Architektur

    Bachelor und Master

    Dekoratives grafisches Element

    Blockwoche

    Analytisches Freihandzeichnen

    Prof. Hans Kazzer

    Durch das Zeichnen entsteht ein Kontrapunkt zur momentan vorherrschenden Bilderflut schnell wechselnder Fotos oder Videos. Die analytische Zeichnung verlangt eine Aufmerksamkeitsspanne, die in unserer Gesellschaft zunehmend verloren geht. Die Wahrnehmung soll durch Zeichnen und das Einlassen auf das Objekt, Material, Licht und Schatten und die Stofflichkeit geschult werden. Mit den Skizzen, die in verschiedenen Maßstäben erstellt werden, nehmen die Zeichnenden den Ort und das Objekt bis hin zur Einzelheit vertieft auf. Informationen zur städtebaulichen Situation, bis hin zu Gebäude- oder Konstruktionsausschnitten sollen zeichnerisch untersucht werden. 
    Durch sich überlagernde Zeichnungsinhalte können gestalterische Schwerpunkte auf den Blättern entstehen und Informationen gebündelt werden. Die konstruktive Logik des Fügens und der baulichen Abfolge soll in den Zeichnungen nachvollziehbar vermittelt werden. Proportionen, Maßstäblichkeit, Verhältnisse sind wichtiger Bestandteil der Zeichnungsinhalte. Persönliche Interpretationen geben den Blättern individuelle Qualität. 

    Exkursion: Architektur Biennale Venedig 2021 “How will we live together” 1/2

    Prof. Eberhard Schlag

    Beim Besuch der Architektur Biennale haben wir diesmal einen besonderen Augenmerk auf die Architektur einiger Nationenpavillons im Giardini della Biennale gerichtet: Die Pavillons der Niederlande, Österreichs, Venezuelas, Finnlands und der Nordic Countries und deren Gestalter:innen. 

    Am dritten Tag widmeten wir uns der historischen und aktuellen Architektur Venedigs. Wir besuchten zwei Kirchen von Andrea Palladio (S. Giorgio Maggiore und Il Redentore), zwei Museumsumbauten von Tadao Ando (Punta della Dogana und Palazzo Grassi) und ein Shoppingcenter von Rem Koolhaas (Il Fondaco dei Tedeschi). 

    Die Studierenden hatten jeweils die Aufgabe, diese Projekte mit ihrer Entstehungsgeschichte sowie Leben und Werk ihre Gestalter:innen vor Ort vorzustellen.

    Die Quintessenz dieser Auseinandersetzung sollte in Wort und Bild auf zwei Postkarten festgehalten werden:
    1. Vor der Biennale. Postkarte einer fiktiven Zeitgenoss:in an die Gestalter:in mit Meinungsäußerung über das Projekt.
    2. Nach der Biennale. Postkarte an eine befreundete Architekt:in: Was hat mich beeindruckt? Was habe ich von dem Besuch mitgenommen? 

    Exkursion: Architektur Biennale Venedig 2021 “How will we live together” 2/2

    Prof. Friederike Kluge

    Frauen in der Architektur

    Prof. Friederike Kluge
    Franziska Hauser

    Wer die erste „Frau Architekt“ überhaupt war, ist schwer zu sagen. Denn es gab schon seit dem 15. Jahrhundert immer wieder einzelne Pionierinnen wie Plautilla Bricci, die selbstständig entworfen haben oder an Entwürfen beteiligt waren. In Deutschland war es Emilie Winkelmann, die als erste unter anonymem Namen illegal studierte, aber aufgrund ihres Geschlechts keinen Abschluss erhielt. Trotz der Widerstände gründete sie 1908 ihr eigenes Büro und ebnete so den Weg für die Frauen nach ihr. Leicht hatten es diese trotzdem nicht, wurden sie oft in den öffentlichkeitsfernen Hintergrund gedrängt oder ihnen die selbstständige und wegweisende Arbeit abgesprochen.
    Inzwischen gibt es in Deutschland circa 30 000 Architekturstudierende, von denen mehr als die Hälfte Frauen sind. Die Geschlechterverhältnisse scheinen mehr als ausgeglichen, warum also wird immer noch von vielen ein Umdenken gefordert? Schaut man ins Berufsleben, sehen die Zahlen ganz schnell ganz anders aus. Nur etwas mehr als ein Drittel der eingetragenen Architekten sind Frauen. Und nur 12% der Pritzker-Preise wurden an Frauen verliehen, wobei wiederum in 60% dieser Fälle auch Männer beteiligt waren. Noch 2012 wurde Lu Wenyu der Preis gänzlich verwehrt und nur ihr Partner Wang Shu ausgezeichnet, mit dem sie gemeinsam das Amateur Architecture Studio gegründet hatte.

    In der Blockwoche im WS 21/22 haben wir uns mit Prof. Friederike Kluge und der ehemaligen Gastprofessorin Franziska Hauser mit genau diesen Problemen beschäftigt. Wir sprachen mit den Architektinnen von illiz Architektur und Mary Pepchinski sowie den Autorinnen Ulrike Eichhorn und Ursula Schwitalla, die ihre persönlichen Erfahrungen und wichtigen Erkenntnisse aus ihrer Forschung und ihrem Berufsalltag mit uns teilten. In den letzten Jahren hat sich die Situation für Frauen im Architekturberuf deutlich gebessert. Jedoch gibt es immer noch Verbesserungsbedarf, worauf beispielsweise eine Gruppe von Architekten um Odile Decq, Farshid Moussavi und Manuelle Gautrand bei der Architekturbiennale 2018 in Venedig mit einem Flashmob aufmerksam machte. Der Sensibilisierung für dieses Thema möchten wir uns, ausgehend von dem Blockwochen-Workshop, anschließen und das Thema „Frauen in der Architektur“ an unserer Hochschule präsenter machen. Macht euch bereit für spannende Projekte und anregende Vorträge von, mit und für Frauen der Architektur sowie alle Interessenten.

    Text: Sophia Winder
    Illustration: Paula Kutt

    Wiki House

    Prof. Oliver Fritz

    How to build a Wiki House?
    Ein Workshop des Open Innovation Lab

    Gemeinsam mit acht Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen der HTWG Konstanz, haben sich das Open Innovation Lab mit Professor Oliver Fritz, zwei Wochen lang dem Open Source System ‚Wiki House‘ gewidmet.
    Es wurde zusammen an dem Thema recherchiert, geforscht und schlussendlich auch ein 1,5 Meter langer Teil eines Hauses gebaut, dass im Oktober 2021 im Foyer des P-Gebäudes ausgestellt steht.
    Zusätzlich zum Verstehen und Aneignen von schon bestehenden Systemen, die nach dem Open Source Gedanken im Internet frei zugänglich sind, war es eines der Ziele an einer neuen Art der Verbindung zu forschen und einen Teil zur weltweiten Wiki House Community beizutragen.

    Das Wiki House
    Das System Wiki House stammt aus einer Idee von Designern und Architekten für die Gwangju Design Biennale in Gwangju, Südkorea.
    Dabei war es das Hauptanliegen, Häuser möglichst demokratisch selbst entwerfen und bauen zu können, mit Hilfe von vorgefertigten CNC gefrästen Bauteilen, die die Konstruktion bilden.
    Das WikiHouse ist demnach ein anpassungsfähiges System aus Teilen mit standardisierten Fügungselementen. Alle Teile werden mit Hilfe von digitalen Fertigungsprozessen hergestellt und können ohne Kräne und komplexen Maschinen aufgebaut werden.
    Ein weiterer Wunsch der Erfinder war es, den Produktionskreislauf möglichst lokal zu halten und geringe Transportwege zu generieren, was durch den Open Source Gedanken möglich gemacht wird. So kann man auf jeder geeigneten Fräse an jedem beliebigen Standort alle Teile für die Konstruktion herstellen und mit einen Transporter zur Aufbaustelle bringen.
    Mit mindestens einer weiteren Person kann die Grundkonstruktion an Ort und Stelle verbaut werden.
    So soll das Herstellen von Gebäuden demokratisch und kostengünstiger werden und damit eine Gegenbewegung zum aktuellen Immobilienmarkt darstellen.
    Aufgebaut sind die Systeme, die im Workshop untersucht worden sind, aus Rahmen, die den Raum überspannen und über Platten miteinander verbunden und ausgesteift werden. In die Platten Elemente können Fenster und Türöffnungen angebracht werden. Die Rahmenelemente können je nach Nutzen beliebig aneinander gereiht werden.

    Das Grundprinzp
    Auf der Zeichnung sieht man die einzelnen Schritte die bis zum Aufstellen eines Wiki House Modul.
    Zum Zusammensetzten der tragenden Rahmenkonstruktion benötigt es die vorgefertigten Frästeile und eine Person. Zum Aufstellen der Rahmen und um sie im weiteren Schritt zu fixieren, benötigt man bis auf mindestens eine weitere Person, höchstens eine Leiter, ein kleines Gerüst und ein Hammer. Die meisten Verbindungen halten durch Klemmen und Stecken, dennoch wird für eine sichere Konstruktion an einigen Stellen zusätzlich Schrauben angebracht.

    Das Wiki House an der HTWG
    Warum ist das Wiki House System an der HTWG Konstanz ein spannendes Forschungsprojekt?
    In einigen Bereichen ist das Wiki House System mehr Prototyp als ein fertiges Baukastensystem, bietet also eine gute Grundlage, um zu forschen und interdisziplinär daran zu arbeiten
    Zukunftsfähiges Bauen ist eines der größten Herausforderungen unserer Zeit und bietet sich zudem an in dieser Form als studentisches Gemeinschaftsprojekt zu etablieren und gelerntes in der Praxis umzusetzen.
    Hier bietet sich das OIL mit seinen computergesteuerten Maschinen (unter anderem eine CNC Fräse) an, verschiedene Systeme, Materialien und Entwürfe zu testen und in der Praxis umzusetzen.

    Wiki House meets ReUse
    Während des Workshops und der Überlegungen um die Zukunft und Umsetzbarkeit des Wiki House auf dem Campus der HTWG, kam der Gedanke der Kooperation mit dem Pilot Projekt ReUse auf.
    Da dieses während der Pandemie ins Stoppen geraten ist, bietet sich ein Neudenken des Vorhabens in Kombination mit dem Wiki House System an.
    Zusammen mit Professor Stark und Viola John begaben wir uns auf eine Besichtigung bereits recycelten Bauteilen und bauten eines dieser Fenster in das Modul mit ein um die Machbarkeit zu überprüfen.

    Ein Ausblick in die Zukunft
    Mit dem Workshop ‚How to build a Wiki House‘ wollten wir das System Wiki House auf den Campus und das Projekt mit in die Forschung der HTWG aufnehmen.
    Ein Wunschziel ist, ein Entwurf auf dem HTWG Campus als Studierendenprojekt zu entwerfen und zu bauen und unter dem Open Source Gedanken ein hochschulweites Netzwerk rund um das Wiki House aufzubauen.

    Leitung und Teilnehmer*innen des Workshops:
    Florian Neumann, Georg Wilbs, Henrik Handwerker, Jens Sichler, Jo Wichmann, Karolina Herrmann, Laura Froeschle, Moritz Kleiner (Leitung), Maximilian Scheerle (Leitung), Prof. Oliver Fritz (Leitung), Sophia Reifenstuhl, Rebecca Müller (Leitung), Tobias Erb (Leitung)