ins Semester“ nun noch einmal die Möglichkeit, gut vorbereitet ins neue Semester zu starten. Regelmäßige Yoga-Stunden und ein Kurs zur Selbstfürsorge bieten die Möglichkeit, Wege zum Durchatmen und Sich-stärken kennenzulernen und zu erproben.

Refreshkurse und Selbstorganisation für ein erfolgreiches Wintersemester

Neben dem Wohlbefinden spielt beim „Frische-Kick ins Semester" auch das Festigen oder Nachholen von Grundlagen eine wichtige Rolle. Ein Mathematik- sowie ein Englischintensivkurs helfen dabei, das Basiswissen für das Studium im Wintersemester aufzufrischen.

Präsentations- und Schreibkurse sowie ein neues Angebot zum Thema „Rhetorik“ im Rahmen des Studium generale unterstützen Student*innen beim Erlernen von elementaren Fähigkeiten für Studium und Beruf, genauso wie zusätzliche MS-Office-Kurse. Abgerundet wird das Programm des „Frische-Kicks ins Semester“ von Angeboten, die Student*innen dabei helfen, ihren Studienalltag zu organisieren und effektiv zu lernen.

Einblicke in die E-Mobility auf der Rennstrecke

Intensivwochen des eLaketric Racing Teams der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik ermöglichen Bachelor-Student*innen aller Fachrichtungen zudem einen praktischen Einblick in die Themen E-Mobility und E-Motorsport. Auch Student*innen der Studiengänge Maschinenbau und Elektrotechnik können teilnehmen, um Gelerntes zu vertiefen. Im zweiten Teil des Workshops ist die Teilnahme an einer Exkursion nach Imola ins Autodromo Enzo e Dino Ferrari zum Moto Engineering Italy Wettbewerb in der letzten Septemberwoche möglich.

Für das Wintersemester sind bereits zahlreiche weitere Maßnahmen in den Fakultäten geplant. Die Zentrale Studienberatung hat zudem ihr bereits breit gefächertes bestehendes Programm zum Thema Lernen auch aus eigenen Mitteln um weitere Workshops erweitert. Das Wintersemester kann kommen!

Titelbild: Eine Architektur-Studentin arbeitet in einer Werkstätte der HTWG an einem Modell (Foto: Philipp Uricher).